Neue Videos
An der Musikvideo-Front nichts Neues: Die regulären Veröffentlichungen in Deutschland beschränken sich auf eine Handvoll prominenter Namen, da die hiesigen Verkaufszahlen eine separate Veröffentlichung und einen eigenen Vertrieb (noch) nicht rentabel erscheinen lassen. Wer sich mit dem bescheidenen Angebot deutscher Musikvideos nicht zufrieden geben will, muß also weiterhin auf Importe aus den angelsächsischen Ländern zurückgreifen, die allerdings per Mail Order oder über den Fachhandel immer leichter zugänglich werden.
Aus der Flut der Neuheiten seien einige Leckerbissen herausgepickt: In diesen Tagen heiß erwartet wird das „Thriller“-Video von Michael Jackson, das sich in den USA bereits als das bestverkaufendste Musikvideo aller Zeiten herauskristallisiert. 60 Minuten lang, beinhaltet es natürlich den spektakulären 14minütigen Promo-Clip, zudem Auszüge von „Beat It“, einem Liveauftritt sowie Hintergrund-Informationen zu den Dreharbeiten von „Thriller“.
Unter den Video-Konzertmitschnitten dürften folgende Gruppen von besonderem Interesse sein: Der Culture Club mit „A Kiss Across The Ocean“, einer Live-Aufnahme vom Ende des letzten Jahres (ursprünglich als „X-Mas Concert“ angekündigt); die Dire Straits mit einem „Alchemy“ betitelten Video, das wie die gleichnamige LP – auf ihrer letztjährigen Europa-Tournee aufgezeichnet wurde; Phil Collins „Live At The Perkins Palace“, ein 60minütiger Zusammenschnitt eines Konzertes in England; Mink DeVille „Live At The Savoy“, zwar bereits 1981 mit alter Besetzung eingespielt, jetzt aber erst hierzulande erhältlich.
Bereits vor mehr als zehn Jahren aufgezeichnet, aber nichtsdestotrotz aktuell und gefragt ist David Bowies 73er „Farewell-Tour“, die im Londoner Hammersmith Odeon ihren Abschluß fand. Der Titel: „Ziggy Stardust“.
Ebenfalls live aus dem Hammersmith Odeon stammt Kajagoogoos „White Feathers Tour“, während die Thompson Twins ihre „Side Kicks“-Tournee bei einem Auftritt im Liverpooler Royal Court zu einem Video kompromierten. Weiterhin relativ neu: Judas Priest mit einer 95minütigen Liveshow, UB 40 und Saxon mit jeweils einstündigen Konzertmitschnitten.
Weitaus kürzer, nämlich zwischen 12 und 20 Minuten lang, sind die sogenannten „Video-Clip-Compilations“, die sich gerade in England besonderer Beliebtheit erfreuen. Jeweils die drei, vier oder fünf letzten Promo-Clips einer Band sind hier zusammengestellt – zu einem Preis, der in Deutschland immerhin schon unter die 50-DM-Grenze gerutscht ist.
Nachdem David Bowie (mit „China Girl“, „Let’s Dance“ und „Modern Love“) den Anfang gemacht hatte, erscheint nun eine Video-Clip-Compilation nach der anderen, u.a. von Phil Collins, Billy Idol (mit „Dancing With Myself“), Iron Maiden, Elton John, Kajagoogoo, Pink Floyd, Style Council, Tears for Fears und und und…
Soviel zur Musik – im folgenden einige Video-Tips aus dem Spielfilm-Angebot, wobei in der Regel die Wahl zwischen einer Kauf- und Leih-Cassette besteht. Die beiden letzten Bowie-Filme, „Begierde“ und „Furyo“, die aus den Kinos schnell wieder verschwanden, kann man sich nun im trauten Heim zu Gemüte führen: Der erste eine etwas blutig geratene Hollywood-Produktion, der andere ein mysteriöser Psycho-Film aus Japan.
