Radioman: Der Star, der aus der Gosse kam
Johnny Depp hält ihn für ein Alien, Helen Mirren hat sein Foto in der Garderobe hängen und Josh Brolin wird nervös, wenn er nicht am Set auftaucht: Ein ehemaliger Obdachloser ist das Faktotum der New Yorker Filmszene. In über 100 Filmen spielte er bereits mit, nun bekommt er vielleicht sogar seine eigene TV-Serie.
Darauf angesprochen, errötet Radioman leicht. „Ich weiß auch nicht, was die an mir finden, aber es stimmt: Ich kenne sie alle und sie alle kennen mich. Neulich war ich bei Helen Mirren in der Garderobe – sie spielt ja gerade am Broadway –, und da hatte sie ein Foto von mir an der Wand hängen. Daneben hing eins von ihrem Mann, und das war kleiner. Wer kann das schon von sich behaupten? Helen Mirren hat ein Foto von mir in ihrer Garderobe hängen! Das hätte ich mir niemals träumen lassen …“
Tatsächlich kreisten Radiomans Träume lange Zeit um wesentlich weniger glamouröse Dinge: Wo bekomme ich das nächste Bier her? Wo schlafe ich heute Nacht? Seit seinem 17. Lebensjahr trank er regelmäßig. Als er dann mit Mitte 30 seinen Job als Briefsortierer bei der Post hinwarf, war er Alkoholiker. Er jobbte als Zeitungsverkäufer, trank mehr und mehr und glitt in die Obdachlosigkeit ab. „Ich schlief in U-Bahn-Tunneln und -Waggons, bis die Cops mich aufweckten und mich vertrieben. Mein Radio hab ich mir um den Hals gehängt, damit es keiner klauen konnte – daher der Name ‚Radioman‘. Es war der Abgrund.“
ROBIN WILLIAMS’ ZWILLINGSBRUDER
Bei einem seiner trunkenen Spaziergänge durch den New Yorker Central Park lief ihm ein Mann entgegen, der genauso abgewrackt aussah wie Radioman selbst und der von einer feuerspeienden Maschine gejagt wurde: Schauspieler Robin Williams. „Das waren die Dreharbeiten zu ‚König der Fischer‘, wo Robin einen Penner spielte, der von einem Drachen gejagt wurde“, erinnert sich Radioman.
„Er blieb stehen, schaute mich an und sagte: ‚Du musst mein Zwillingsbruder sein!‘“ Sie kamen ins Gespräch, und bevor er wusste, wie ihm geschah, durfte Radioman Robin Williams für seine Rolle in dem Film coachen: „Ich nahm ihn mit nach Downtown, stellte ihm dort ein paar echte Obdachlose vor und zeigte ihm ein paar typische Verhaltensweisen. Es war der Beginn einer guten Freundschaft, und am Set wurde ich mit viel mehr Respekt behandelt als irgendwo sonst.“
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