Instrumentenkunde Nr. 28: Hohner Clavinet D6
Die Technik:
Dass ein elektrifiziertes Barockinstrument zumfunky Keyboard schlechthin aufstieg, gehört zu den Mysterien der jüngeren Instrumentenkunde. Das Hohner Clavinet ist tatsächlich eine Art Elektro-Spinett, in dem – wie beim klassischen Vorbild—per Tastendruck Saiten gezupft werden. Nur, dass die Schwingungen wie bei einer E-Gitarre von elektromagnetischen Tonabnehmern in Strom umgewandelt werden, mit dem man dann einen Verstärker füttern kann. Die 60 Tasten ergeben einen Tonumfang von fünf Oktaven, die beliebteste Version des Clavinets, das D6, hat zudem noch Schalter zum Variieren der Klangcharakteristik.
Die Geschichte:
Entwickelt wurde das Clavinet in den 60er-Jahren von dem Erfinder und Musiker Ernst Zacharias, als Hersteller firmierte die Akkordeon- und Mundharmonika-Dynastie Hohner in Baden-Württemberg. Das Modell D6 wurde 1971 vorgestellt und machte sofort Karriere. Im Zeitalter der vollelektronischen Synthesizer erschien die elektromechanische – und daher natürlichem Verschleiß unterworfene – Konstruktion dann jedoch als nicht mehr zeitgemäß, weshalb Hohner 19S2 die Produktion einstellte. Der typische, leicht nasale Clavinet-Sound verschwand jedoch nicht: Samples mühen sich heute um mehr oder minder authentische Reproduktionen des Klangs.
Die Anwender:
Der knackige, perkussive Klang des Clavinets machte das Instrument zum idealen Begleiter für Soul- und Funk-Musiker. Aber nicht nur Stevie Wonder ( Superstition“), Maceo Parker, Tina Turner („Nutbush City Limits“) und Billy Prcston drückten Clavinets Tasten, auch Rocker wie Led Zeppelin („Custar dPie“), Pink Floyd („Shme On You Crazy Diamond“) und Van der Graaf Generator (GODBLUFF) schätzten das Keyboard aus dem Schwabenland. Zu den jüngeren Usern zählen Gorillaz („Dirty Harry“), Stereolab („Blips, Drips And Strips“), The Thrills, Beck und die Red Hot Chili Peppers.