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Mein Gott, tut denn niemand mehr was für die Senioren? Die schmerzhafte Erfahrung, daß in unserer westlichen Zivilisation Ansehen und Achtung umgekehrt proportional zum Alter wachsen, mußte Michael Philip Jagger unlängst in London machen, als er im Auftrag seiner Freundin und texanischen Giftschlange Jerry Hall ein Taxi rufen sollte. Die Bemühungen des greisen Ex-Sängers der Rolling Stones schlugen fehl, als ein angesprochener Chauffeur aus unbekannten Gründen schnellstens den Gang einlegte und das Weite suchte. I Britische Zeitungsmeldungen, die ein Stones-Reunion-Konzert für August ankündigten, darf man getrost unter dem Kommando „Sommerloch“ abhaken, hat doch Keith Richards jetzt endgültig bei Virgin Records einen Solo-Vertrag unterzeichnet. M Dafür ist die Reunion der Doobie Brothers perfekt. Nach einigen gelungenen US-Konzerten haben sich die Westküstler wiedergefunden. Die neuen Doobie Brothers werden allerdings ohne die graumelierte Eminenz Michael McDonald auskommen müssen, der weiterhin auf Solo-Pfaden wandeln will. Das nächste Doobie-Album wird im Frühjahr ’88 erwartet. Die Wachs-Tante Madame Tussaud schrieb einen Brief an Herrn Phil Collins, ob man demnächst nicht mal kurz vorbeischaun dürfe, um Maß zu nehmen. Eine Nachbildung seines Luxuskörpers wäre nach den gängigen Popularitäts-Kriterien nun wirklich angebracht. Wie der Meister darauf reagierte, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen, wir vermuten aber, daß er sich für ein paar Minütchen von seinem Kassensturz wird trennen können. Immerhin haben Genesis vertraulichen Informationen zufolge 30 Millionen Dollar auf ihrer Welttournee verdient — pro Mitglied, wohlgemerkt, und diese Knete muß ja auch mal gezählt werden, nicht wahr! Nun schalten wir aber um in die Nachrichtenzentrale zum allmonatlichen Madonna/Pennupdate, diesmal gesponsort von den Firmen Nikon-Kameras, Daimler Benz, Fleurop und Warner Filmverleih: Sean Penn, der baldige Knastbruder (wg. diverser Schlägereien mit Fotografen und Verkehrsdelikten in teuren Luxuskarossen) ließ 500 Versöhnungs-Rosen auf ein Hotelzimmer der Noch-Angetrauten in Miami transportieren. Damit scheint die Scheidungsgefahr vorerst gebannt, denn zwischen Hundertschaften von Leibwächtern sah man die beiden turtelnd durch einen Park lustwandeln. Am Rande wurde bekannt, daß Madonna demnächst Ginger Rogers auf der Leinwand verkörpern soll. ¿ Und wenn auch vieles, was aus dem britischen Königshaus so an Tratsch entfleucht, frei erfunden ist, so ist dies zumindest gut erfunden: Lady Di hat ihrer guten Bekannten, der Sanges- und Schauspielkünstlerin Toyah Wilcox, verraten, daß sie unheimlich gerne mal den königlichen Po in einen knallengen Lederdress zwängen und unerkannt ausgehen möchte … Sollte Diana das Undenkbare tatsächlich tun, könnte es passieren, daß ihr diverse Rocker aus der Sowjetunion über den Weg laufen. , Briedarchen Gorbatschovs Glasnostisierung macht’s möglich, daß die verdienstvollen Genossen der Rock-Kolchosen Autograph und Dialogue einen Gig im Londoner Hammersmith Odeon spielen durften. Und da man Zeitgeist ohnehin seit kurzem in kyrillischen Schrittzeichen schreibt, schwappten den Russen-Rockern echte Begeisterungswogen entgegen. Propaganda dürfen sich wieder Propaganda nennen — und der Rechtsstreit zwischen der einst so großmäuligen Plattenfirma ZTT und den Düsseldorfer Elektronik-Poppern scheint beigelegt. Die Firma hatte die abwanderungslustige Band mit einstweiligen Verfugungen praktisch lahmgelegt, nun aber einen Vergleich angeboten, der von der Band akzeptiert werden dürfte. Demnächst soll auch die Ersatzdame für die ausgestiegene Paul Morley-Ehefrau Claudia bekanntgegeben werden. Das neue Line-up der Band wird übrigens auch Ex-Simple Minds-Musiker präsentieren. I Erfreuliche 5.250 DM sind bei unserer Benefiz-Verlosung für Radio Mandela zusammengekommen. Wolfgang Niedecken ermittelte als Gewinner seiner flotten Telecaster Astrid Kröger aus Hamburg, der er das Gerät im September überreichen möchte. Am 19. desselben Monats hat man im saarländischen St. Wendel die Möglichkeit, die nach 15 Monaten wieder vereinten BAP bei einem Probe-Gig für die im Oktober anstehenden Gastspiele in China zu beobachten.

Übrigens ermöglicht die GDCF (Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft) die Teilnahme an der BAP-Reise in den Fernen Osten für freundschaftliche 2.980 DM. Vom 18.— 27. 10. ab Frankfurt geht’s zuerst nach Hongkong und dann per Zug weiter nach Guangzhou (Kanton), wo man mit der Band zu abend spei-‚ sen und am 21. 10. das Konzert in der Dr. Sun Yatsen-Gedächtnishalle besuchen wird. Rund um die Reise gibt’s zahlreiche Möglichkeiten der Kultur-Pflege. Nähere Auskünfte erteilt die GDCF, Eschenheimer Anlage 28, 6000 Frankfurt 1, Tel.: 069/ 5970200.

