Joanna Newsom & The Ys Street Band


Kein Mittelmaß, dafür weltliche Mitte und Mafs von der "Göttlichen".

„Schon wieder?“, mag sich der geneigte ME-Leser fragen, ja, schon wieder. Obwohl die letzte ME-Kritik eines Joanna-Newsom-Konzertes erst ein gutes halbes Jahr zurück liegt. Aber der damals beaugenzeugte Auftritt, die virtuose Reproduktion ihres Albums vs mit Orchesterhilfe kann getrost als Einzel-und Glücksfall betrachtet werden. Denn den Konzert-„Alltag“ bestreitet Newsom schließlich mit ihrer kleinen „Ys Street Band“ (Trio aus Percussion/Gesang, Tambura/Banjo und Violine/Gesang). Aber auch das ist ein Erlebnis. Denn in der bestuhlten Muffathalle kann man feststellen, dass Joanna Newsom bei allerangemessenen sakralen Sprachlosigkeit im Publikum und vorausgegangener Vergötterung von Seiten der Kritik sehr sympathisch, unaufgeregt und weltlich auftritt. Die Trio-Konstellation hebt die musikalischen Extreme von Newsoms Kunst zwar nicht auf, aber derart heruntergebrochen büßen die YS-Epen doch einiges von ihrer Rauschhaftigkeit ein, die schrofferen Solo-Songs und Folk-Miniaturen des ersten Albums gewinnen hingegen an Wärme und Nahbarkeit. Bestes Beispiel dafür ist das ursprünglich für Piano komponierte „Inflammatory Writ“, das zu einem augenzwinkernden Fast-Schunkler wird. Apropos: Die neueste Songschöpfung „Colleen“, in Trio-Besetzung entstanden, zeigt vielleicht die zukünftige Weiterentwicklung. Weg von den Extremen, ist der Song komplexer Mittelalter-Folk, der sich dank Strophe-Refrain-Schema und geerdetem Rhythmus aber nicht völlig in transzendenten Sphären verliert. Verloren fühlt man sich an diesem Abend ohnehin nur, als Newsom nach der Zugabe „Sadie“ nicht mehr auf die Bühne zurückkehrt und zwei Songs von Ys schuldig bleibt. Deshalb: Bitte in einem halben Jahr schon wieder. www.dragcity.com/bands/newsom