Im Interview: Walther R. Krause
Leitender Redakteur der Südwestfunksendung Popshop.
Walther R. Krause, 35, verheiratet, Vater zweier Kinder, leitet heute eine Sendung, die tagtäglich von mehr als einer Million Hörer eingeschaltet wird. Der POP SHOP steht heute als Musiksendung mit aktuellen Beiträgen in der Beliebtheitsskala der jungen Leute zwischen 14 und 24 ganz oben. Siehe ME POP POLL NR. 194. Sein Sendegebiet reicht von Krefeld bis in die Schweiz, vom norddeutschen Raum bis ins bayrische Hinterland. Die Einschaltquoten sind enorm und die eintreffenden Leserbriefe zahlreich. Wie es zu dieser Sendung gekommen ist, wie sie gemacht wird und welche Konsequenzen daraus entstehen, lest ihr in dieser und der nächsten Nummer des MUSIK EXPRESS. Gleich zu Anfang ein paar Facts zu dieser Sendung:
GESTARTET 1.1.1970
SENDEZEIT HEUTE TÄGLICH 5 STUNDEN
SENDEBEGINN 12 UHR 03
BANDVERBRAUCH JÄHRLICH IN DM 6785,82
TELEFONKOSTEN 9600,00
HONORARE MODERATOREN, SPRECHER 21000,00
REISEKOSTEN FREIER MITARBEITER 4535,00
KOSTEN TECHNISCHER VERBRAUCH 11,52
MANUSCRIPTE FREIER MITARBEITER 14850,00
56782,34
Natürlich sind in dieser Summe nicht die Studiokosten, die Gehälter für Redakteure, Sekretärinnen und Techniker enthalten. Trotzdem beläuft sich der jährliche Etat von dem diese Sendung gestaltet wird, auf sage und schreibe 220000 DM. Nicht viel, wenn man die Kosten anderer sogenannter Unterhaltungssendungen beleuchtet.
HERR KRAUSE WELCHES SIND IHRE FUNKTIONEN IN DER SENDUNG POP SHOP?
Meine persönlichen? Ich bin Redaktionsleiter. Dazu kommen noch die Redakteure, dass ist Herr Laufenberg, Herr Kögel, Herr Kliebenstein und Herr Vietig und natürlich noch die Sekretärinnen, drei an der Zahl. Ausserdem beschäftigen wir noch freie Moderatoren, die ich aber nicht als Redakteure ansprechen kann. Das sind so vier oder fünf, die uns zur Verfügung stehen, wenn es Engpässe gibt, oder Urlaubsvertretungen zu machen sind.
DAS IST ALSO DER GESAMTE STAB MIT DEM DIE SENDUNG POP SHOP GEMACHT WIRD?
Nein, dazu kommen natürlich noch für die Beiträge, für viele Beiträge ein Stab von freien Mitarbeitern. Das sind insgesamt fünf feste, freie Mitarbeiter.
STEHEN DIESE IN EINEM FESTEN VERTRAGS-VERHÄLTNIS?
Nein, sie werden zwar ständig beschäftigt, sind aber völlig frei. Es sind praktisch nur unsere Zulieferer, die auch nicht hier im Hause anzutreffen sind, sondern zuhause arbeiten. Was aber eigentlich niemand weiss, ist, dass unsere POP-SHOP Redaktion, auf die Mitarbeit aller Redaktionen im Hause angewiesen ist. Ob das nun die Politische, die Soziale, die Aktuelle oder die Kirchenfunkredaktion ist, alle arbeiten auch mal gerne für uns. In der Regel sieht das denn so aus. Wenn wir ein kirchliches Thema von einem Jugendlichen zugeschickt bekommen, macht das und das, und er hat uns ein Manuscript geliefert, aber keiner unserer Herren ist kompetent, das Thema unter diesem oder jenem religiösen Aspekt zu beurteilen, dann geben wir es schnell rüber zur Kirchenfunkredaktion und von denen kommt es zurück. Entweder es ist okay, oder sie sagen es geht nur mit Kommentar, oder es geht überhaupt nicht.
VERFÄHRT MAN EBENSO BEI POLITISCHEN SENDUNGEN?
Sehen Sie, den hab ich ganz vergessen. Ich hab noch einen Redakteur, der kommt von der Politik. Er sitzt aber in der politischen Redaktion des zweiten SÜDWESTFUNK Programms, die bezahlen ihn, was meinem Etat zugute kommt. Er arbeitet aber ausschliesslich für den POP SHOP Vier- bis fünfmal im Jahr macht er auch eigene Sendungen für die anderen Programme.
WELCHE SCHWIERIGKEITEN MUSSTEN SIE ÜBERWINDEN, UM DIESE SENDUNG ZU STARTEN?
