Jacco Gardner


Jacco, King Of Psychedelic-Pop: Der niederländische Multiinstrumentalist ist besessen vom Geist Syd Barretts.

Was haben yours truly Musikexpress und der Songwriter Jacco Gardner gemeinsam? Beide haben ihre Wurzeln in den Niederlanden der 60er-Jahre. Das Magazin Ihrer Wahl ist aus dem niederländischen „Muziek Expres“ hervorgegangen. Gardners Songs wiederum wären undenkbar ohne die sogenannte Nederbeat-Bewegung, Hollands Antwort auf die englische Beat-Musik. Bands wie Golden Earring und Les Baroques übernahmen damals den Sound der Kinks und der Rolling Stones und bereicherten ihn um psychedelische Einflüsse – eine Mischung, die man heute in Gardners Songs wiederhört. „Meine Lieblingsjahre in der Popmusik sind 1966 und 1967, als Garagenbands und Psychedelia zusammengefunden haben“, sagt er.

1967 ist auch das Jahr, in dem Pink Floyds The Piper At The Gates Of Dawn erschienen ist, ein Album, das den 24-Jährigen stark beeinflusst hat. „Meine ersten Songs waren schlechte Syd-Barrett-Rip-offs“, gesteht er. „Ich habe Barrets Songs auch gecovert. Das waren meine ersten Aufnahmen.“

Davor spielte Gardner im Kinderorchester Klarinette. Das Auswendiglernen von Noten ging ihm aber auf die Nerven. Bald merkte er, dass Instrumente wie Bass und Gitarre leichter zu beherrschen sind. „Mein bester Freund Hugo van de Poel durchlebte einen ähnlichen Prozess mit anderen Instrumenten“, erzählt Jacco. „Wir haben einander inspiriert, besser zu werden und Songs zu schreiben. Ohne ihn hätte ich die Musik nach der Klarinette aufgegeben und nur noch ferngesehen.“

Mit van de Poel gründete Gardner 2009 The Skywalkers. Die Psychrock-Band diente den beiden vor allem als Zeitvertreib, um genug Selbstvertrauen für Solokarrieren zu sammeln. „Bei unseren Soloauftritten hatten wir Schwierigkeiten, die Leute dazu zu bringen, still zu sein, weil wir eher ruhiges Singer-Songwriter-Zeug spielten. Mit Orgel und Schlagzeug konnten wir so laut sein, dass die Leute zuhören mussten“, sagt Gardner. „Aber eigentlich hatte ich schon ein Soloprojekt, seit ich begonnen habe, Songs zu schreiben.“

Einige dieser Songs werden nun auf Gardners Debütalbum Cabinet Of Curiosities veröffentlicht. Die Platte beschwört den Geist großer Pop-Produzenten wie Brian Wilson und Curt Boettcher. Zwischen Cembalo, Glockenspiel und Xylofon hört man auch eine Klarinette. Und so schließt sich der Kreis. „Ich arbeite an dieser Platte, seit ich 17 bin“, sagt Gardner. „Na gut, vielleicht nicht an genau dieser Platte, aber manche der Songs sind schon richtig alt. Man könnte sagen, sie sind mein Lebenswerk.“

Gardner hat Komposition und Arrangement studiert. Für seine Masterarbeit interviewte er den Soundtechniker Jan Audier, der den Sound vieler Nederbeat-Bands geprägt hat. Die beiden verstanden sich so gut, dass Audier später das Pre-Mastering für CABINET OF CURIOSITIES übernahm.

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Das Artwork der Platte stammt von Sonny Kay, der u. a. auch für The Mars Volta und 311 Cover gestaltet hat.

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Klingt wie: The Zombies, Syd Barrett, Foxygen