G ebeutelt von mehreren Umbesetzungen, schien die einst so bestechende Tanz-Kapelle Shalamar bereits auf dem besten Weg zum Pop-Friedhof. Doch zäh Leder gab der schöne Gitarrero (und Ex-Stecher von Diana Ross) Micki Free nach dem Abgang von Jody Watley und Howard Hewett nicht auf. Nun präsentiert sich das illustre Line-up wie folgt: Als Bassist und Sänger fungiert ein Ex-Football-Star (Verteidiger der Los Angeles Rams) namens Sidney Justin, und als Frontobjekt der Begierde’die Sängerin und Tänzerin Delisa Davis, eine ehemalige „Miss Tennessee“. Der religiöse Fanatiker Cliff Richard möchte Frau Madonna, George Michael und Herrn Prince zu einem persönlichen Gespräch einladen und das lüsterne Trio der Sex-Sternchen auf den rechten Pfad moralisch einwandfreien Christentums lotsen. Die Probleme für David Bowie scheinen nicht abzureißen. Nach eher bösen Kritiken seiner neuen Show verklagt ihn jetzt Ex-Ehefrau Angie auf neun Millionen Dollar Entschädigung für den Beitrag, den sie zur Karriere des großen Blenders geleistet haben will. Und er hat auch noch Zoff mit seinem „alten Schulfreund“ Peter Frampton, der als Gitarrist der Live-Band die solistischen Einlagen immer maßlos überzieht. Bowie ordnete an, daß der Rest der Band den selbstsüchtigen Saiten-Desperado rechtzeitig in die Akkorde zwingt. Glückwunsch zum 20jährigen Jubiläum der Herren Elton John/Bernie Taupin. Zusammen schrieb man so ziemlich alle Klassiker des brillensammelnden Fußballvereinspräsidenten. Statistisch gesehen liegt das Songschreiber-Duo John/ Taupin hinter Lennon/ McCartney an zweiter Stelle der ewigen Bestenliste, noch vor Jagger/Richards.

Wundersame Welt der Popstars: Samantha Fox will sich jetzt endlich einen Privat-Jet leisten, da doch jeder Popstar sowas besäße. Chris Löwe von den Pet Shop Boys treibt Bodybuilding, damit er nicht ganz so verhärmt in der Gegend herumsteht. U2 touren mit teuren Perserteppichen, die in den Garderoben ausgelegt werden. Außerdem werden mitgeführt: diverse Wandgemälde, tropische Pflanzen und die strengsten Security-Regeln aller Zeiten: Nichtmal Catering-Personal darf die Garderoben (jeder Musiker hat zwo Stück!) betreten, so daß die Band höchstselbst sich was zu essen holen muß. Die jugoslawische Gruppe Laibach, die sich als Kunst-Kollektiv außerhalb ihrer musikalischen Tätigkeiten auch in den hehren Kreisen der Kasseler Documenta ihren Namen machen konnte, wurde von Peter Zadek für seine Macbeth-Inszenierung ans Hamburger Schauspielhaus geholt. Außerdem überrascht die Band mit einer unorthodoxen Cover-Version des österreichischen Stupid-Schlagers „Live Is Life“. Die Beatles verklagen den Turnschuh-Giganten Nike auf 15 Millionen Dollar, da die Firma in einem US-TV-Werbespot das Beatles-Stück „Kevolution“ einsetzt; die Kläger sind der Meinung, daß der Song für solche Zwecke nicht verfaßt worden sei. Nike verweist auf Copyright-Inhaber Michael Jackson, von dem man ordnungsgemäß für 300.000 Dollar die Rechte erwarb.

Außerdem klagen George Harrison, Ringo Starr und Yoko Ono die US Plattenfirma Capitol auf 40 Millionen Dollar Schadenersatz, da die Firma die CD-Veröffentlichung der Beatles-Klassiker zu lange hinausgezögert habe. It’s only Rock ’n‘ Roll …

Sein Versprechen, sich für längere Zeit der Musik nicht zu widmen, konnte Herr Falco leider nicht halten. Nachdem sein Emotional-Album in den Staaten einen Bilderbuch-Flop landete, versucht jetzt Giorgio Moroder den flügellahmen Falken wieder in die Lüfte zu jagen. Ein Duett mit der Rambo-Schnalle Birgit Nielsen ist geplant, während die Herren Mende/de Rouge (Jennifer Rush, Bonnie Bianco, The Window Speaks) den Rest der LP übernehmen sollen.

Ultra-Kitsch

„Natürlich bin ich eitel“, erklärt Danielle Dax. „Es gibt keinen Grund, meine weiblichen Reize nicht einzusetzen. Ab 10. Oktober kommt die Sängerin und Multi-Instrumentalistin aus Englands Independent-Szene nach Deutschland. Vor selbstgestellte! Kulissen und in entworfenen Kairo wird sie ihre bizarren Pop-Variationen vorstellen. Ihre Show bezeichnetsie als Parodie und »Ultra-Kitsch. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Humor Musik zu machen.“