Porträt über Neil Young
Seine Gruppenaktivitäten gaben ihm vor einiger Zeit ganz plötzlich Publizität. Als er sich damals dem Trio Crosby, Stills & Nash anschloss, taten sich für Young über Nacht ganz neue Möglichkeiten auf. Eine Anzahl von Singles, aber vor allem drei LP’s („Neil Young“, „Everybody Knows This Is Nowhere“ und „After The Goldrush“) machten ihn als Solokünstler bekannt. „Harvest“, das neue Album, dürfte mittlerweile in den meisten Plattengeschäften erhältlich sein. Neil Young wurde in Toronto/Kanada geboren, sein Vater war Sportreporter. Seine Jugend verbrachte er in Toronto und Winnipeg. Als er vierzehn war, schenkte ihm seine Mutter eine Ukelule, auf der er als erstes lernte, „God Save The Queen“ zu spielen. Während er die Oberschule besuchte, nahmen seine musikalischen Ambitionen ernstere Formen an. Er gründete seine erste Gruppe, „The Squires“. Der Erfolg jedoch liess auf sich warten und auch die Auftritte der Gruppe waren alles andere als ruhmreich. Im Alter von 18 Jahren kehrte Neil der Schule den Rücken und begab sich mit ein paar Freunden an den Ausgangspunkt seines Lebens, Toronto, zurück. Um etwas Geld zu verdienen, machte er sich auf die Suche nach Engagements in mehr oder weniger kleinen und unbedeutenden Folkclubs. Diese Idee liess sich jedoch nicht leicht ausführen. Neil musste zu seinem Entsetzen erkennen, dass die gemütlichen Clubs von einst nun zu pompösen Diskotheken geworden waren, in denen man die gerade populär gewordene Soulmusik feierte. Neil und seine Freunde, die sich übrigens „The Mynah Birds“ nannten, hatten es ziemlich schwierig, sich dieser Soul-Konkurrenz gegenüber zu behaupten. Nachdem sie eingesehen hatten, dass sie ihr Glück auch in Toronto nicht finden würden, beschloss Neil Young, seiner Heimat Farewell zu sagen und zog in Richtung Los Angeles. Die sonnige Westküste erwies sich als genau die richtige Umgebung für Neils gefühlvolle Melodien und Texte. Er nahm Kontakt mit anderen Musikern auf und binnen kurzer Zeit entstand die Formation „Buffalo Springfield“. „For What It’s Worth“ wurde ihr erster grosser Hit, der als logische Folge Angebote von Radiound Fernsehstationen mit sich brachte. Die Publizitätsmaschinen liefen auf vollen Touren und bereits nach einem Monat war Buffalo Springfield die bekannteste und meist gefeierte Gruppe der ganzen Westküste. Ihre romantisch gefärbte Musik stellte einen Gegenpol zu Gruppen wie Jefferson Airplane und Gratefull Dead dar.
Mit dem Ruhm kamen automatisch die Probleme. Den sehr verschlossenen und in sich gekehrten Neil Young begann der Enthusiasmus und das überschwengliche Gerede der Manager immer mehr zu irritieren. Alles, was mit Publizität zu tun hatte, widerte ihn an und er konnte es nicht ertragen, sein Bild neben einen Werbeplakat für Seifenpulver an einer Reklamesäule zu sehen. Er musste sich entscheiden und das tat er dann auch. Er verliess Buffalo Springfield und das bedeutete sogleich das Ende dieser Formation. Mehrere Versuche einiger Leute, die Gruppe wieder zusammenzubringen, schlugen fehl Neil Young hatte sich geschworen, nie wieder mit einer Gruppe zu spielen. Doch er wurde seinem Schwur untreu, als Stephen Stills, ebenfalls Ex-Buffalo Springfield, ihn überredete, sich dem Trio Crosby, Stills und Nash anzuschliessen. Die Umstände waren dermassen günstig, dass Neil keinen Anlass sah, das Angebot auszuschlagen. Er stimmte zu, verlangte jedoch von Anfang an, dass die Gruppe nicht mehr als ein Mal pro Jahr auf Tournee gehen würde. Ausserdem forderte er, dass man ihm genügend Zeit für seine eigenen Solo-LP’s ließe, denn seiner individuellen Arbeit wollte er noch immer den Vorrang einräumen. Da David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash in diesem Punkt hundertprozentig seiner Meinung waren, gab es keinerlei Probleme. Im Lauf der Zeit sind von allen vier Musikern Solo-LP’s erschienen. Nun warten wir darauf, dass C. N. & Y. uns wieder einmal ein gemeinsames Album präsentieren. Eine Platte mit neuen Songs und der selben Qualität wie „Deja Vu“. Aber da die individuellen Aktivitäten innerhalb der Gruppe immer mehr zunehmen, werden wir uns bezüglich dieses Albums wohl noch eine Weile gedulden müssen.