Mediengruppe Telekommander & Von Spar Köln, Gebäude 9
Das könnten sie doch immer so machen: Deutschlands vorderste Krachmacher vereinen sich für einen Abend. „Kennst du Pfandrock?“, fragt der Typ, der sich gerade an den Reihen vorbei in Richtung Bar schiebt. Äh, Pfandrock? „Ja. Du warfest, bis die Leute im Publikum so stratle sind, dass sie ihre Becher einfach wegwerfen. Dann sammelst du sie auf, kassierst das Pfand und hast genug Geld, um selbst zu saufen. Pfandrock, verstehste?Wie Punkrock. „Schon zieht er lachend weiter, während wir uns der nächsten großen Erkenntnis des Abends nähern: Deutschlands jüngste und – nicht zuletzt gemessen an der berstend vollen Halle – derzeit vorderste Lärmbands haben einen Heidenrespekt voreinander. „Wir verehren Von Spar“, sagt Florian Zwietnig, immerhin die halbe Mediengruppe Telekommander. und hat sich darum etwas Besonderes ausgedacht. Nicht das übliche Vorgruppe/ Hauptgruppe-Ding soll das hier werden, erst recht kein Kampf um die Publikumsgunst (obgleich der Auftritt der gern auch mal ohne Gitarre und Bass, nur zu den feisten Elektrobeats aus dem Laptop hiphoppenden Telekommandanten mitunter den Charme eines Freestyle-Battles hatl. Stattdessen wollen die Bands vereint musizieren, und das geht so: Die erste halbe Stunde gehört Zwietnig und Partner Gerald Mandl, die sich zu techno-durchfurchtem Radau-Rock den Frust über die allgemeine Kleingeistigkeit ihrer Generation vom Leib sprechsingen, bevorzugt mit viel Selbstironie. „Ihr wollt Konsumkritik, doch die kriegt ihr nicht. Ihr habt so hart dafür gekämpft, doch das liegt uns nicht. Mehr Pop! Pop 1 Bis zum Erbrechen schreien!“ In diesem Moment docken Von Spar an. Die haben ihr Debütalbum DIE UNEINGESCHRÄNKTE FREIHEIT DER privaten initiative genannt, stecken in blauen Ganzkorperanzügen, die wie Mülltüten aussehen, und werden von einem fleischgewordenen Flummi namens Thomas Mahmoud angeführt, der erst gemeinsame Sache mit der Mediengruppe macht und dann ganz übernimmt. Von Spar ackern sich durch rauen, zappeligen New-Wave, den mal wirbelnde Funk-Gitarren durchschlagen, mal das Freejazz-Heulen ihres Saxophonisten, der sich in ein beknacktes Hasenkostüm gezwängt hat. Überhaupt sind heute alle in Verkleidungslaune. Zwietnig und Mandl kehren später in hellblauen Trainingsanzügen und mit angeklebten Backenbärten zurück, um in Mahmouds Hysterie einzusteigen: „Die Welt ein riesiger Apfel! Die Welt eine riesige Flasche! Die Welt eine riesige Zahnarztpraxis! Und ich bin Statthalter guter Ideen. “ Will’s denn nach diesem Abend noch jemand bezweifeln?