Klassensprecher
Hip, höflich & hellsichtig: Montell Jordan ist die Ausnahme von der HipHop-Regel.
Es gibt noch Höflichkeit im Musikgeschäft, sogar im Kulturfeld HipHop. Der Beweis ist knapp zwei Meter groß und verbreitet trotz schwarzem Lack und Leder die blitzsaubere Ausstrahlung eines Werbeclips für Zahnpasta. Um den Hals hängt dezentes Gold in Kreuzform. Gestern wurde es spät für Montell Jordan: Er war aus mit den „großartigen Leuten vom Plattenlabel“ und hatte eine „tolle Zeit“. Jetzt ist er frisch geduscht und bereit, den Tag und den Interviewer zu seinem Freund zu machen. Keine Frage, der Mann ist ein Dienstleister. Gerade hat seine gut geölte R&B-Maschine mit „Get It On…Tonite“ das vierte Album in vier Jahren ausgespuckt-beständig und zuverlässig. Er ist 30 und fühlt sich als Sprecher einer Generation: „Obwohl wir dabei sind, uns niederzulassen, sind wir cool und trendy. Wir wissen Bescheid. Wir hören Jazz, HipHop und Marvin Gaye, haben einen Fuß in der Gegenwart und einen in der Vergangenheit, beim klassischen Soul.“ Jordans Rezept: Party, Liebe, Lust, Herzschmerz und Religion, diesmal in klarer Zweiteilung.“Alle Uptempo-Stücke, die Partytracks also, befinden sich am Anfang der Platte. Wenn du ausgehen willst, sorgt das Album für 40 spaßige Minuten. Der zweite Teil ist ausschließlich für das Schlafzimmer. Wie damals auf Vinyl, mit A- und B-Seite.“ Dann spricht Mr. Clean über den anstehenden Mike Tyson-Kampf, für den er natürlich Karten in der ersten Reihe hat: „Im Leben bin ich ein Guter. Ich bin verheiratet, Vater einer dreijährigen Tochter. Ich gehe zur Kirche. Deswegen kann ich in meiner Musik manchmal etwas unartig sein. Das ist mein Mr. Hyde. Wenn Montell sagt.’ich möchte Liebe mit dir machen‘, sagt Mr. Hyde ‚leg dich hin und mach die Beine breit.'“