Kaum ein Künstler ist ungeeigneterer einen Oscar nominiert zu werden, als Elliott Smith. Doch der Folkie wird als Star gehandelt.
Im Leben eines fast jeden Menschen gibt es eine entscheidende Geschichte. Für Elliott Smith, den Prototyp des neuen, schüchternen Singer/Songwriters von der US-Westküste, der stets aufsein absichtlich ungepflegtes Äußeres achtet, ist diese Geschichte ohne Frage sein Zusammentreffen mit Kultregisseur Gus van Sant. Der hatte nämlich letztes Jahr den Geistesblitz, die Musik seines alten Kumpels Smith in seinen grandiosen Film „Good Will Hunting“ einzubauen. „Als er mir diesen Vorschlag machte, habe ich gar nicht richtig zugehört“, erinnert sich Smith, der in seiner früheren Band eher grungige Töne anschlug.“Ich dachte:“So what? Eben ein Song, der irgendwo im Hintergrund des Streifens läuft“. Gus hat mich dann eingeladen, mir eine Rohversion von „Good Will Hunting“ anzuschauen. Und da hatte er sechs meiner Songs eingebaut, immer an zentralen Stellen.“ Der Rest ist fast schon Geschichte: Der Film wurde ein Kassenschlager und Murphys Song „Miss Misery“ für den Oscar nominiert. Smith durfte deshalb sogar bei der Oscar-Zeremonie auftreten – im geliehenen Frack und sichtlich nervös. Die US-Presse hat Elliott daraufhin als „ruhigen Beck-Imitator“ bezeichnet. Und immerhin verbindet die beiden so viel, daß Beck wie Murphy der Sprung in die Charts mit schepperndem Homerecording gelang. Die Erwartungen an Smith für die Zukunft sind jedenfalls riesig-was dem 28jährigen selbst gar nicht benagt. „Wenn ich nicht für den Rest meines Lebens als der ‚Typ, der bei den Oscars aufgetreten ist‘, angesehen werde, bin ich schon zufrieden. Ansonsten mache ich, was ich machen muß“.