Linus Musiziert Mit Beaves & Butthead


Ben Folds Five überraschen mit knallbuntem Comic der Klänge

Ahem, da fehlen doch zwei. Schließlich nennt sich diese Combo aus North Carolina Ben Folds Five. Aber außer Bandboss und Pianist Ben Folds sitzen mir im Interview nur Bassist Robert Sledge und Drummer Darren Jessee gegenüber. Zählen zum Line-up der Band vielleicht auch Bens Klavier und ein Kollege mit Tarnkappe? Die Frage löst allgemeine Erheiterung aus. Spaßvogel Robert Sledge läßt sogar grinsen. Seine Bastelarbeit, ein Gebiß aus Apfelsinenschalen, bereitet ihm offenbar größtes Vergnügen.

Doch so jungenhaft die drei Musiker aus den USA auf den ersten Blick auch wirken mögen, so faustdick haben sie es musikalisch hinter den Ohren. Denn die Zutaten, aus denen Ben Folds Five ihren verschrobenen Mix destillieren, stammen aus dem reichen Fundus von Beatles und Elton John, von Joe Jackson, Billy Joel und Queen. Dabei kommen die Jungs, ungewöhnlich genug, ohne das klassische Instrument einer jeden Rockkapelle aus. Die Gitarre fehlt völlig. Das Schöne daran: Kein Mensch vermißt die sechs Saiten, wenn Ben Folds in die Tasten greift. Bester Beweis: die zwölf musikalischen Perlen seines zweiten Albums (‚Whatever And Ever Amen‘). Zielstrebig suchen sie ihren Weg ins Ohr des Zuhörers und setzen sich dort fest – ob nun Balladen wie ‚Cigarette‘ und ‚Missing The War‘ oder Uptempo-Titel wie die Single ‚Battle Of Who Could Care Less‘.

Das alles steht nicht nur für ein intaktes Feeling, sondern auch für ein bestimmtes Lebensgefühl. Bloß, für welches? Ben Folds: „Stell dir vor, daß Linus (der Klaviervirtuose aus der Comic-Serie ‚Peanuts’/Red.) endlich erwachsen geworden ist und nicht mit Kuscheldecke oder Charlie Brown durch die Gegend zieht, sondern statt dessen mit den beiden MTV-Rüpeln Beavis & Butthead.“ Interessante Perspektive.