Kurz & Klein


Das geht ja gleich gut los: Cobra Starship in der „Kurz &. Klein“-Kiste! Wie sind die da überhaupt reingekommen? Die amerikanische Band, die in ihrer Heimat mit einem schauderhaften Beitrag zum „Snakes OnA Plane“ -Soundtrack bekannt wurde, quälte bereits Zehntausende (und den Schreiber dieser Zeilen) als Vor-Vorgruppe von Panic! AtThe Disco auf deren USA-Tournee. Ihr Debüt heißt WHILE THE CITY SLEEPS, WERULETHE STREETS (Inkubator/Soulfood) – wer würde die Streets nicht rulen, wenn alle schlafen? – und es enthält kalkulierten, überproduzierten Emo-Pop-Crossover-Classic-Rock-Mist (so ungefähr wie das schlechteste Lied von Linkin Park und dann noch schlechter). Einziges „guilty pleasure“: Die Bridge und der Refrain von „The Kids Are All Fucked Up“, die plötzlich so komisch kitschig-romantisch sind, dass sie einem irgendwie eine leicht eklige Gänsehaut machen.

Schnell was Gutes aus der Kiste holen: Loney, Dear ist eine „Ein-Mann-Band mit neun Mitgliedern“ aus Schweden, die für das Cover ihrer CD sologne (Dear John/Cargo) ein kleines schwedisches Haus in einer kleinen schwedischen Landschaft fotografiert haben. Die Songs klingen aus dem Ärmel geschüttelt, sind bei näherer Betrachtung aber kleine von den Beach Boys, von Aqualung, Smog und vielleicht auch Howe Gelb beeinflusste Homerecording-Mini-Meisterwerke mit verschrobenen, leisen, kleinen Background-Chören und allerlei zauberhaftem Zeug. Übrigens: CSS (die famosen, großartigen CSS aus Säo Paulo!) haben einen Remix der Single „The City, The Airport“ gemacht. Der ist aber nicht sooo famos und großartig.

Aprops Schweden. Mein lieber Gesangsverein. A complete history of populär music (Labrador/Broken Silence) heißt eine Compilation des Labels Labrador Records. Der Titel der Sammlung, mit der das engagierte Label den 10. Geburtstag und die 100. Veröffentlichung feiert, ist ironisch – aber nur ein bisschen. Nicht weniger als 100 Songs von meist im Ausland kaum bekannten schwedischen Bands gibt es hierzu entdecken, was dann auf die ganze Länge doch ein bisschen zu viel (Zeug) von ein bisschen zu wenig (Genius) ist. Auch wenn alles mit viel Liebe zusammengestellt und gestaltet wurde.

Viel Liebe tragen auch die HipHopper in ihren Herzen. The Game zum Beispiel behauptet gerne, dass er von 50 Cent aus der G Unit geworfen wurde, weil er „zu gut“ und „zu erfolgreich “ gewesen sei. Wenn das stimmt, dann sollte 50 Cent so schnell wie möglich Young Bück die Türe weisen- der G-Unit-Rapper aus Tennessee ist um Klassen besser als sein Chef. Sein zweites Album BÜCK THE WORLD (G Unit/lnterscope/Universal) ist vergleichsweise großartiger Kommerz-HipHop mit druckvollen und angenehm souligen Beats (inkl. eines Wolfgang Amadeus „Motzart“ zugeschriebenen Samples aus dem Requiem) von Produzenten wie Dr. Dre und Hi-Tek. Auch Eminem steuerte einen Song bei: Sein dramatisches und super-langsames „Lose My Mind“ gehört zu den Highlights auf einem generell gut durchhörbaren Album.

Spannender als die amerikanische HipHop-Szene ist sicherlich der Punk-Underground von Peking. Am 19. April startet in ausgewählten Kinos die Dokumentation „Beijing Bubbles“, in der Susanne Messmer und George Lindt „Punk and Rock in China’s Capital“ vorstellen. In dem Film wird auch die Geschichte von Joyside, einer chinesischen Indierock-Band, erzählt. Die vier stylischen Rebellen gehen ab dem 19. April auf Europatournee- auch Deutschland-Konzerte sind geplant! – und stellen ihr sanft geschrammeltes Album BOOZE AT NEPTUNE’s DAWN (11. Mai, Fly Fast Records) vor. Am 20. April bereits erscheint der Soundtrack beijing bubbles (Fly Fast Records), auf dem ebenfalls einige der englischsprachigen Songs von Joyside enthalten sind.

Pristine sind eine „Garage Punk Galore -Band aus „Dortmund-fucking-Nordstadt“ – eine Art The 5.6.7.8’s aus dem Ruhrpott. Die vier Ladies spielen die Art von Punk, die man kompromisslos nennt, und sie tun es vergleichsweise abwechslungsreich. Bei dem neuen Album H ANDS UP! HANDS UP! (Planet Pristine/Broken Silence) geht es „um den ultimativen Tritt in den Arsch, um den Nörglern das Handwerkzu legen „, steht im Presseinfo.

Erstaunlich, dass Bowling ForSoup noch niemand das Handwerk gelegt hat. Aber vielleicht sind das so Typen, die sich „nur selbst schlagen können“, wie man im Fußball sagt. Die Spaß-Punk-Kapelle aus Texas hat sich vorgenommen, auf ihrem neunten Album the GREAT burrito extortion c ASE (Rough Trade) „lustige“ Sachen über Celebrities zu singen. Das ist ihnen gelungen – was will man den tätowierten Clowns also vorwerfen?