Jon Spencer Blues Explosion, Los Angeles, El Rey
KAUM EINE ANDERE BAND wird derzeit in den Staaten mehr gehypt, kaum ein anderer Akt so von Kritikerlob – von gewöhnlichen Schmierfinken bis hin zu prominenten Sachkennern wie Steven Tyler – überschüttet. Warum also spielt Jon Spencer im relativ kleinen El Rey und nicht in großen Arenen? Abgesehen davon, daß das Urteil mancher Musikkritiker mit Vorsicht zu genießen und auch Steven Tyler nur ein Mensch ist, ist die Antwort erschütternd schlicht: Die Jon Spencer Blues Explosion, diese hoch gelobte Band, ist erschütternd schlecht! Zu hart? Nein. Hart ist nur, das anderthalbstündige Konzert durchzustehen. Jon Spencers Alben sind ja schon anstrengend, eine Kakophonie von musikalischen Grob- und Ungereimtheiten. Doch erst live wird das Ganze wirklich zum Desaster. Man glaubt, versehentlich in den Soundcheck einer wütenden Knastkapelle geraten zu sein. Selbst die besseren Songs vom neuen Album, „Fuck Shit Up“ und „Rocketship“, können – so lieblos und uninspiriert vorgetragen wie an diesem Abend — die Show nicht retten. Ein Auftritt, der aus einem hektischen Wechsel von Gegrunze, spastischen Verrenkungen, dem gelegentlichen Ausruf „Blues Explosion!“ und Lärm besteht. Nach drei Songs hat man a) alle möglichen Showeinlagen von Jon Spencer gesehen, b) das spielerische Unvermögen von Spencer, Judah Bauer (git) und Rüssel Simins (dr) erkannt und c) die Schnauze gestrichen voll.