Level 42 – Köln, Sporthalle


Clever sind sie. keine Frage! Die vier englischen Chartstürmer, die sich mit „Lessons In Love“ und „Running In The Family“ für die Superstar-Liga qualifizierten, wissen auch live, wie’s gemacht wird. Ihr Konzert in der mit 8000 Zuschauern ausverkauften Sporthalle war ein kassenfüllender Beweis für die Zugkraft von Level 42, die seit ihrer Gründung 1980 nicht nur durch konstante Studio-Leistung überzeugen, sondern sich auch darauf verstehen, stets etwas mehr zu bieten: mehr Effekte, mehr Showmanship, mehr Hits. So hatte die Darbietung — angefangen vom feurigen pyrotechnischen Auftakt bis hin zum donnernden Finish — absolut professionellen Charakter.

Einst auf die Szene gespült von einer sanften Welle namens „Brit-Funk“, mischten Level 42 ihrem Sound im Laufe der Zeit immer größere Anteile von Pop bei. So verwunderte es wenig, daß die Sporthalle sich alsbald in eine Großraum-Disco, einen einzigen zukkenden Tanzpalast verwandelte.

Wer jedoch auf improvisatorische Freiräume oder klangliche Finesse hoffte, wurde arg enttäuscht. Das alles wirkte zwar äußerst gekonnt, lief aber mit der Präzision eines Digitaluhrwerkes ab. Nun ja. das in unveränderter Besetzung operierende Quartett — namentlich Mark King (voc. hass). Mike Linclup (keys. voc). Phil Gould (dr). Boon Gould (g) — klingt musikalisch homogen, läßt jedoch dem einzelnen keine Möglichkeit, solistische Glanzlichter zu setzen. Subtiles ist nicht gefragt.

Der Geräuschpegel des Applauses stieg folglich immer dann an. wenn Lindup mit chorknabenhohem Falsett in sein Mikrofon hauchte oder, allein die rechte Hand gebrauchend, die Raffinessen seines hochtechnologischen Keyboard-Instrumentariums ausspielte. Die Akteure beschränkten sich konsequent darauf, den Leuten zu geben, was die Leute halt wollen: Hit-Futter mit Repertoire-Brocken durchmischt.

Eröffnet wurde der von Phil Saatchi eingeleitete Konzertabend mit „Fashion Fever“ vom aktuellen Album. 14 weitere Nummern sollten folgen, eine Art „Best Of‘-Programm. zusammengestellt mit Material von den LPs Standing In The Light, World Machine, Pursuit Of Accidents, True Clours und vor allem Running In The Family. Konzertante Höhepunke waren bei dieser Leistungsschau des Erfolges schwer auszumachen. Hier dominierten Kalkül statt Vitalität, Erfahrung statt Überraschung. Ob Legato oder Stakkato, oh Schnellgas oder Balladen-Tempo, das blieb gefühllos perfektionistisch.

Daß darüber hinaus der Hallensound sehr zu wünschen übrig ließ und sich in der Hauptsache durch Lautstärke und das Fehlen jeglicher Transparenz auszeichnete, schien niemanden wirklich zu stören.