Joe Jackson


Joe Jackson ist bester Dinge. Der Schrecken mancher Medienschaffender, die den Mann mit der Denkerstirn gern als mundfaulen Stinkstiefel hinstellen, geht in Frankfurt verschmitzt grinsend in die Offensive. Er parliert mit einzelnen Fans, geht schlagfertig auf Zwischenrufe ein und dirigiert seine sechsköpfige Band wie ein wohlgemuter Freizeit-Karajan. Oh sich Jackson nun distinguiert britisch mit heißem Tee aus einer stilvollen, silbernen Thermoskanne versorgt oder den Stativwechsel durch einen Roadie mitten im Song gestenreich mit einem Ausfallschritt begleitet. Joe, der Schlaks mit dem Schalk im Nacken, hat das enthusiastische Publikum stets auf seiner Seite.

Von seinem Biß indes hat Jackson nichts verloren. Noch immer singt er gegen Kleingeister an, ohne dabei dem kleinen Mann unnötig ans Bein zu pinkeln. Dem Establishment und seinen verlogenen Politikern dagegen verpaßt der zum weltmännischen Entertainer gereifte Songwriter ohne viel Federlesens eine schallende Ohrfeige. Bei anderen Songs packt der vielseitige Ausnahmemusiker dann wieder so viel Romantik und Zärtlichkeit in seine Performance.

daß einem beinahe die Tränen kommen. Bei aller Ernsthaftigkeit gelingt es Jackson svmpathischerweise aber immer wieder, sich selbst und den Rest der Menschheit auf die Schippe zu nehmen.

Musikalisch bewegt sich das hagere Genie zwischen Punk und Jazz, Salsa und Wave. Swing und Reggae. Kammermusik und Rock’n’Roll — über ohnehin alberne musikalische Grenzen setzt sich Jackson mit spielerischer Leichtigkeit souverän hinweg. Dabei hilft ihm eine ebenso professionelle wie einfühlsame Band, in der vor allem Sue Hadjopolous (Percussion) und Melinda Jostyn (Gitarre. Geige. Mundharmonika. Gesang) eine herausragende Stellung einnehmen.

Ober weite Strecken bestimmen die Songs von Jacksons beiden letzten LPs den Abend. Aber auch die Nostalgiker unter seinen Fans kommen nicht zu kurz. Mit zweifacher Schlagzeug-Power wird“.One More Time“ zu einem der Höhepunkte des Abends. Den krönenden Abschluß aber bildet der grandiose „Slow Song“. Die Band verläßt die Bühne, während ihr sichtlich zufriedener Boss das Konzert beschließt, wie er es begonnen hat: als Solist am Piano. Joe Jackson, ein Mann für alle Fälle — aber einer mit Geschmack.