Little Feat


Mit dem Tod des charismatischen Lowell George schien W79 das Ende der Kult-Rockband Little Feat besiegelt. Gut neun Jahre später treten die Kalifornier mit dem neuen Sänger Craig Füller das schwere Erbe an. Jörg Feyer sucht nach dem kleinen Unterschied.

Little Feat? Genau die: Gut neun Jahre nach dem viel zu frühen Tod von Lowell George, der im Alter von nur 34 Jahren einem Herzversagen erlag, steht eine neue Ausgabe der wohl besten US-Rockband der 70er Jahre in den Startlöchern. Das jähe Ableben des genialen Songschreibers beendete damals alle Spekulationen um die Zukunft einer Band, die zuletzt immer weniger in der Lage war, die vielbeschworene „Little Feat-Chemie“ herzustellen – wie schon 1977 der enttäuschende Auftritt im „Rockpalast“ gezeigt hatte. Während sich Keyboarder Bill Payne mit Songs wie „A Day At The Dog Races“ schon mal in Jazz-Rock-Gefilde vorwagte, geriet Lowell George mit seinem klassischen Songwriting zwischen R & B und Country immer mehr ins Hintertreffen und veröffentlichte 1978 konsequenterweise sein erstes und einziges Solo-Album THANX I’LL EAT IT HERE.

Bill Payne und Gitarrist Paul Barrere bastelten unterdessen schon an einem neuen Projekt, doch Georges Tod, der, so heute der neue Sänger Craig Fuller, „uns allen damals ganz schön zugesetzt hat“, verhinderte eine schnelle Wiedergeburt. Zudem winkten lukrativere Jobs, zumindest für Bill Payne, der über die Jahre stets ein gefragter Live’n’Studio-Musiker war und sich obendrein als Produzent (Toto, Carly Simon, Jane Wiedlin) einen gefragten Namen machen konnte.

Weniger üppig belegt waren die Brötchen der anderen: Paul Barrere fabrizierte schlechte Solo-Platten und Drummer Richie Hayward mußte seine Sticks gelegentlich auch schon mal für Fossile wie Richard T. Bear in kleinen Clubs schwingen. Craig Fuller, schon ’79 als George-Nachfolger vorgesehen, zog sich gar aufs Altenteil zurück und lebte von Tantiemen, die noch aus seiner Zeit mit der Pure Prairie League bzw. American Flyer flössen. Und außerdem: „Alle hatten auf einmal lila Haare und verrückte Klamotten“, so Füllers Resümee der End-70er, „da paßte ich irgendwie nicht rein, obwohl ich einiges von dem mochte, was damals gemacht wurde.“

Doch jetzt stehen die Zeit-Zeichen auch für Little Feat günstiger: Unverdorbene Musikalität jenseits von Trends und Pop-Ideologie ist längst wieder goutierbar geworden; die vielverpönten 70er werden dabei auf breiter Basis wiederentdeckt, nicht nur im Bereich der schwarzen Musik: So coverten sogar New Yorker „Hipster“ wie Anton Fiers Golden Palominos vor zwei Jahren die Lowell George-Songs „I’ve Been The One“ und „Brides Of Jesus“. Probleme mit seiner neuen Rolle und die daran geknüpften, nicht gerade niedrigen Erwartungen kennt Craig Füller nicht. „Es ist einfach für mich – einfach in dem Sinne, daß es eine natürliche Angelegenheit ist, nichts künstlich Geplantes. Ich zumindest bin überhaupt nicht eingeschüchtert, jetzt in meiner Rolle als Lead-Sänger einer renommierten Band. Ich kannte ja alle vorher – und Lowell George mochte meinen Gesang.“

Zwischen einhelliger Kritikerbegeisterung, die mit feiner Regelmäßigkeit über klassische Feat-Alben wie SAILIN‘ SHOES oder FEATS DONT FAIL ME NOW hereinbrach, und dem Zuspruch der breiteren Kundschaft klaffte in ihrem Falle stets eine riesige Lücke. Eine Newcomer-Band, die heute derart unverschämt am Massengeschmack vorbeimusizieren würde, stünde vermutlich spätestens nach zwei Platten schon wieder ohne Vertrag da. Doch mit dem Comeback LET IT ROLL haben auch die neuen Little Feat vorbeugende Maßnahmen ergriffen. Fuller: „Früher waren Little Feat doch mehr an den rein musikalischen Aspekten interessiert – als sich Gedanken darüber zu machen, wie, kommerziell‘ das nun sei. Heute interessiert uns hingegen auch das Geldverdienen. „