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Das dritte Lichtlein brennt, der vierte Gansbraten samt Pfefferkuchen und Butterzeug ist gewürgt, der Bauchnabel verschwindet zusehends zwischen den schwellenden Schwimmringen – höchste Zeit also, den definitiven Geschenktip für alle sinnesfreudigen Weihnachts-Fans zu beherzigen: Der Original Werde-auch-du-ein-Kerl-wie-Stallone-Kit, bekannt aus „UHF“, dem aktuellen Kino-Streich des amerikanischen Parodisten Weird AI Yankovich. Anstelle der üblichen Rasierwasser, Krawatten und Wollsocken garantiert der Rambo-Bausatz auch noch Spaß in der Nacht nach dem jährlichen Heiligabend-Familienkrach und schafft, wie Yankovich betont, sogar ein kleines Stück Emanzipation: „Bislang waren es Frauen wie Cber oder La Toyah Jackson, die sich mit Plastik runderneuern ließen. Jetzt haben endlich auch wir Männer die Chance auf einen makellosen Körper.“

Diese Chance hat sich Billy Idol nun endgültig verspielt, denn dafür werden ihn seine Fans grün und blau prügeln: Das Berufs-Großmaul hat (gähn …) das Erscheinen seines neuen Albums CHARMED LIFE zum siebten Mal verschoben, letzt soll es erst Ende Februar rauskommen. Ausreden fallen ihm längst keine mehr ein, seine Plattenfirma hat schon T-Shirts mit der Aufschrift „Billy Idol? Don’t ask me!“ bedrucken lassen, und aus dem Topf in der Gerüchteküche muffelt es auch schon ranzig: Angeblich soll Terence Trent D’Arby Billy bei einem Treffen in New York den Tip gegeben haben, erst mal eine Single unter Pseudonym herauszubringen, so wie es Terry alias EG O’Reilly mit dem wenig erfolgreichen „The Birth Of Maudie“ versucht hat. Sicher ist nur dies: In ME/Sounds wird über das Album (bisherige Produktionskosten 1,5 Millionen Dollar) erst dann wieder etwas zu lesen sein, wenn wir die Platte auf dem Schreibtisch liegen haben.

Da wären wir schon lieber mit nach Mauritius geflogen. Doch auch der Indische Ozean hat seine Tücken: 14 Tage mit Peter Maffay-Intimus Tony Carey in einer Luxusvilla (600 DM/Tag), jeden Morgen um vier Uhr mit der Yacht (350 DM/Tag) zum Angeln rausfahren, die ganze Zeit mit Carey Ballantines (3 Flaschen/Tag) bechern und die dralle Blondine (500 DM/Tag) anknabbern – da geht einem doch der Fisch ab.

Ein Goldfisch ging dagegen der Werbe agentur ins Netz, die die Firma Lego betreut. Endlich ist es gelungen, das Plastikverwöhnte Gesicht von Michael Jackson in Lebensgröße aus 8000 Legosteinen nachzubauen. Werbeslogan dazu: „Amazing what you can make out of plastic these days“. Meister Jacko juckt das nicht, denn der hat soeben sein für Weihnachten geplantes Greatest Hits-Album abgesagt und arbeitet statt dessen fieberhaft an neuen Songs für eine reguläre LP.

Dieses Los teilt er mit Kanadas beliebtestem Holzhacker, Bryan Adams. Der warf kurzerhand die zwölf Songs, die er im Laufe des Jahres mit Produzent Steve Lillywhite erarbeitet hatte, auf den Müll und fängt mit Mutt Lange (Def Leppard) wieder ganz von vorne an. Das will auch Bruce Springsteen, der vor kurzem alle Kumpels seiner E Street Band anrief und ihnen mitteilte, fürderhin nicht mehr mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Ex-Communarde Jimmy Somerwille geht statt dessen mit seinen Knaben-Freunden lieber auf eine zünftige Demo. Notfalls organisiert er sich eine, wie zuletzt vor der australischen Botschaft in London gegen das in Aussie-Land verhängte Einreiseverbot von AIDS-Infizierten. Nachdem er von der Polizei vorläufig verhaftet worden war, muß er sich jetzt auch noch wegen Verkehrsbehinderung vor Gericht verantworten. Doch Jimmy bleibt hart: „Wenn es sein muß, gehe ich für meine Überzeugungen sogar in den Knast!“

