Neue Gesichter


Ein Debüt-Album mit dem Ätsch-Bätsch-Effekt; Die gewaltige Stimme der Sängerin kann eigentlich nur einer reifen, Rhythm & Blues-geschulten Farbigen gehören. Voll daneben! Die geballte Ladung Emotionalität zwischen Bonny Tyler und Janis Joplin kommt von der zarten (weißen) Melissa Etheridge aus Kansas. Spärlich begleitet von ihrer 12saitigen Gitarre, Baß und Drums spielte sie das Album in nur vier Tagen live im Studio ein. Ein Hoffnungsschimmer für alle Freunde handgemachter Musik: endlich mal wieder eine richtig starke Stimme.

Rocky taumelt im Stakkato von Dragos linken Geraden, das Blut spritzt in Zeitlupe —- und dazu läuft „No Easy Way Out“. Angeblich gibt es Dinge, für die „es wert ist zu kämpfen“, wie der US-Songschreiber Robert Tapper in seinem Soundtrack-Beitrag zum Film „Rocky IV“ sang. Heute, zwei Jahre später, braucht Tapper keine Kino-Unterstützung mehr. Als Komponist („La Bei Age“ für Pat Benatar) hat er sich einen guten Namen gemacht, und auch mit seinem neuen Album MODERN MADNESS geht es in den US-Charts nach oben. Eine Kämpfernatur ist er aber geblieben: „Fighting For You“ heißt Tappers aktuelle Single.

Jahrelang tingelte Rocky Hill durch die Live-Schuppen Texas‘, in der einen Hand die Gitarre, an der anderen seinen kleinen Bruder Dusty. Um ein Haar hätte sich Rocky gar einen langen Bart wachsen lassen müssen: Gemeinsam mit dem Drummer Frank Beard formierten die Brüder das Psychedelic-Blus-Trio American Blues, aus dem später — mit Billy Gibbons an der Gitarre — ZZ Top wurden. Rocky Hill blieb den kleinen Clubs treu. Jetzt, nach 35 Jahren, hat er seine Songs auf eine LP gepreßt -— gerader, Südstaaten-Blues, vom ZZ Top-Produzenten Bill Harn live-haftig eingefangen.