Dem eifrigen Kinogänger hingegen bestens vertraut dürfte Dustin Hoffman in „Tootsie“ sein: Die ulkige Geschichte um den Mann, der als Frau eine Fernsehkarriere startet, lockte im letzten Jahr mehr als drei Millionen Zuschauer in die Kinos. Regisseur Sydney Pollack zieht in dieser Travestie-Komödie nicht nur die althergebrachten Rollenvorstellungen über Mann und Frau durch den Kakao, sondern macht sich auch augenzwinkernd über amerikanische Endlos-Fernsehserien à la „Dallas“ und „Denver“ her. (RCA/Columbia)
Daß auch die Deutschen Humor haben können, beweist der vor allem durchs Femsehen bekannt gewordene Schauspieler und Kabarettist Gerhard Polt in seinem ersten Spielfilm „Kehraus“. Unter der Regie seines Freundes und Dauerpartners Hanns Christian Müller beschreibt Polt in einer bitterbösen Satire über den bundesdeutschen Büroalltag die abenteuerliche Reise eines einfachen Mannes durch ein Versicherungsgebäude. Bei dem verzweifelten Versuch, einen Vertrag rückgängig zu machen, der ihm von einem eifrigen Vertreter aufgeschwatzt wurde, landet er nach einer endlosen Odyssee durch Korridore und Büros schließlich auf dem Betriebsfaschingsball. Doch die Pappnasenseligkeit trügt, und im Laufe des Abends zerfällt auch der letzte Anschein einer heilen Arbeitswelt. (Constantin Video)
Weniger komisch ist der Versuch Woody Aliens geraten, eine Komödie im Geiste von Jean Renoir („Frühstück im Grünen“, „Eine Landpartie“) zu inszenieren. Seine „Sommernachts-Sex-Komödie“ erzählt von drei Ehepaaren, die gemeinsam ein Wochenende auf dem Land verbringen. Im Verlauf dieses Zusammenseins entwickeln sich unter dem Zauber der Landschaft erotische Zuneigungen und Sehnsüchte quer über alle Paar-Bindungen hinweg.
Doch die Komik des „Stadtneurotikers“ Woody Allen will sich in der ländlichen Kulisse nicht so recht entfalten. Auch die eingefleischten Alien-Fans werden eingestehen müssen, daß ihrem Idol für das Gelingen dieses Film die heimische Großstadt New York als Hintergrund gefehlt hat.(Warner Home Video)
Aufwärts geht es dagegen wieder mit einem anderen amerikanischen Komiker: Jerry Lewis. Lange Zeit war es still geworden um Jerry, der radikal wie kein anderer Filmemacher die unter Amerikas glatter Oberfläche wütenden Neurosen aufs Korn genommen hatte. Nach seinem erfolglosen Comebackversuch in „Slapstick“(mit Marty Feldman, auf Video bei Marketing) gelang ihm unter der Regie von Martin Scorsese in „King of Comedy“ (auf Video bei VPS) immerhin ein Achtungserfolg.
Mit seinem jüngsten Film „Immer auf die Kleinen“ knüpft Jerry Lewis wieder an die früheren Erfolae an.
Als der von Zivilisationsneurosen geplagte Warren Nefron hat er mit den Tücken einer feindseligen Umwelt zu kämpfen. Stühle, Tische, Teppiche, Fahrstühle – alles scheint nur zu dem einzigen Zweck ein Eigenleben zu entwickeln, dem armen Warren das Leben schwer zu machen. Kein Wunder, daß ihm im Leben nichts gelingen will. Selbst die verzweifelten Selbstmordversuche scheitern kläglich. Schließlich sucht Warren Hilfe bei einem Psychiater. Aber bis der ihm helfen kann, muß erst einmal die hochmoderne Praxiseinrichtung überwunden werden. (Thom EMI)
Der Privatdetektiv Randonee ist das, was man einen „alten Fuchs“ nennt. Ehrfurchtsvoll wird er wegen seiner Beobachtungsgabe von der Unterwelt „Das Auge“ genannt. Von seiner Chefin erhält er einen vermeintlichen Routineauftrag: Die Eltern des reichen Sonnyboys Paul Hugo möchten dessen Freundin – „Ein Flittchen“ überprüfen lassen.
