Queen


A Night AI The Opera ('75)

85 An der britischen Rock-Königin schieden sich bereits seit ihrer Krönung im Jahr 1970 die Geister. Was den Freunden von Freddie Mercurys gepuderter Opern-Inszenierungen als kompetent arrangierter, vor melodischer Substanz überschäumender Hardrock erschien, kommentierten Kritiker mit wenig schmeichelhaften Prädikaten: kalkulierter, operettenhafter Tunten-Schwulst. Zugegeben — auch „A Night At The Opera“, das vierte Queen-Album aus dem Jahre 1975, spart nicht mit Bombast. Andererseits beeindrucken Monumental-Epen wie „Bohemian Rhapsody“ und „Prophet’s Song“ mit einer opulenten Arrangierkunst, die auch nach fast 20 Jahren ihresgleichen sucht. Der stilistische Abwechslungsreichtum von „A Night At The Opera“ präsentiert Queen jedenfalls auf dem Zenit ihrer Kreativität, alle späteren Alben der Briten sind mehr oder bestenfalls weniger gelungene Versuche, den Mythos als die „La Traviatas des Rock’n’Roll“ am Leben zu erhalten. Während Freddie Mercury mit „Love Of My Life“ noch haarscharf an plüschigem Kitsch vorbeischrammt, zeigen Hardrocker wie „Death On Two Legs“ und „Sweet Lady“, daß man auch anders konnte. „Lazing On A Sunday Afternoon“ hätte seinen Unterhaltungswert bereits in den Music Halls der 20er Jahre entfalten können, die harmonieverliebten Brian May-Beiträge ,,’39“ und „Good Company“ bestechen mit schlichter Schönheit und gitarristischem Einfallsreichtum bis hin zu Mays „Wall Of Amps“ — jener Wand von „Vox AC 30“-Verstärkern, die — mit einem unbegreiflichen Verhau von Drähten und Echo-Geräten verschaltet — Brian als zwölfhändigen Gitarristen erklingen lassen. Mehrstimmigkeit ist Trumpf— seien es Mays komplexe Saitenspiele oder Mercurys einmalige Gesangskaskaden. Daß Queen ihre frühen Werke mit dem Cover-Vermerk „No Synthesizers!“ veröffentlichten, zeugt von einem klassischen Handwerkerstolz, der voll und ganz berechtigt war. Lieben muß man ihre Musik dennoch nicht.