Popcorn gegen Star-Wars – Was für ein Genie“ von Martha Coolidge


Amerikanische Teenagerkomödien, insbesondere Schul-Kaspereien gibt’s bis zum Abwinken. Manche sind unterhaltsam-lustig, die große Mehrheit platt und doof. „Was für ein Genie“ gehört zur eben erwähnten Gattung und ist trotzdem ganz anders. Die Regie wurde nämlich von einer Frau geführt. Martha Coolidge ist eine der weiblichen Ausnahmen, die es geschafft haben, von einem der bedeutenden Studios Geld für eine große Unterhaltungsproduktion zu bekommen.

Sie hat damit einen Film gemacht, der geschickt auf der feinen Linie zwischen Klamauk und Grübelei wandelt. Ihre Genies sind zwei Physikstudenten, einer Anfang 20 und kurz vor Examen, der andere 15 und gerade als jugendliches Wunderkind an die Uni gekommen. Sie betreiben ihr Studium mit der chaotischen Unbekümmertheit, die Material für all diese Filme liefert und die tatsächlich so kennzeichnend für amerikanische Jungakademiker ist.

Das ist der Ansatzpunkt für Martha Coolidge, die hier vorsichtig einige tieferen Gedanken eingeflochten hat: Intellektuelle Ausbeutung brillanter Köpfe durch charakterlose Karrieristen und Mißbrauch ihres Erfindertums für finstere Zwecke sind ihre Themen. In diesem Fall soll der Laser, den Chris (Val Kilmer) und sein Co-Genie Mitch (Gabe Jarret) erfinden, dazu benutzt werden — ganz SDI-mäßig – böse Kommunisten zielgenau am Boden verdampfen zu lassen.

So ernsthaft das Thema, so geschickt, komisch und uramerikanisch ist die Auflösung gelungen, die Martha Coolidge dafür gefunden hat: Mit dem Laser wird niemand verdampft, sondern Popcorn gemacht. Im großen Stil, so etwa S6 Tonnen — und unter denen hat das Haus des bösen Professors doch arg zu leiden.

„Was für ein Genie“ ist eine Schulkomödie, in der es nie anzüglich und zotig zugeht, sondern sehr natürlich, menschlich und warmherzig. Egal, ob es um die erste Schulliebe oder um Männerfreundschaften geht. Außerdem bringt Frau Coolidge jeden ihrer Gags sicher auf den Punkt. Ebenso erfreulich: Sie überzieht sie nicht, wie fast alle ihrer Kollegen, wenn sie sich mit jungen Leuten befassen.

Martha Coolidge ist in diesem Monat nicht nur mit „Genie“ in den deutschen Kinos zu sehen, sondern auch noch mit einer früheren Arbeit, die in Ansätzen ihr Talent zeigt: „City Girl — Die Karrierefrau“ entstand bereits 1983 mit einem Minibudget und erzählt die Geschichte einer jungen Fotografin, die mit dem Zwiespalt zwischen Karriere und Liebe zu kämpfen hat und deshalb einige groteske Idiotien anstellt. Der Film wird jetzt in Deutschland uraufgeführt.