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Während wir bei Brigitte-Diät oder Transzendentaler Fettzellen-Meditation in den Kampf gegen den Winterspeck ziehen, wurde an der Äthiopischen Dürre-Front erneut Bob Geldof, musikalischter Hungerhelfer des Abendlandes, gesichtet. Bob hat von seinen Aid-Geschichten noch einen zweistelligen Millionenbetrag über, den er jetzt so schnell wie möglich den Menschen in den Dürregebieten von Tigre und Eritrea zukommen lassen will. Den tränenreichen Abschied von Töchterchen Fifi Trixie-Belle und den dreistündigen Flug nach Addis Abeba überstanden, meinte er zu Skeptikern in Sachen Hilfsgüter-Verteilung wegen des äthiopischen Bürgerkrieges: „In diesem Krieg gibt es keine Guten oder Bösen, es gibt nur hungernde Menschen.“
Paula Yates, Mutter von Trixie Belle, bleibt ebenfalls nicht untätig: Sie strohwitwerte zur GB-Premiere des Films „Wish You Were Here“ in die Brixton-Akademie und wurde beobachtet, wie sie gemeinsam mit Gary Kemp von Spandau Ballet äußerst engagiert den Hunger bekämpfte. Am Büffet.
Aber wie soll Gerechtigkeit auf Erden entstehen, wenn es sie noch nicht einmal im Fernsehen gibt? Die Produzenten der Serie „Dallas“ haben Whitney Houston das Angebot gemacht, in zehn Folgen als Partnerin von J.R.-Larry Hagman mitzuspielen. Der sollte sich darüber eigentlich freuen, sträubt sich aber aus pekuniären Gründen. Whitney soll für die Rolle 750.000 Dollar Gage bekommen – und das Schweinchen mit Hut ist sauer: „Soviel Geld für das Röllchen, das ist doch ungerecht!“
Verweilen wir noch kurz in der glitzernden Welt des Films, denn es sanieren immer mehr Popstars ihre lädierten Konten, indem sie vor Filmkameras herumturnen. Auch lan Dury muß das kostspielige Leben zwischen Sex, Drugs und Rock n‘ Roll finanzieren. Als „Charakterdarsteller“ agiert er zur Zeit an den Drehplätzen Hamburg und London für Pia Frankenbergs neuen Film „Brennende Betten“. Bis Frühsommer soll diese Alternative zur Etagenheizung auch in den bundesdeutschen Kinos zu sehen sein.
Daß von den gerade erwähnten heiligen drei Lastern unserer Zeit (S&D & RnB) vor allem das „D“ immer wieder viel Geld kostet, wurde jetzt auch wieder dem Überschall-Zupfer Eddie Van Haien schmerzhaft klargemacht: Er mußte sich vor Gericht wegen Trunkenheit am Steuer verantworten. So ein Pech – er hatte sich in seliger Whiskey-Laune auf dem Ventura-Freeway in LA ein heißes Rennen mit einem anderen Rennfahrer geliefert und dabei übersehen, daß sein Konkurrent mit Blaulicht fuhr. Jetzt muß er 3500 Dollar Strafe an die „Seth Bloomberg Stiftung“ zahlen und anschließend drei Monate auf Entziehungskur gehen. Die Stiftung ist nach Seth Bloomberg (ein Van Halen-Fan) benannt, der nach einem Konzert seiner Lieblings-Gruppe von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden war.
Gut – die paar Dollars blecht Eddie gerne für diesen Spaß. Keinen Spaß aber verstehen die US-Gerichte bei den harten Sachen: Topper Headon, der ehemalige Clash-Drummer, mußte jetzt eine 15-monatige Gefängnisstrafe antreten, nachdem sein Freund Barry Waller an einer Überdosis Heroin gestorben war. Barry hatten den Stoff von Topper geschenkt bekommen, dem jetzt im Knast das Pülverchen abgewöhnt werden soll. Als Trost für die erzwungene Schaffenspause bleibt uns das Doppelalbum REVOLU-TION ROCK, das im Frühjahr mit einer Kompilation aller bisher erschienenen Clash-Singles auf den bundesdeutschen Markt kommen soll.
Aber nicht mal so blütensaubere Muster-Schwiegersöhne wie Chris Rea sind vor den Gefahren des modernen Lebens sicher. Er mußte seine drei Konzerte in Essen und Hamburg absagen und sich sogar die Goldene Platte für das Album DANCING WITH STRANGERS ans Krankenbett bringen lassen. Offizielle Diagnose: „Bronchitis“. Grausame Realität: Nudel-Fan Chris hatte sich schlicht und ergreifend an einer Überdosis Tagiatelle con funghi gründlich seinen Magen verdorben.