„Das Auge“ macht sich an die Arbeit und muß noch in der gleichen Nacht erleben, daß Paul von dem Mädchen umgebracht und anschließend im See versenkt wird. Ohne diesen Vorfall zu melden bleibt er dem Mädchen auf der Spur und sieht mit an, wie die verwandlungsfreudige Mörderin ihre Liebhaber und -haberinnen gleich reihenweise zur Strecke bringt. In angemessenem Abstand folgt Randonee seinem Schützling durch halb Europa und beseitigt dabei so manche Leiche, die das Mädchen zurückgelassen hat. Dann wird er selbst zum Mörder.
Regisseur Claude Miller inszenierte den Thriller „Das Auge“ mit einem kräftigen Schuß Ironie, und er versteht sich dabei durchaus in der Hitchcock-Nachfolge. Mit Michel Serrault und Isabelle Adjani standen ihm außerdem zwei hervorragende Hauptdarsteller zur Verfügung. (Atlas-Video) Überhaupt steht Altmeister Hitchcock wieder hoch im Kurs. Während in den Kinos gerade fünf Hitchcock-Klassiker wiederaufgeführt werden und auf Video bereits „Psycho“ (CIC Taurus) und „Capricorn“ (VCL) zu haben sind, präsentieren die Programmanbieter jetzt zunehmend Hitchcock-Remakes.
Eine Neuverfilmung des 1939 in England entstandenen Hitchcockfilms „Eine Dame verschwindet“ ist unter dem Titel „Tödliche Botschaft“ bereits seit einigen Monaten auf dem Markt (VCL).
Jetzt hat sich ein Regisseur namens Dwight Schulz an eine Wiederverfilmung des Hitchcock-Thrillers „Bei Anruf Mord“ herangetraut. Die Rolle von Grace Kelly hat in der neuen Version Angie Dickinson übernommen. Für diesen Film gilt das Gleiche wie für „Tödliche Botschaft“: Sie machen nicht viel verkehrt, solange sie sich an das Original halten.(PolyGram)
„Mad Max“ – Mel Gibson einmal ganz anders: In dem Film „Ein Jahr in der Hölle“ spielt er einen Rundfunkreporter, der im Indonesien des Jahres 1965 seine erste Auslandskorrespondentenstelle antritt und dabei in die innenpolitischen Wirren um den selbstherrlich regierenden Präsidenten Sukarno gerät.
Mit Hilfe eines zwergenwüchsigen Kameramannes verschafft sich der Neuling allmählich einen Blick hinter die Kulissen des machtpolitischen Ränkespiels. Der journalistische Anfänger erhält auf geheimnisvollen Wegen, vermittelt durch seinen kleinen Freund, zur Überraschung der alten Profis aufsehenerregende Interviews mit einflußreichen Politikern des Landes. Dennoch gelingt es ihm niemals wirklich, in die Geheimnisse dieser fremden Welt einzudringen.
Faszinierend die Fahrten und Spaziergänge Mel Gibsons durch Djakarta: Jemand bewegt sich auf fremden Terrain um verstehen zu lernen. Aber er begreift mit jedem Tag weniger. Regie bei dieser bemerkenswerten australischen Produktion führte Peter Weir.(MGM/UA)
Weitere Video-Neuheiten:
„Das Osterman Weekend“ (Thom EMI). Sam Packinpahs Superthriller bereits kurz nach Kinostart auf Video. „Asphalthaie“ (RCA Columbia): Hochdekorierter südamerikanischer Streifen über das Leben der Kinder in den Elendsvierteln von Sao Paulo.