Lady Gaga: Wie findet ein Star wie sie wieder zu sich selbst?
Mit ihrem neuen Album MAYHEM hat Lady Gaga zu ihren musikalischen Wurzeln zurückgefunden. Hier mehr dazu.

Am Freitag, den 7. März, veröffentlichte Lady Gaga ihr neues Album MAYHEM. Die Platte liefert zahlreiche Popsongs, wie man es von ihrer früheren Musik gewohnt ist. Inhaltlich zeigt sie dagegen in ihren Tracks eine Entwicklung, die sie in den vergangenen Jahren persönlich gemacht hat. Unter anderem darüber sprach sie in einem neuen Interview.

Zurück zu den Wurzeln
Zu den eigenen musikalischen Wurzeln zurückzukehren und wieder den Sound zu machen, den man vielleicht vor mehreren Jahrzehnten schon einmal gemacht hat, kann für viele Künstler:innen ein schwieriger Schritt sein. Ähnlich ging es auch Lady Gaga, obwohl sie mit ihrer aktuellen Platte genau das gemacht hat. Ihr erstes Studioalbum, THE FAME (2008), ist ein Dance-Pop-Album. Im Gegensatz dazu erwies sich BORN THIS WAY (2011) als deutlich rockiger und JOANNE (2016) beinhaltete beispielsweise viele Country-Elemente.
Am Anfang des neuen Albums MAYHEM hätte der US-Star sich darüber gesorgt, dass sie nicht mehr ihr Teenager-Ich von Früher sei und ein komplett anderes Umfeld um sich herum habe. Eine schlichte Wiederholung von THE FAME wolle sie ebenfalls nicht. „Letztendlich habe ich aber beschlossen, dass ich es wirklich tun wollte und dass dieser Klangstil und diese Ästhetik wirklich zu mir gehören“, sagt sie im Gespräch mit der „New York Times“. Es sei die Musik, die ihr geholfen habe, „sich in die Musik zu verlieben“.
Im gleichen Interview hat die 38-Jährige außerdem darüber gesprochen, wie die Kunst in der Musikwelt häufig direkt mit dem Image eines Artists und dessen „Marke“ verbunden werde. „Das begann sich darauf auszuwirken, wie ich Musik machte“, sagt sie diesbezüglich. Besonders treffe das wohl auch auf Frauen zu. „Es ist die Art und Weise, wie sie mit dir darüber sprechen, wer du bist. Als ich nach Hollywood zog und meine Musik zum ersten Mal für Interscope spielte, gab es Gespräche darüber, wie du aussehen sollst. Und du denkst: ‚Das werde ich sein. Wie wirst du dich anziehen?‘ Nun, ich werde das tragen, was ich normalerweise trage, wenn ich auf der Bühne stehe. Sie bringen dir bei, das Ganze als Geschäft und nicht als Auftritt zu betrachten.“
Jetzt ist sie ihr eigener Boss
Obwohl Lady Gaga schon seit ihrer Jugend in der Musikbranche aktiv ist und sich längst als Weltstar etabliert hat, habe es lange gedauert, bis sie sich auch so gefühlt habe. „Ich bin mir sicher, dass sich das für die Leute seltsam anhört, weil sie dich an der Spitze der Welt sehen und denken, dass du der Boss bist, aber als Frau in der Musikbranche würde ich sagen, dass ich 20 Jahre gebraucht habe, um der Boss zu werden. Jetzt bin ich es“, so Gaga. Das läge vor allem an den Menschen, die sie mittlerweile in ihrem Umfeld habe. Darunter ihr Verlobter Michael Polansky, der MAYHEM mitproduziert hat.
Den richtigen Weg zu finden, über genau dieses Thema zu reden, fiele Lady Gaga manchmal noch schwer. „Ich ringe damit, wie ich darüber sprechen soll. Denn ich möchte all die Segnungen in meinem Leben anerkennen und mich gleichzeitig für die Frauen in dieser Branche einsetzen“, erklärt sie. „Es gibt keine Gesetze dafür, wer Produzent sein darf, und sie werden von niemandem überprüft. Wenn man 17 Jahre alt ist und in ein Studio eingeladen wird, hat man keinen Schutz. Du weißt nicht, wohin du gehst. Es kann sein, dass außer der Person, mit der du arbeitest, nicht einmal ein Erwachsener mit dir im Raum ist. Es ist nicht die sicherste Branche“, fährt sie fort.
Was kommt nach der Psychose?
In MAYHEM spielt das Thema Authentizität eine wichtige Rolle. Für Lady Gaga sei es in der Vergangenheit nicht immer einfach gewesen, zwischen ihrer eigenen Persönlichkeit und der auf der Bühne zu unterscheiden und authentisch sie selber zu sein. „Ich habe mich so sehr in die Fantasie meiner Kunstwerke und meiner Bühnenpersönlichkeit vertieft, dass ich den Kontakt verloren habe“, so die Sängerin. Es ging sogar so weit, dass sie vor etwa fünf Jahren an einer Psychose litt. Um wieder zu sich selbst zu finden, musste Lady Gaga einen Weg suchen, ihre private und ihre Bühnenpersönlichkeit miteinander zu verbinden. So fing sie an, ihre „Lady-Gaga-Boss-Energie“ in ihrem täglichen Leben zu leben. „Aber auf eine kraftvolle Art und Weise“, ergänzt sie dazu.