Neu auf Vinyl


Auch schon bald 32 Jahre alt: Seventeen Seconds (Polydor/Universal/Music On Vinyl/Cargo), das zweite Album von The Cure, das im April 1980 erstveröffentlicht wurde. Die Platte mit dem Ü-40-Hit „A Forest“ setzte an das Konzept des ein Jahr vorher veröffentlichten Debütalbums Three Imaginary Boys an. Musik aus jenem Teil des Herbstes, in dem kein Blatt mehr an den Bäumen hängt. Dunkel eingefärbter Minimal-Pop mit ambienten Texturen und diesem motorischen Schlagzeug, das nicht klingt wie ein Schlagzeug. In gut 35 Minuten war alles gesagt, was zu sagen war. Der Weg war bereitet für den klaustrophobischen Irrsinn von Pornography, nur Faith stand noch im Weg.

Im Laufe einer fast 30-jährigen künstlerischen Karriere als Sänger, Songwriter und Schauspieler hat Tom Waits das Image des exzentrischen Sonderlings dermaßen gepflegt, dass das langsam selbstparodistische Züge trug. In anderen Worten: Die jeweils neuen Tom-Waits-Platten der vergangenen 13 Jahre wähnte man gar nicht anhören zu müssen, weil man zu glauben wusste, was zu erwarten war. Was zumindest im Fall des letztjährigen Bad As Me eine Fehleinschätzung bedeutete. Rain Dogs (Music On Vinyl/Cargo) aus dem Jahr 1985 und immerhin schon das neunte Album des Kaliforniers, zeigte Tom Waits auf der Höhe seines Schaffens. Dekonstruierter Folk und Blues, Vaudeville- und Cabaret-Musik, ungewöhnliche Instrumentierung und der kaputte Schick von Waits‘ Raspelstimme. Dazu: Marc Ribot und Keith Richards an der Gitarre und „Downtown Train“, das Jahre später von Rod Stewart gecovert und zum Top-10-Hit gemacht wurde. Der Legende nach ließ sich Waits von den Tantiemen einen Swimmingpool in den Garten seines Hauses bauen. Zusammen mit dem Vorgängeralbum Swordfishtrombones und dem Spätwerk Bad As Me ist Rain Dogs alles, was der Nicht-Fan von Tom Waits haben muss.

Musikexpress-Chefredakteur Hermann Haring war begeistert. In Nina Hagen wollte er im November 1978 anlässlich der Besprechung des Albums Nina Hagen Band (Columbia/Sony Music/Music On Vinyl/Cargo) das größte Talent, das „der deutsche Rock neben Lindenberg und Kraftwerk bislang hervorgebracht hat“, erkannt haben. „Nina Hagen singt über die Realität, die sie umgibt“, schrieb Haring, „über das Damenklo auf’m Bahnhof Zoo, über die Verblödung vor dem Fernsehapparat, über Sexualität und Emanzipation“. Diese Topoi aus der Wirklichkeit der Mauerstadt Berlin unterlegte Hagen mit einer Mischung aus Punk, New Wave und klassischem Rock, und setzte dem mit der Expressivität ihrer ausgebildeten Stimme die Krone auf. Zum Beispiel in „TV Glotzer“, Hagens Version des Tubes-Klassikers „White Punks On Dope“. So gut wie auf ihrem ersten Album sollte Nina Hagen nie wieder werden. Und ihre Musiker sowieso nicht. Aus der Nina Hagen Band wurde zunächst die Spliff Radio Show und danach Spliff. Bei denen dann bieder deutschrockend der „rote Hugo“ „tot am Seil“ hing. Der Rerelease von Nina Hagen Band wurde remastert von den Original-Analog-Tapes und kommt auf blau-schwarzem Vinyl.

Bevor Marvin Gaye in den 70er-Jahren mit dem Album What’s Going On zum politischen Sänger wurde, war er ein Rädchen in der Hitfabrik Motown in Detroit. I Heard It Through The Grapevine (Tamla/Motown/Music On Vinyl/Cargo) steht exemplarisch für den Sound des Motown-Labels: Gospel-beeinflusster Soul mit einer starken Schlagseite Richtung Pop. Das neunte Album des späteren Soul-Superstars war sein kommerzieller Durchbruch, Dank der Single „I Heard It Through The Grapevine“, die Motown-Labelchef Berry Gordy ursprünglich gar nicht veröffentlichen wollte. Das Album erschien im August 1968 unter dem Titel In The Groove, nachdem der Song „I Heard It Through The Grapevine“ Nummer 1 der US-Charts geworden war, wurde es mit neuem Titel und Cover wiederveröffentlicht.

Weitere Neuerscheinungen:

Captain Beefheart And The Magic Band – Safe As Milk (2 LPs)

John Coltrane – Live At Birdland

Karen Dalton – 1966

Diagrams – Black Light

Andreas Dorau – Blumen und Narzissen

Andreas Dorau – Die Doraus und die Marinas geben offenherzige Antworten auf brennende Fragen

Guided By Voices – Let’s Go Eat The Factory

Gonjasufi – MU.ZZ.LE (2 x 10″)

Liz Green – O, Devotion

Jean Michel Jarre – Rarities

Mr. Oizo – Stade 2 (LP + CD)

Nada Surf – The Stars Are Indifferent To Astronomy

Pulled Apart By Horses – Tough Love

Dusty Springfield – Dusty In Memphis (2 LPs)

Die Sterne – Für Anfänger

Trailer Trash Tracys – Ester

Wiley – Evolve Or Be Extinct