Pink Floyd im Kloster


Die Abtei von Royaumont gibt es schon seit dem dreizehnten Jahrhundert. Hätte der Abt, der damals dort residierte, gewusst, dass eines Tages im Jahre 1971 eine lärmende Popgruppe in seinen heiligen Gemäuern musizieren würden, er hätte die Stätte wahrscheinlich fluchtartig verlassen. Aber ja, das wäre für des Mannes fromme Seele wohl auch zuviel gewesen. Die Mönche haben das Kloster schon lange verlassen, seit nunmehr 35 Jahren hat dort eine französische kulturelle Einrichtung, die für den neuen Humanismus kämpft, ihren Sitz. Zum alljährlichen „Tag der Freunde von Royaumont“ wurde in diesem Jahr beschlossen, im Klostergarten ein Fest mit diversen musikalischen Attraktionen, sowohl klassischer, als auch progressiver Art zu organisieren. Man servierte Drinks und Snacks und die Besucher konnten sich an der romantischen Musik von u.a. Jeanne Moreau, die nicht nur eine brilliante Schauspielerin, sondern auch eine sehr gute Sängerin zu sein scheint, erfreuen.

Bis zu diesem Moment war es ein nettes Fest. Aber mit dem Auftritt von Pink Floyd verwandelte es sich in ein unvergessliches musikalisches Erlebnis. Traditionsgetreu und äusserst gefühlvoll begannen sie, ihr so irrsinnig schönes „Atom Heart Mother“ zu spielen. Die Besuchen vergassen ihr Essen und die Mauern des alten Klosters schienen unter den durchdringenden Klängen zu schwingen. Die irreelle, alles beherrschende Musik der Floyd bedeutete für die meisten Anwesenden den Höhepunkt der Veranstaltung. Pink Floyd gewann alle, selbst die weniger gefühlvoll und romantisch veranlagten Leute für ihre unnachahmliche Musik. Zum Glück befindet sich in der Nähe des Klostergartens der grosse Wald von Chantüly. Dort hatten die erhitzten Gemüter am nächsten Tag Gelegenheit, sich abzukühlen …