Nick Cave mit Popgöre Kylie Minogue auf Charts-Kurs
Nick Cave ist besessen. Besessen von der Sprache der Gewalt. Seit zwölf Jahren schreibt er immer wieder über die dunklen Seiten des Lebens: Schuld, Teufel, Tod, Gewalt, Schmerz und Leid – die biblischen Themen ziehen sich wie ein blutroter Faden durch seine Lieder. Auch in seinem Roman ‚Und die Eselin sah den Engel‘ und dem Film ‚Ghosts . . . Of The Civil Dead‘, in dem er spielte, ist Gewalt ein zentrales Thema. Da scheint das Konzept für Nick Caves neues Album nur konsequent. Eine Platte ausschließlich mit Mordballaden, schlicht und ergreifend ‚Murder Ballads‘ betitelt.
Caves Interesse für wahnsinnige Massenmörder hat Tradition. Der Australier interessiert sich für das Thema nicht erst seit Hollywood es für sich entdeckt hat, Trading Cards mit Serial Killers in den USA hoch im Kurs stehen und Axl Rose Charles Manson als Popikone neu etabliert hat. Schon auf früheren Platten erzählte Cave über mordende Männer. Woher jedoch seine Affinität zu den Totmachern dieser Welt rührt, weiß der Meister der Dunkelheit selbst nicht so recht: „Ich habe eben dieses Faible. Schon als kleines Kind war ich scharf auf Gruselgeschichten. Aber warum gerade diese Themen mich so faszinieren, kann ich auch nicht sagen“, meint er nachdenklich. Früher weigerte sich der 38jährige Cave, seine Songs als düster zu bezeichnen, heute macht er da Zugeständnisse. „Daß meine Texte nicht gerade vor Zuversicht und Glückseligkeit strotzen, läßt sich wohl nicht leugnen. Aber ich finde, daß in der Gewalt und Dunkelheit oft auch viel Komik steckt.“
Apropos Komik: Für einen Witz dürften die Fans zunächst auch sein Duett mit seiner Landsfrau Kylie Minogue gehalten haben. Inzwischen hat sich ‚Where The Wild Roses Grow‘ sogar zum Single-Hit entwickelt – zur freudigen Überraschung der Beteiligten. Kylie hat einen Credibilityschub beim Rockpublikum erfahren, von dem sie nicht zu träumen gewagt hätte. Selbst das englische Musik-Wochenblatt NME nahm sie erstmals auf sein Titelblatt. Und Nick Cave avancierte plötzlich zum MTV-Star. Den Erfolg nimmt er gelassen. „Ich bin ein bißchen verwirrt, wenn mich die Kids auf der Straße nach einem Autogramm fragen“, gesteht er, „aber wenn sie meine Musik mögen, ist das doch okay.“