Eigentlich gar keine. Sondern im September 1969 kam mein Programmdirektor zu mir und sagte, wir haben drei Programme, die über UKW laufen. Doch dieses dritte Programm bringt bisher nur Gastarbeitersendungen und das ist schade. Wollen Sie sich nicht etwas überlegen, ob wir da nichts für die Jugend machen können? Ich habe mir etwas überlegt, mir ein Konzept ausgearbeitet, während meine Sendung im ersten Programm weiterlief, hab das ganze POP SHOP genannt und gesagt, täglich drei Stunden. Die Sendung sollte also jeden Tag laufen. Egal ob Karfreitag ob Donner und Blitz. Die Hörer sollten jeden Tag die Möglichkeit haben den POP SHOP zu hören. Das hab ich denn auch geschafft und es ist mir sofort genehmigt worden.
WIE HIESS IHRE SENDUNG IM ERSTEN PROGRAMM?
Stars und Hits hiess die. Das war eine Schlagersendung, die jeden Tag einen anderen Charakter hatte.
Einmal nur deutsche Schlager, einmal nur Beat-Musik und dann wieder nur ausländische Schlager. Doch ich weiss es gar nicht mehr so richtig. Ach ja, an jedem Wochenende lief dann eine grosse Hitparade, 70 Minuten lang.
WIE LANGE BESTEHT HEUTE DER POP SHOP?
Genau seit dem 1.1.1970 an senden wir und zwar täglich, anfänglich 3 Stunden, dann bis zu 4 1/2 und im Augenblick fünf Stunden am Tag.
KÖNNEN SIE MAL KURZ ÜBERSCHLAGEN, WIEVIEL SENDESTUNDEN DAS BIS HEUTE SIND?
Nee, dass kann ich leider nicht. Aber wir haben die FÜNFHUNDERTSTE SENDUNG im Mai vergangenen Jahres gefeiert. Das heisst, die Sendung beginnt täglich um 12 Uhr 03, jedoch wie lange sie dauert, ist darin nicht berücksichtigt worden. Es ging hierbei, wie gesagt, nur um die Sendetage. Mit den fünf Stunden haben wir am 2.1. diesen Jahres angefangen.
HATTEN SIE VORBILDER FÜR DIESE SENDUNG?
Nein, Vorbilder hatte ich keine. Dass vieles bei uns so ist, wie in anderen Sendungen oder Sendern, das ist ganz natürlich, denn wir können nicht plötzlich den Rundfunk erfinden, der war ja leider schon ein paar Jahrzehnte da. Nur glaube ich, dass wir zumindest für unseren Raum Neues getan haben, denn ähnliches war hier im Sendegebiet noch nicht im Programm. Ganz abgesehen von dieser Länge!
WIE GROSS IST HEUTE DAS SENDEGEBIET VOM POP SHOP?
Wuppertal, Essen ist die nördlichste Grenze und da uns die Schweizer übernehmen, kann man uns auch in Lugano hören. Den gesamten POP SHOP kann man also in der Schweiz weiter als Zürich hören. Dann strahlen wir noch runter bis nach Augsburg. Das ist so unser Umkreis.
WIEVIEL LEUTE HÖREN TÄGLICH DEN POP SHOP?
Das ist sehr schwierig. Im Februar vergangenen Jahres haben wir einen Infra-Test durchgeführt, der sehr schmeichelhaft für uns war.
Aber er war nur erstellt von Hörern im Alter von 14 bis 24 und dann auch nur aus unserem Sendegebiet. Damals wurde die Sendung im Durchschnitt von täglich 300000 Leuten gehört und diese Zahl verdoppelte sich am Wochenende. Das sind aber nur, wie gesagt, die Zahlen von 14 bis 24 und nur aus unserem Sendegebiet. Da waren z.B. die Frankfurter schon nicht mehr drin. Aber wir kennen unsere Hörerpost, da ist Frankfurt ein Schwerpunkt, da ist Köln ein Schwerpunkt und komischerweise auch Krefeld. Heute würde ich die Zahlen optimistischer Weise mit drei multiplizieren und das dürfte noch untertrieben sein.
IM POP SHOP GIBT ES POLITISCHE SENDUNGEN. VERTRETEN SIE EINE SPEZIELLE LINIE ODER WOLLEN SIE NUR INFORMATIV UND AUFKLÄRERISCH SEIN?
Der POP SHOP ist ein Teil des SWF. Wir alle unterliegen dem Staatsvertrag, den eine Rundfunkanstalt mit ihrer Landesregierung abschliesst. In diesem Staatsvertrag ist eindeutig festgelegt, was gemacht werden muss. INFORMATION heisst das Stichwort. Nur die Art, wie man es macht, ist dann Sache der Redaktion.
WER WÄHLT ZUM BEISPIEL DIE LEHRLINGSSENDUNGEN AUS?
Herr Böhm heisst unser Autor, der für Lehrlingsendungen verantwortlich ist. Er liefert und die Thematik. Er steht in Verbindung mit vielen Lehrlingszentren, mit Ausbildung und auszubildenen. Er weiss in der Scene Bescheid und kennt die Gesetze. er kommt durch seine Kontakte an viele Probleme heran, die wir in Baden-Baden gar nicht erfassen können, weil sie z. B. in der Zeitung stehen und nicht über Telex laufen. Er steht also draussen in direktem Kontakt mit den Leuten.
