M.E.’s Blues-Special
In vielen Plattensammlungen findet man LP’s von Eric Clapton, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Steve Miller, The Allman Brothers, John Mayall, Fleetwood Mac oder auch Scheiben von Jeff Beck’s neuer Formation mit den alten Vanilla Fudge Boys Tim Bogert und Carmen Appice. Dufte Musikstücke, gutverkäufliche Langspielplatten. Die Musik dieser Supergitarristen – wie sie von der Presse oft genannt werden – ist keine einfache Popmusik. Wenn man Eric Clapton und Cream hört und vor allem ihr bekanntes Stück Crossroads‘ auf ihrer berühmten LP ‚Wheels Of Fire‘, dann ist das Ganze fast eine Kopie des Originals vom Bluessänger Robert Johnson, der die Nummer schrieb, die dann erst kurz nach seinem Tode (1936) veröffentlicht wurde. Wenn Du Dir aber die Platte ‚Need Your Love So Bad‘ von Peter Green und Fleetwood Mac anhörst, dann hast Du unwillkürlich das Original von Littfe Willie John in den Ohren. Und sogar die allererste Platte, die Elvis Presley veröffentlichte, hiess That’s All Right Mama‘. Es war eine weisse Blues-Imitation des unbekannten Sängers Arthur ‚Big Boy‘ Crudup.
ROCK’N’ROLL Früher, lange vor der Zelt der ersten Popmusik – damals hiess alles noch Rock’n’Roll, war vieles anders. Die Hitparaden, soweit vorhanden, wurden von sentimentalen, süssen Liedern aus Musicals und Filmen beherrscht. Die populäre Musik der 50er Jahre war temperamentlos. Man härte überall nur Frank Sinatra, Jo Starford, Tony Bennett, Johnny Ray und Nat King Cole.
Allerdings gab es zu der Zelt auch andere Musik. In einigen kleinen Kreisen spielte man die sogenannte Hfllbilly Musik oder Country & Western. Klänge, die die amerikanischen Cowboys von Ihren Grossvätern aus Irland gehört hatten. Ausserdem gab es die ‚race‘ Musik Eine Art Kopie der Musik, die ursprünglich aus dem schwarzem Afrika kam. Sehr rhythmisch und stark auf einem 12 Takte-Schema basierend. Später wurde daraus Rhythm & Blues.
Plötzlich erschienen Bill Haley & His Comets, Elvis Presley, Chuck Berry, Fats Domino, Little Richard, Ray Charles u.v.a. auf der Bildfläche. Sie vermischten die populäre Musik mit dem Country * Western und dem Rhythm & Blues. Der Rock’n’Roll war geboren und die Jugend hatte zum erstenmal Ihre eigene Musik.
Fast alle Superstars aus den 50er Jahren waren Amerikaner. Hier in Europa dauerte alles viel länger. Darum Ist es auch zu verstehen, dass die ersten Idole getreue Kopien ihrer amerikanischen Vorbilder waren: Cliff Richard, Tommy Steeie, Marty Wilde und Billy Fury.
1962 kam die grosse Veränderung. Es gab damals In England einer Underground-Scene von Künstlern, die die amerikanische schwarze Musik nicht nur nachspielten und nachsangen, sondern sie auch wissenschaftlich studierten und nachforschten, woher sie kam. Durch CHUCK BERRY und LITTLE RICHARD entdeckte man den Blues von Leuten wie SONNY BOY WILLIAMSON, JIMMY REED, MUDDY WATERS, HOWLIN‘ WOLF, LITTLE WALTER, JOHN LEE HOOKER und ROBERT JOHNSON. Alte Bluessänger, die In Amerika schon längst vergessen waren, wurden In England zu Legenden. Und einmal im Jahr veranstaltete man das American Blues Festival. Auf diesem Festival spielten einige dieser Legenden und machten danach eine Tournee durch England und Deutschland. Und so feierten sie überall grosse Erfolge: JOHN LEE HOOKER, J. B. LENOIR, DR. ROSS, SLEEPY JOHN ESTES und LITTLE BROTHER MONTGOMERY.
ENGLISCHE POPSCENE Doch wir haben bei der englischen Popscene der 60er Jahre angefangen. Natürlich behaupteten die Beatles den ersten Platz. Zuerst nahmen sie Stücke wie ‚Rock’n’Roll Music‘ von Chuck Berry auf. Noch stärker auf dem Bluestrip waren Gruppen wie THE ANIMALS, THE ROLLING STONES, THE YARDBIRDS, GEORGIE FAME UND THE BLUE FLAMES, ALEXIS KORNER, JOHN MAYALL, ROD STEWART, ALVIN LEE & TEN YEARS AFTER. Einige dieser Gruppen wurden schnell bekannt: MANFRED MANN, MICK JAGGER und ERIC BURDON wurden Idole mit Nummer 1 Hits auf ihrem Repertoire.
Viele dieser grossen Hits waren oft schon sehr alt. ‚Do Wah Diddy‘ von Manfred Mann war eine alte Nummer von THE EXITERS, The Little Red Rooster‘ von THE ROLLING STONES war noch viel älter (HOWLIN‘ WOLF) und ‚The House Of the Rising Sun‘ war fast hundert Jahre alt. Die letzte Nummer hatten die ‚Animals‘ auf einer Langspielplatte des Folksingers BOB DYLAN aus New York entdeckt.
Nicht alle Hits von Gruppen wie THE ANIMALS, MANFRED MANN (mit Paul Jones als Sänger) waren reine Blues-Nummern. Und wenn man sich für teures Geld ein Album zulegte, dann hörte man wirklich nur reinen Blues. Die Nummern waren länger als die gewöhnlichen Stücke, denn ein Bluesthema konnte unbegrenzt lange durchgeführt werden.
Auf LP’s von den ANIMALS (mit Eric Burdon), ALAN PRICE und Chas Chandler) fand man tracks wie Tor Miss Caulker‘ und ‚The Story Of Bo Diddley‘, die der deutschen pop-incrowd Respekt einflössten. Der Wunsch Jeder englischen Bluesgruppe war, mit einem echten amerikanischen Bluessänger aufzutreten. THE YARDBIRDS mit u.a. KEITH RELF, ERIC CLAPTON und CHRIS DREJA schafften es 1963 sogar, SONNY BOY WILLIAMSON zu überreden, mit ihnen ein Ihre-Album aufzunehmen. Willie Miller, so hiess Sonny eigentlich, war damals auf Tournee mit dem American Folk-Blues-Festival