Nachdem wir uns inzwischen sogar an den „Ich war eine Dose“-Sticker auf dem Blechkruzifix gewöhnt haben, wird die Pop-Welt auch dieses Recycling verkraften: Das vielbeschworene Neue Deutsche Welle-Revival hält Einzug mit den reformierten Krupps. Dieses Mal sind es die Amis, die uns den Kultur-Spiegel vor die Nase halten. Ur-Krupp Ralf Dörper hatte die britischen Lederhosen-Indies von Nitzer Ebb dafür gewinnen können, den Kruppschen 81 er Hit „Wahre Arbeit Wahrer Lohn“ dancefloor-gerecht aufzuarbeiten. Und prompt bebte der US-Tanzboden: „The Machineries Of Joy“, wie das Stahlwerk-Gedröhne jetzt heißt, schoß die offiziellen „Billboard“-Dance-Charts hinauf und die Herren Dörper, Engler und Esch durften live in New York das wiedererflammte Interesse an deutscher Kultur erleben. Dörper: „Alle fragten uns, ob wir ihnen Steine aus der Berliner Mauer besorgen können.“

Alice Cooper jetzt auf eine neue Entsorgungs-Idee gebracht. Bei einem Konzert in London ließ er Tickets zum halben Preis verkaufen. Bedingung: Der Käufer mußte eine Tüte mit selbst gesammeltem Straßenmüll an der Kasse abgeben. Ein Besucher war von der Regelung ausgenommen: Iggy Pop, zur Zeit in England mit Produzent Don Fagenson (Was Not Was) für eine neue LP im Studio, spielte hinter der Bühne den Catering-Controller. Gut – Iggy ißt vielleicht nicht wie andere Kinder, aber er läßt sich auch keinen Honig um den Mund schmieren. Allenfalls original amerikanische Erdnußbutter, von der Cooper immer einen Topf als Reiseproviant dabei hat.

Das große Wettspiel REICH MIT WIEDERVEREINIGUNG ist entschieden: Der Trabbi ist das Yuppie-Auto des Jahres, in Niedersachsen gewann der erste DDR-Aussiedler eine Lotto-Million und die West-Berliner Mädchen-Combo Gropiuslerchen machte mit „Berlin, Berlin, die Mauer ist weg! – 9. November-Remix“ das Rennen um die erste gesamtdeutsche Glasnost-Single. Der Kleingartenchor (13 bis 17 Jahre) wird von topaktuellen Politiker-Zitaten (Genscher, Momper, Brandt) unterstützt und auch der Wahl-Bärliner J. F. K. darf mit Joday in a world of freedom the proudest boosty is: Ick bün oin Bälinöh!“ für drei Sekunden dabei sein. Letzteres ist sowieso alles. Trini Trimpop , Manager der Toten Hosen, zu seinen Eindrücken am 9. November (sie waren dabei…): „Wahnsinn – das war die geilste Party der Welt!“

Da sollte man auch dabei sein: Prince wird bei seiner Europa-Tournee im Juni/ Juli komplett auf Bühnen-Gigantomanie verzichten. „Er hat jetzt endlich den Mittelweg zwischen seinen Lieblings-Songs und den Favoriten der Fans gefunden“, verrät Prince-Monager Albert Magnoli, „und er wird in einer back-to-the-basics-Rock-’n‘-Roll-Show mit einer Menge ganz alter Songs kommen.“ Auch die Band ist dementsprechend: Mit Dr. Fink (keyb.), Levi Seacer (b.)und Miko Weaver (git.) sind drei Ex-Revolution-Haudegen dabei.

„Der weiße Mann mag keine Neger, weil er glaubt, daß wir längere Schwänze haben“, meinte neulich Terence Trent D’Arby Daß diese Befürchtung nicht aus der leeren Hose gegriffen ist, bewies jetzt Alt-Rocker Chuck Berry. Der 63jährige spielte der US-Wachs-Vorlage „High Society“ eine Serie von Nackt-Fotos zu, die ihn in seiner ganzen (wenngleich unerigierten) Männlichkeit zeigen. Nicht ohne Hintersinn, wie Berry nun feixt: „All die weißen Männer, die das Blatt ins Bett mitnehmen, werden nach diesen Fotos keinen Spaß mehr mit sich haben.“