Neu auf Vinyl
Das britische Folkrevival der Sechzigerjahre zog nach dem Auftauchen von Fairport Convention und der Incredible String Band zahlreiche obskure, weitaus weniger erfolgreiche Bands nach sich. Eine von ihnen war Trees, die im Lauf ihrer kurzen Geschichte (1969 bis 1972) nur zwei Alben veröffentlichte. Über die Jahrzehnte hinweg wurden Trees allerdings in den unterschiedlichsten Kontexten wiederentdeckt. Die französische Chansonsängerin Françoise Hardy interpretierte bereits 1972 einen Song vom Debütalbum; die britischen Experimentalrocker Flying Saucer Attack coverten 1996 den Song „Sally Free And Easy“. 20 Jahre später benutzten Gnarls Barkley für den Titelsong ihres Albums St. Elsewhere ein Sample der Trees-Version des Traditionals „Geordie“. On The Shore (Sony Music/Music On Vinyl/Cargo) – inklusive den genannten „Sally Free And Easy“ und „Geordie“ -, das im Herbst 1970 erstveröffentlicht wurde, war das zweite und letzte Album der Band. Es ist eine wundersame Mischung aus traditionellem Folk und damals gerade modischen Psychedelic Rock, heute würde man Freak-Folk dazu sagen. Die Wiederveröffentlichung kommt als 180-Gramm-Vinyl im Originalartwork des Designerteams Hipgnosis. Solche Schätze aus dem Katalog von Majorlabels, die diese wegen fehlenden kommerziellen Potenzials in den Archiven verstauben lassen würden, werden von dem niederländischen Label Music On Vinyl gehoben, lizenziert und (wenigstens für kurze Zeit) wieder zugänglich gemacht.
Bleiben wir beim Britfolkrevival der Sechziger. Davy Graham (auch: Davey, 1940-2008) war eine der maßgeblichen Figuren der Bewegung. Er beeinflusste Gitarristen wie John Renbourn und Bert Jansch, die wiederum Einfluss auf das Spiel ihrer Kollegen Jimmy Page und Eric Clapton ausübten. Davy Grahams zweites Album Folk, Blues And Beyond … (Music On Vinyl/Cargo) aus dem Jahr 1964 gilt als sein Schlüsselwerk. Darauf: wenige Eigenkompositionen, viele Covers, u.a. Songs von Leadbelly, Blind Willie Johnson, Willie Dixon, B.B. King, aber auch von Bob Dylan und Charles Mingus („Better Get Hit In Yo‘ Soul“). Es ist das „beyond“ im Albumtitel, das die Musik Grahams so besonders macht. Er vermischte die Blues- und Folk-Standards mit fernöstlichen Elementen und einem jazzigen Vibe.
Das Düsseldorfer Label Astro Chicken ist angetreten, um die frohe Botschaft aus der Astro-Disco zu verkünden. Für Freunde restaurativer Sounds veröffentlichen die Rheinländer This Is 1983 (Astro Chicken – www.astro-chicken.com), das Debütalbum von Risk Risk. Der Titel der LP sagt alles: vielfarbiger Synthpop, Proto-Elektro, Astro-Disco, poppige Melodien, quietschige Sequencersounds, alles hoffentlich mit einem Augenzwinkern gespielt. Plus Vocals mit dem gewissen krautigen Charme. Vinyl only, 180 Gramm, limitiert auf 300 Exemplare.
In den Siebzigerjahren war er Percussionist bei Ash Ra Tempel, Klaus Schulze und Cosmic Jokers und dennoch blieb Harald Grosskopf der große Unbekannte der fortschrittlichen deutschen Musik. Das erste Soloalbum von Grosskopf, Jahrgang 1949, erschien 1980 auf dem legendären Sky-Label: Mit Minimoog und Sequencer zog er auf Synthesist (RVNG International – US-Import) quasi ein Resümee der elektronischen Siebzigerjahre zwischen Synthpop und kosmischen Ambient-Sounds und gab einen Ausblick auf die melodiefreundlicheren Achtziger. Der remasterten LP liegt die CD Re-Synthesist bei. Darauf covern aktuelle Acts, die von der Musik Grosskopfs beeinflusst sind – u.a. Blondes, JD Twitch, Arp, CFCF, Stellar Om Source – die Tracks des Originalalbums.
Weitere Neuerscheinungen:
22-Pistepirkko – Lime Green Delorean (2 LPs)
Beastie Boys – Hot Sauce Committee Pt. 2 (3 LPs)
The Be Good Tanyas – Blue Horse (2 LPs)
Black Lips – Arabia Mountain
Bon Iver – Bon Iver
DJ Phono – Welcome To Whatever You’re Not
Andreas Dorau – Todesmelodien (LP + CD)
Brian Eno – Drums Between The Bells (2 LPs)
The Feelies – Here Before
Fink – Perfect Darkness
Giant Sand – Center Of The Universe
Giant Sand – Ramp
Giant Sand – Purge & Slough (2 LPs)
Interpol – Try It On Remixes (12″)
Mark Lanegan – Bubblegum
Let’s Wrestle – Nursing Home
Mini Mansions – Mini Mansions
Motor City Drum Ensemble – DJ-Kicks (2 LPs)
Harry Nilsson – Nilsson Schmilsson
Qluster – Fragen
Screamin‘ Jay Hawkins – The Singles 1954-1957
Sons & Daughters – Mirror Mirror
Yacht – Shangri-La