ME.Helden

Prince, der Sexy Motherfucker!


Zum Tod von Prince: Unser ME-Helden-Geschichte über den „sexy motherfucker“ aus dem April 2014 in voller Länge.

Wie gut Prince ist, merkt man, wenn seine Platten im Radio laufen. Das kommt immer noch häufig vor, weil Prince auf beinahe jeder denkbaren Station funktioniert. Bei Pop- und Urban-Sendern sowieso. Es wird zwar viel zu oft „Kiss“, viel zu selten „When Doves Cry“ und seltsamerweise fast nie das schwindelerregend gute „Get Off“ gespielt – aber selbst ein durchgenudelter Prince-Song ist besser als Olly Murs oder Bruno Mars.

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Auch Schlagermenschen und Sanftpopper finden die eine oder andere Ballade „wunderschön“, weshalb die Schmachtfetzen in der ARD-Nachtschiene laufen, der man besonders häufig bei nächtlichen Taxifahrten lauscht. Und zu „The Most Beautiful Girl In The World“ den Rhein zu überqueren oder zu „Purple Rain“ die nasse Schönhauser Allee entlangzufahren – das ist eine wunderbare Sache.

Am besten machen sich Prince-Songs im Radio jedoch auf Sendern, die sich auf Rockmusik verstehen. Indie, College, Classic, Glam, 60s, 70s – egal, Hauptsache Rockmusik. Wenn sich dort am unschuldigen Nachmittag ein älterer Prince-Song ins Programm einschleicht, sagen wir „When You Were Mine“ oder „Raspberry Beret“, dann sehen die Arctic Monkeys im Anschluss ganz schön blass aus. Weil bei Prince der Rock groovt, der Funk rockt, der Groove poppt – was auch immer.

Komplette Entnetzung

Wenn Prince-Platten im Radio laufen, dann bekommt man danach sofort Lust, sich die alten Dinger wieder aus dem Regal zu fischen, um einen Tag und am besten auch eine Nacht mit Prince zu verbringen. Wichtig dabei ist, sich zu entnetzen. Kein Laptop, kein Tablet, kein Smartphone. Sonst kommt man irgendwann auf die Idee, noch mal diese oder jene Geschichte aufzusuchen. Wie klein war der Typ noch gleich? Warum noch mal hat er sich irgendwann Symbol genannt? Wie lange ist es eigentlich her, dass er ein richtig gutes Album gemacht hat? Egal. Musik. Prince. Das reicht.

Stichwort Netz: Prince war lange Zeit überhaupt kein Freund des Internets. Wobei, der Reihe nach, zunächst war er ein Prophet. Schon Mitte der 1990er-Jahre, als wir uns alle noch mit Modems einwählten und das Herunterladen eines Musikstücks Stunden dauerte, prognostizierte der Meister aus Minneapolis, dass dieses Internet, sollte es einmal richtig funktionieren, in der Lage wäre, die gesamte Musikindustrie lahmzulegen.

Digitales Gefallen und Missfallen

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Dann fand Prince zunächst Gefallen an den neuen digitalen Möglichkeiten: Sein Boxset CRYSTAL BALL wollte er 1997 nur über das Internet vertreiben. Eifrig sammelte der Künstler Vorbesteller – um diese dann bis zu ein Jahr lang auf ein Produkt warten zu lassen, das zum Zeitpunkt der Auslieferung schon längst auch im schnöden Elektromarkt erhältlich war.

Keine Ahnung, ob Prince einfach nur das Interesse verlor, weil ihm die Fans nicht die virtuelle Bude einrannten, oder er die Komplexität des Internets unterschätzte. Fest steht: Nach ein paar weiteren Versuchen, das Netz zu seinen Gunsten zu nutzen, verlor er den Glauben an der Sache. 2010 prognostizierte er dem Kollegen Joachim Hentschel, der Prince für den „Rolling Stone“ im Paisley Park Studio in Minneapolis besuchen durfte, die Zeit des Netzes laufe bald ab. MTV sei auch mal cool gewesen und liege jetzt am Boden, begründete er, und genau so werde es auch dem Internet ergehen.