Kampf der Ideologien
The Roots: Auf ihrem neuen Album „Phrenology“ fordern The Roots Unabhängigkeit – und lassen sich doch für Firmenpartys buchen. „Fuck getting money for real, get freedom!“, rappt Black Thought in „Thought at Work“, einem trockenen, Drum-lastigen neuen Song. Wie erfrischend klingt das in Zeiten, in denen Snoop Dogg im Booklet seiner neuen CD die eigene Action-Figur vertreibt und Talente wie Busta Rhymes und Mos Def öfter in Hollywood als im Studio anzutreffen sind. Über zehn Jahre und fünf hervorragende Alben haben sich The Roots, eine der respektiertesten Alternative HipHop-Bands der USA, ein im Großen und Ganzen ungebrochenes Interesse an kompromissloser Kunst erhalten. So erstaunt es doch, dass – wie sich kürzlich herausstellte – selbst The Roots käuflich sind: Ein Batzen Geld war wohl verantwortlich, dass sich Black Thought (28) vor einigen Wochen überreden ließ, mit Ahmir „?uestlove“ Thompson (31) und den Kollegen Kamal (25). Kyle „Scratch“ Jones (29), „Hub“ (34) und Ben (25) für das Live-Entertainment bei einer ganz und gar unentspannten Playstation 2-Party bei New York zu sorgen.
Arger war vorprogrammiert: wie „Vibe“ berichtete, beklagte sich der HipHop-Act aus Philadelphia bald, dass angeblich weder der versprochene eigene Koch zugegen war (was die Gegenseite dementiert) noch ein eigenes Zimmer für jedes der Mitglieder vorgesehen war. „Fuck this and fuck you“, sagte Black Thought zum Veranstalter. „Mir gefällt nicht, wie wir behandelt werden, wir hauen ab. Ich bin kein Clown.“ Als der Schickimicki-Crowd eröffnet wurde, dass die Band abreisen würde, fiel unter den vornehmlich weißen Partygästen deutlich hörbar das N-Wort. Beinahe wäre es zu Handgreiflichkeiten gekommen, und The Roots waren – wen wundert’s – verschwunden.
So kämpfen afroamerikanische Musiker noch immer mit Stereotypisierung, auch wenn sich seit den Tagen der „Phrenology“ einiges getan hat: Im 19.Jahrhundert nannte sich so eine Disziplin der „Wissenschaft“, die mit dem Vermessen von Köpfen beweisen wollte, dass man von Rasse und Schädelgröße Intelligenz ableiten könne. www.theroots.com