Als Fels in der tosenden k Gerüchte-Brandung dieser Tage müssen wir Meldungen bundesdeutscher Frau-Ohne-Hose-Blätter entgegentreten, wonach die erste Begegnung von Terence Trent D’Arby und Boris Becker als wilde Sauforgie in einer Frankfurter Nobel-Disco geendet haben soll. Wahr ist: Boris durfte bei der „Goldenen“-Verleihung für Terrys Vinyl-Debüt in einem Frankfurter Restaurant zugucken, noch ganz verstört vom vorangegangenen Heimspiel des Schönen: „Also, der ist ja unglaublich, so was hab ich noch nie gesehen…“ stammelte der Leimener, der sich beim gesitteten Essen zu Terrys Tischnachbar hochbreaken konnte. Entschuldigend murmelte der verhinderte Comebacker dann zu dem strahlenden Newcomer: „Das Masters habe ich nur vergeigt, weil das Spiel nach unserer Zeit um vier Uhr früh war, so schnell hab‘ ich mich nicht umstellen können.“
Vielleicht sollte sich Terry den Buben am Racket einfach kaufen und so sein Geld sinnvoll anlegen, wie es vor 11 Jahren Elton John mit dem Fußballverein Watford gemacht hat. Doch auch solche Ehen halten nicht ewig. Kaum hatte Maggie Thatcher per Gesetzesnovelle die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für Sport-Sponsoren drastisch eingeschränkt, schon stieß der Pop-Star den teuren Verein ab. Für rund zehn Millionen Mark kaufte sich der Medien-Zar Robert Maxwell bei Watford ein Elton bleibt „Ehrenpräsident“. Immerhin hat sich die Elf mit Hilfe von Eltons Steuerspar-Milliönchen von der vierten in die erste Liga hochspielen können.
Kommen und gehen, das Leben eben. Eben dieses schenkte jetzt Bananarama-Maus Siobhan einem neuen Menschenkind und damit ihrem Angetrauten Dave Stewart einen Sohn, der irgendwann auf den Namen Samuel Joseph Hurricane Stewart hören soll. Der Eurythmics-Boß voll Vaterstolz ob des prächtigen Siebenpfünders: „Als er geboren wurde, sah ich mein ganzes Leben in einer rasanten Dia-Show vor mir.
Auch Siobhan freut sich über den guten Wurf: „Fünfmal drücken – und draußen war er!“ Kein Wunder, denn die Niederkunft fand – das ist modernes „Sanftes Gebären“ – in warmem Wasser statt. EMMA wird sich freuen. High-Tech-Freak Dave wohnte dem Ereignis mit einer Unterwasser-Videokamera bei, hoffen wir also auf Jacques-Cousteau-Szenen im nächsten Eurythmics-Clip. ¿ Videos gibt es von ihm hingegen nicht: Wenn sich der Altmeister John Cale die seltene Ehre gibt und für Stunden aus dem samtigen Untergrund auf die Bühne erhebt, sind solche raren Moment einzig der Musik vorbehalten. Im Amsterdamer Paradiso führte der Velvet-Underground-Vater erstmals seine „Falkland-Suite“ mit Orchester, Chor, Pedal-Steel-Gitarre und Klavier auf. Befrackt und beschlipst – der seltsame Wandel eines Musikers, der früher lebenden Hühnern live die Kehle durchbiß, nun als Polit-Apostel. Beißend auch die Kritiken für das Orchester-Werk: „Keine Einheit, unvollkommen.“
Ebenso wie der Rest dieser News – zerrissen, bösartig und wie immer anmaßend, Gerüchte im Schnellschuß: „Michael Jackson heiratet Sideah Garret“. Klatsch? Behauptet hat’s La Toya Jackson und die ist immerhin seine Schwester, vom gleichen Schönler geliftet.
Vom zweiten und dritten Standbein Film/Musik auf das eigentliche Spielbein als Kleiderständer zurückgekehrt ist Grace Jones. Das gehobene New Yorker Schön-Publikum feierte das Kokosnuß-Model als den eigentlichen Star bei der Modenschau des Mailänder Designers Miguel Cruz.
Deutsch-amerikanische-Freundschaft, Abteilung „Große Fische fressen kleine Fische“: Zum 1. Januar 1988 kaufte Die WEA International mit der Teldec GmbH eine der letzten deutschen Plattenfirmen auf. Fortan sollen die Teldec-Geschäfte vor allem in den Bereichen Klassik und Volksmusik bei „weiterhin freier Firmenpolitik“ vorangetrieben werden. In Zeiten schwacher Aktienmärkte sehnt sich auch die Musikbranche nach der Sicherheit des Edelmetalls. Die goldene Schallplatte als Wertanlage rückt jetzt für viele deutsche Musiker näher-. Der deutsche Phono-Verband setzte die Hürde zur Erlangung einer goldenen Single von 500 000 auf 250 000 verkaufte Scheiben herab, Platin gibt es nun für eine halbe Million. George Michael ist mehr wert als Michael Jackson, zumindest für die Vergeber von Werbe-Verträgen. Während Jackson von Pepsi-Cola sieben Millionen Dollar erhält, konnte George von Sony zehn Mille als Werbeträger für Digital Audio Tapes abzocken. Boy George hat dagegen schon wieder Pech gehabt: Gerade mal ein paar Monate clean, dürfen seine Platten in Japan nicht mehr verkauft werden. Der Grund: Boys Drogenkarriere sei ein schlechtes Beispiel für die japanische Jugend. Seine Platten sind jetzt für 25 Jahre im Land der Bonsais gesperrt. +++ Smiths-Emigrant Johnny Marr wird immer begehrter. Jetzt holten ihn auch die Talking Heads in ein Pariser Studio. Er spielte ein paar Gitorrenspuren für das kommende Heods-Album ein. Produzent ist Steve Lillywhite (U2, Pretenders, Bryan Ferry}. Frank Zappa ist zurück auf der Bühne. Er startet in New York eine Mammut-US-Tournee. Mit dabei 11 Musiker.