Morrissey: Verleumdungsklage gegen den NME


Nachdem ein "New Musical Express"-Redakteur ein Morrissey-Zitat 2007 angeblich zusammenhangslos in einem Interview der Printausgabe verwendet hat, will Morrissey nun Jahre später das NME-Musikmagazin verklagen.

Der Ex-The Smiths Sänger Morrissey ist bekannt für, sagen wir mal, eine spezielle Umgangsform mit Themen, die die Welt bewegen – im Großen und im Kleinen. Seine Lieblingsthemen sind bekanntlich zwei: Seine Haltung bezüglich „Fleisch“ und seine Haltung bezüglich „Integration“.

In der Öffentlichkeit pflegt man es, ihm Folgendes anzuhängen: Er sei ein radikaler Vegetarier, der selbst seinen Fans das Wurstbrot in der Backentasche der Jeans nicht gönnt. Und er sei ausländerfeindlich. Und wenn sich schon so viele Journalisten daran beteiligen, ein Morrissey-Bild zu skizzieren – dass den meisten Fans oder auch Nicht-Fans kaum allzu sympathisch sein dürfte – dann ist klar, dass sein Image einen erheblichen Schaden davon trägt. Ob sie immer Recht haben, sei dahin gestellt.

Man hat ihn in den letzten Jahren auch schon gegen diese angeblichen Verleumdungen wettern hören, aber jetzt will er rechtlich gegen diese vorgehen. Und wer muss dran glauben? Der NME. Für Morrissey gibt es anscheinend keine Verjährungsfristen. Die Wut über einen NME-Redakteur, der ihn 2007 interviewte, sitzt tief. Morrissey hat ein Elefantengedächtnis (- und das ist nicht tierfeindlich gemeint).

Der NME-Redakteur soll laut Morrissey ein Zitat verwendet haben, welches inhaltlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen sei.  Er zitierte Morrissey wie folgt: „With the issue of immigration, it’s very difficult because, although I don’t have anything against people from other countries, the higher the influx into England the more the British identity disappears.

Vielleicht hat der Redakteur ihn gefragt: Stephen Patrick Morrissey, finden sie, dass je massiver der Einfluss ausländischer Mitbürger in England steigt, dass die britische Identität immer mehr flöten geht? Dann hätte Morrissey auf eine halbwegs flappsige Frage zu einem ernsten Thema halbernst geantwortet, und dies ist dann aber überhaupt nicht bei den Lesern so angekommen.

Jedenfalls liegt ihm diese Sache auch vier Jahre später noch wie eine unverdaute Schweinshaxe im Magen. Sir Michael Tugendhat, der Richter am „Londoner High Court of Justice“ muss nun in den nächsten Tagen darüber entscheiden, ob der Verleumdungsklage von Morrisseystattgegeben wird oder nicht.

Diese verspätete Verleumdungsklage könnte natürlich daher rühren, dass Morrissey seit vier Jahren Schlafstörungen hat, weil er die Wut über diese öffentliche Fehldarstellung seinerseits in sich hineinfrisst – und irgendwann ist ja auch mal gut. Es könnte aber auch daran liegen, dass das Timing gar nicht so schlecht ist, Bob Marley’s „Get Up Stand Up“ auf Dauerschleife zu hören, um mit viel Schwung ins Gericht zu spazieren – weil ja 2012 eine Morrissey-Autobiographie angekündigt ist. Es wäre doch ein schönes letztes Kapitel: „Und ich bin DOCH nicht ausländerfeindlich“

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