Indie-Promi-Hochzeit: Dosen, Stroh und „Glory‘
Kaum ein ganzes Jahrzehnt ist es her, dass Primal-Scream-Sänger (und, nicht zu vergessen, Ex-Jesus-&-Mary-Chain-Drummer) Bobby Gillespie so vernarrt in die Modedroge Ecstasy war, dass er den Boss seiner damaligen Plattenfirma (einen gewissen Alan McGee) bekniete, den Betrieb einer eigenen E-Fabrik zu finanzieren, um das Rauschgift kostenlos an Fans und Freunde verteilen zu können. Nun ist der zuletzt zum straßenstaubigen Rock’n’Roll Zurückgekehrte in den Hafen legaler Bürgerlichkeit eingelaufen und hat seine langjährige Freundin, die Modeschöpferin Katy England geheiratet. Die Trauung fand in der Kirche St. Margaret in Betley, Staffordshire, statt, und um der ganzen Sache etwas von ihrer Nobilität zu nehmen, verzichteten Braut und Bräutigam auf einen Rolls-Royce und bestiegen stattdessen mit dem vierjährigen Sohn Wolf (dessen 22 Monate alter Bruder Lux nicht dabeiwar) eine al te Strohkutsche. Unter den Gästen war beider Busenfreundin Kate Moss, die den Frisch vermählten Tickets für die Rolling Stones (in Amsterdam) schenkte- und 20.000 Pfund für den Privati et bezahlte, der die drei am nächsten Tag zu dem Konzert brachte.
Ein Unfall bei den Dreharbeiten zum “ Welcome To The Black Parade“-Video hätte My-Chemical-Romance-Schlagzeuger Bob Bryar fast das Leben gekostet: Er zog er sich Verbrennungen dritten Grades und einen Bluterguss im Gehirn zu, der kurz vor dem Platzen stand. Nach drei Tagen entließ sich Bryar auf eigene Gefahr aus dem Krankenhaus, was Gitarrist Ray Toro so kommentierte: „Man weiß, dass jemand alles gibt, wenn erbereitist, fürdie Bandzu sterben.“
An einem wahrhaften Epos arbeitet Ex-Ash-Gitarristin Charlotte Hatherley: Für ihr derzeit in Italien mitProduzent Ben Hillier (Blur, Elbow) entstehendes zweites Soloalbum sind bereits 12 Songs fertig, fünf sollen noch folgen. Klingen tut die Platte laut dem beteiligten PJ-Harvey-Trommler Rob Ellis „wie Glühwürmchen, die in den Büschen kopulieren“. Auch Hatherleys Ex-Band ist nicht geizig: Für das neue Ash- Album stehen 27 Songs zur Auswahl.
Neue Maßstäbe in Sachen Präsidentenkritik setzt Evil JaredHasselhoff: Der Bloodhound-Gang-Bassist traf Mitte September in Berlin ein, um sich eine Wohnung zu suchen, die „antiamerikanisch eingerichtet“ sein muss. „Ich werde erst dann in die USA zurückkehren, wenn GeorgeW. Bush nicht mehr Präsident ist“, lautet seine knappe Begründung.
„Exzellente Heilungschancen“ hat laut ihren französischen Ärzten Marianne Faithfull, bei der im September Brustkrebs diagnostiziert wurde, weshalb sie ihre Herbsttournee auf 2007 verschieben musste.
Selbst geheilt hat sich laut eigener Aussage Eddie Van Haien: An Zungenkrebs erkrankt, habe er „mit einem Partner eine spezielle Behandlungsmethode entwickelt, deren Details er jedoch nicht verraten möchte.
Gute Aussichten für Pete Doherty, dessen Verurteilung wegen Drogenbesitzes auf Dezember vertagt wurde, weil Richterin Jane Mclvor vom Fortschritt seiner Entzugsbemühungen „beeindruckt“ war: „Ich hätte nie gedacht, dass Sie das schaffen, und hielte es für kontraproduktiv, Sieins Gefängniszu schicken. „Bleibt er bis Dezember drogenfrei, könne ihm eine Haftstrafe erspart bleiben.
Zum 20. „Bandgeburtstag“ (und 14 Jahre nach ihrer Trennung) feiern die Sugarcubes mit Sängerin Björk Auferstehung zunächst allerdings nur für ein Konzert am 17. November in Reykjavik.
Heimkehr feierten am 12. September auch R.E.M.: Bei einem Benefiz/Tribute-Festival mit Coverversionen ihrer Songs im legendären 40 Watt Club in Athens, Georgia, trat die Band überraschend selbst auf die Bühne in vierköpfiger „Originalbesetzung“ mit dem ausgestiegenen Drummer Bill Berry.
Jobangebot von Robocop Kraus: Nach der laufenden Tournee wird Bassist Tobias die Band nach acht Jahren verlassen. Wer sein Nachfolger werden möchte (und das ernst meint!), bewerbe sich unter mail@therobocopkraus.de.
Verabschieden musste sich Robbie Williamsin letzter Sekunde von dem für sein neues Album 1974 aufgenommenen Song „The 90s“, weil darin „beleidigende und unwahre Äußerungen „über den Ex-Take-That-Manager Nigel Martin-Smith aufgestellt werden.
Innerlich „verabschiedet“ hat sich Norah Jones ausgerechnet von ihrem größten Hit: Bei einem Benefizgig in New York vergaß sie den Text zu „Don’t Know Why“, saß laut Augenzeugen „eine Minute lang verwirrt da, entschuldigte sich, versuchte es noch mal und ließ diesmal nur zwei Strophen weg“.
1J2 haben die Arbeiten an ihrem nächsten Album begonnen. Fest steht vorerst nur, dass die Platte von Rick Rubin produziert wird. Schon Anfang 2007 soll das zweite Album der Arctic Monkeys erscheinen, ebenso wie das dritte Album von The Used, die allerdings während der Aufnahmen ihren Schlagzeuger Branden Steineckert feuerten.
Verzichten muss Madonna auf ihren Traum, sich mit einer russischen Rakete zur internationalen Raumstation feuern zu lassen: Der Duma-Abgeordnete Alexej Mitrofanov hatte einen entsprechenden Antrag eingebracht: „Das wäre, wenn es im selben Jahr wie die nächsten Wahlen in den USA und Russland stattfände, ein großartiges Ereignis. “ 252 von 450 Abgeordneten waren in der Abstimmung anderer Meinung.
Korrektur: Phillip Boas erste Major-Maxi „Kill Your Idols“ zu nennen und das auch noch per „(sic!)“ zu bekräftigen, ist doof. Die Platte heißt „Kill Your Ideals“.
Die Toten der letzten Wochen: Willi Ninja (Tänzer, Erfinder des Madonnaschen „Vogue“), Duke Jordan (84, Pianist für Miles Davis, Charlie Parker u.a.), Joseph Hill (47, Culture-Sänger), Giovanni Vanzino (35, Cloud-Nine-Drummer), Bück Page (84, Gitarrist der „Bonanza“-Titelmelodie), Jesse Pintado (37, Napalm-Death-Gitarrist), Lou „Boulder“ Richards (35, Hatebreed-Gitarrist), Pip Pyle (56, Drummer, u. a. Gong, Hugh Hopper, Robert Wyatt).