Madonna Ost


In einer Besprechung von Camy Todorows Debütsingle „Bursting At The Seams“ stellte Englands „NME“ angesichts des Covers etwas bissig fest, daß sich die Bulgarin wohl in Madonnas Schminkköfferchen durch den Eisernen Vorhang geschmuggelt habe. Camy, die Ärmste, bekam in dieser Tonart bereits einiges zu hören – vermutlich der Preis, den eine Sängerin zu zahlen hat, wenn sie blond (halbwegs) und attraktiv (keine Frage) ist. ¿ Camy – ehedem Kamelia Tordorow – hat diese Leier langsam satt und gibt – noch etwas radebrechend – kräftig kontra: „l’m like a virgin, ich bin hier die Jungfrau! Der Westen ist doch musikalisch völliges Neuland für mich. Und was Madonna anbelangt, halt ich’s mit Bette Midier: „Sie ist heiß, sie ist sexy, aber alles andere als ne Jungfrau!‘ Ich respektiere Madonnas Ellbogen, nicht ihren Gesang.“

Todorow hatte allerdings selbst schon Gelegenheit, die Durchsetzungskraft ihrer Ellbogen unter Beweis zu stellen. Sie stammt aus einer Familie antikommunistischer Widerstandskämpfer: Ihr Großvater „verschwand“ nach der kommunistischen Übernahme 1944. Der Vater ihres Stiefvaters wurde – angeblich vom KGB – zwei Jahre später in New York auf offener Straße erschossen.

Trotz dieser „zweifelhaften“ Herkunft avancierte Camy zum Film- und Musik-Star in Bulgarien. (Ihre Einflüsse reichen von Billie Holiday über Prince bis hin zu Queen.) Die Odyssee ihres Lebens wird eines Tages wohl auch über die Leinwand flimmern: Sie arbeitet im Moment an einem Drehbuch.

Obwohl sie mit den Deutschen nicht viel am Hut hat, wurde das Domizil vorerst in einem Vorort Münchens aufgeschlagen. „Es läuft besser, als ich dachte – die Engländer und Amerikaner haben den Deutschen anscheinend ein paar Manieren beigebracht.“

Die überzeugte Anglophile ist ein London-Fan: „Ahh, diese Stadt sprudelt über vor Leben! Da liegt Musik in der Luft!“ Manchmal wohl etwas zu viel: Erst kürzlich ließ sie an einem Tag 150 Musiker vorspielen, um ihre Band zusammenzustellen. Sie könne es kaum mehr erwarten, meint sie, endlich live auf der Bühne zu stehen. Bis zu diesem großen Tag gibt es zumindest ihre Single, produziert von Queen-Drummer Roger Taylor. Sie ist bei Virgin erschienen. Was „natürlich paßt wie die Faust aufs Auge!“