QueerBeats-Festival
Sind wir nicht alle ein bisschen queer? München schlägt von seinem Muffatwerk aus weitere Löcher in sexuelle Mauern.
Wer in München lebt, kein streng heterosexuelles Leben führt, mit sogenannten Szenelocations aber nichts anfangen kann und am Wochenende ganz bestimmt nicht zu „Y.M.C.A.“ tanzen will, der besucht Thomas Lechners Indie-Partyreihe „Candy Club“. Und einmal im Jahr geht es in die Räumlichkeiten des Muffatgeländes, zum nach Lechners Veranstaltungsfirma benannten QueerBeats-Festival. Eigenwilligster Eintrag im diesjährigen Line-up: Rummelsnuff, der Muskelmann aus Sachsen, der vor Einspielfilmen in ironisierter Riefenstahl-Optik abgehackten Sprechgesang und grobmotorische Moves im Muffatcafé präsentiert. Um einiges weniger brachial geht es nebenan in der Halle bei Clara Luzia vor. Die Wiener Singer/Songwriterin setzt auf verträumten, leicht melancholischen Gitarren-Pop. Mit geschlossenen Augen könnte man die sympathisch wirkende Sängerin glatt für die Schwester von Weakerthans-Chef John K. Samson halten.
Einen Raum weiter, im Club Ampere, begrüßt Barbara Panther ihr Publikum mit „Heute sind nur ich und mein Laptop da“. Und genau hier liegt ihr Problem: Allein mit Computer und unterkühlten Visuals im Rücken, wie man sie vom Windows-Media-Player zu kennen glaubt, wirkt Panther ein wenig überfordert. Obwohl die in Ruanda geborene, in Brüssel aufgewachsene Wahl-Berlinerin singt, was ihre Kehle hergibt, und wild über das Podium tänzelt, mag der Funke nicht überspringen. Das kann die knallbunte Glam-Disco-Truppe Uh-Oh besser: Frontfrau Nina Casey tollt sich mit ihren Kollegen, mischt sich unter die Menge, sucht sich neue Bühnen wie die Bar oder das DJ-Pult, feuert ungezählte Ladungen Konfetti ins Auditorium und wechselt fünfmal ihr Outfit. Zum Schluss präsentiert sie sich gar in einem schwarzen Catsuit, über den sie sich eine weiß-blaue Lichterkette gezogen hat. Hier springt nicht nur das Konfetti, sondern eben auch der Funke über.