Zum ersten Mal auf LP: die Komposition Till The Old World’s Blown Up And A New One Is Created (m=minimal/Kompakt) der Avantgarde-/Improvisationsmusiker Martin Brandlmayr/Werner Dafeldecker/Christian Fennesz. Das 34-Minuten-Stück, das in einem Zeitraum von vier Jahren entstanden ist, wurde im Jahr 2008 erstmals (und nur auf CD) veröffentlicht. Mit Gitarre, Bass, Percussion und Laptop gestalten Brandlmayr, Dafeldecker und Fennesz einen musikalischen Raum, der einerseits von Abstraktionen geprägt ist, andererseits von fast quälender Stille, was ja in letzter Konsequenz das Maximum an Minimalismus bedeutet. Es gibt aber im Verlauf dieser halben Stunde sehr lyrische, konkrete Momente, die an freiere Jazzimprovisation erinnern und Passagen, in denen die Gitarre von Christian Fennesz wirklich wie eine Gitarre klingt. Die Wiederveröffentlichung der Vinylversion auf dem Berliner Label m=minimal ist auch eine Art Standortbestimmung der Labelmacher. Sie legen den Begriff „minimal“ so weit wie möglich aus, er bezieht sich nicht nur auf rein elektronische Musik. Die LP kommt mit Downloadcode.
Quentin Tarantino schrieb das Drehbuch zu Robert Rodriguez‘ 1996er-Film „From Dusk Till Dawn“. Zusammen mit Rodriguez und Lawrence Bender fungierte Tarantino auch als „Executive Producer“ des Soundtracks der Splatter-Komödie. Der Soundtrack From Dusk Till Dawn (Epic Soundtrax/Music On Vinyl/Cargo) erreichte nicht die gleiche – um ein Modewort aus den 90ern zu bemühen – „kultige“ Qualität wie zwei Jahre vorher der zu Tarantinos „Pulp Fiction“. Was möglicherweise an der relativen stilistischen Gleichförmigkeit der Songauswahl gelegen haben könnte – mehrheitlich TexMex, Blues und Redneck-Country. In diesem Kontext „funktioniert“ auch die Musik von No-Go-Acts wie Stevie Ray Vaughn und ZZ Top. Unvergessen: „After Dark“ von Tito & Tarantula. Der Soundtrack From Dusk Till Dawn ist 16 Jahre nach seiner Veröffentlichung erstmals als LP zu haben. 180 Gramm, Klappcover und mit Poster.
Zwar keine Vinyl-Premiere, aber eine willkommene Wiederveröffentlichung. Durchschnittlich 40 Euro zahlt, wer eine relativ gut erhaltene Original-LP des Debütalbums von Tricky erwerben will, mehr als die Hälfte weniger, wer sich mit dieser aktuellen Wiederveröffentlichung begnügt. Mit dem im Jahr 1995 veröffentlichten Maxinquaye (Music On Vinyl/Cargo) popularisierte der 27-jährige Adrian Thaws aus – natürlich – Bristol das TripHop-Genre, das er als Gastmusiker auf den ersten beiden Alben von Massive Attack mit angeschoben hatte. Sinistre, atmosphärisch dichte, Cannabisrauch-geschwängerte, Sample-basierte Musik – mit den Beiträgen der Sängerinnen Martina Topley-Bird (auf fast allen Songs) und Alison Goldfrapp (auf einem) – der nach anderthalb Jahrzehnten durchaus eine zeitlose Qualität bescheinigt werden kann. Gar nicht viel später mutierte das Genre zur Klangtapete für Yuppies, und Tricky sollte nie mehr so gut werden wie hier. In einem Songtitel brachte der Künstler den Mechanismus für musikalische Innovationen der nächsten Jahrzehnte visionär auf den Punkt: „Brand New You’re Retro“.
What you see is what you get: Sam Cooke war Mr. Soul (Music On Vinyl/Cargo), der Vater des Genres und das gleichnamige Album eine Sammlung von soulful Balladen inklusive Standards wie „I Wish You Love“, „For Sentimental Reasons“ und „These Foolish Things“ (man vergleiche die zehn Jahre später entstandene, soulbefreite Version von Bryan Ferry). Mr. Soul wurde 1963 veröffentlicht, ein Jahr bevor Sam Cooke im Alter von 33 Jahren unter nie ganz geklärten Umständen von einer Motelbesitzerin in Los Angeles erschossen wurde. Nach mehr als 30 Jahren ist das Album zum ersten Mal wieder auf Vinyl erhältlich. 180-Gramm-Pressung, remastert.
Weitere Neuerscheinungen:
Damon Albarn – Dr. Dee
Beach House – Bloom (2 LPs)
Best Coast – Only Place
Maya Jane Coles – DJ-Kicks (2 LPs)
Bobby Conn – Macaroni
The Cribs – In The Belly Of The Brazen Bull (2 LPs)
Crocodiles – Endless Flowers
The Decemberists – We All Raise Our Voices To The Air (3 LPs)
Jimmy Edgar – Majenta
Fehlfarben – Xenophonie
F.S.K. – Akt, eine Treppe hinabsteigend (2 LPs)
Simone Felice – Simone Felice
The Futureheads – Rant
Gossip – A Joyful Noise
Norah Jones – Little Broken Hearts (2 LPs)
Lone – Galaxy Garden (2 LPs)
Simian Mobile Disco – Unpatterns (2 LPs)
Regina Spektor – What We Saw From The Cheap Seats
Spain – The Soul Of Spain
Lissy Trullie – Lissy Trullie
Simone White – Silver Silver
Neil Young & Crazy Horse – Americana