SIE HABEN ALS MUSIK-SENDUNG ANGEFANGEN UND NOCH HEUTE NIMMT DAS DEN GRÖSSTEN TEIL EIN.
Ja, wir fingen am 1. Januar praktisch als Musiksendung an. Ich war damals alleine als Moderator und brachte fast ausschliesslich Musik. Dann habe ich später einen zweiten Sprecher, eine ne, dazu bekommen. Wir haben dann Vmmen das Programm gemacht, was natürlich höllisch viel Zeug war. Wir haben also ein viertel Jahr nur Musik gemacht. Später kam ein ständiger Mitarbeiter dazu, dass war Herr Laufenberg und als dieser eingearbeitet war, habe ich mir den dritten Mann geholt, Herrn Kögel. Von da an konnten (wir nun ganz langsam auch Wert aufs Wort legen. Bis zu diesem Zeitpunkt fehlten uns einfach die Leute. Ich fing danach an, mir meine Leute im ganzen Land zusammenzusuchen, die in die Konzeption des POP SHOP hinein passten.
WAS HAT DIE SENDUNG FÜR EIN ANLIEGEN?
Unser Anliegen ist es, Sendungen zu machen, die so klingen, als wären sie von Jugendlichen für Jugendliche gemacht. Die aber auf der anderen Seite so klingen, dass die älteren Hörer, sprich: Lehrer, Eltern, Lehrherren nicht abschalten. Mit eine Grundidee unseres Programms ist es, das, was zusammen gehört, auch zusammen zu lassen, nämlich: die Menschen in der Gesellschaft. Dazu gehören die Jugendlichen, genauso wie die Kinder, genauso wie die Eltern. Allerdings wenden wir uns mit unseren Mitteln, die uns liegen, an das Publikum, sprich: mit der Popmusik. Also alles, was da nicht reinfällt, hören Sie hier praktisch nicht. Und deshalb ist heute noch der grösste Teil der Sendezeit mit Musik gefüllt.
WAS FALLT FÜR SIE UNTER DEN BEGRIFF POP MUSIK?
Ja, 100%-ig kann man das nicht definieren. Aber gehen wir einmal von der Popmusik aus, die landläufig als solche bezeichnet wird. Da sind vielerlei Einflüsse drin. Denken sie nur an die englischen Gruppen, die von der Folklore beeinflusst werden oder die von der Country und Western-Musik beeinflusst worden sind. Das würde ich noch alles unter Popmusik zählen. Eine moderne Folklore ist für mich Popmusik, genauso wie es auf der anderen Seite ein möglicherweise rückwärtsgewandtes Konzert, wie „Concerto for Group and Orchestra“ von Jon Lord ist. Das ist auch Popmusik, obwohl das an sich im 19. Jahrhundert hätte geschrieben werden können, von der Melodie her. Alles, was heute in der Szene entsteht und ihre Wurzeln, das ist für mich Popmusik. Also, ich würde sagen, um das eine kammermusikalische Extrem zu nennen, der Mann, der mit der Gitarre ganz allein Folklore macht, bis hin zu einem riesigen Sinfonie-Orchester, was eine Beatgruppe begleitet und dazwischen alles, und möglichst wenig von dem, was für uns nur ein Randgebiet ist, der Schlager.
IHRE SCHALLPLATTEN KOMMEN ALS MUSTER EXEMPLARE AN, SIE WERDEN VON DEN EINZELNEN FIRMEN ABGESCHICKT MIT DEM HINTERGEDANKEN, SIE IN DER SENDUNG POP SHOP ZU PLAZIEREN. BESTEHT BEI IHNEN EINE ABHÄNGIGKEIT?
Dem konnten wir unterliegen, wenn wir das berücksichtigen, was uns die Firmen sagen wollen, nur, Schallplattenfirmen haben nichts zu sagen, die können nur Werbung für ihre Produkte machen. Sie können sagen, hier ist ein neuer Sänger, das ist die Stimme von Morgen, das ist der Grösste. Dann hören wir uns die Platte an und sagen, das ist leider eine Stimme von vorvorgestern und es ist der kleinste. Weg damit! Wir haben alle noch nie mit Schallplattenfirmen zu tun gehabt. Ausser Herr Laufenberg, der von einer Schallplattenfirma kommt. Er kennt also den Betrieb, wie solch eine Firma läuft, und das hilft uns in vielen Fällen weiter. Er kennt z.B. auch die Leute, die uns eine Platte zusenden, die am gleichen Tag im Ausland erscheint, aber wir bekommen sie noch früher.
So war das auch mit der McCartney-Komposition „Give Ireland back to the Irish“. Wir waren der erste deutsche Sender, der die Platte spielen konnte. Wenn Sie das als Abhängigkeit von einer Firma bezeichnen, dann sind wir abhängig. Alle andere Abhängigkeit findet nicht statt. Weil von uns noch nie jemand einen Text gemacht hat, noch nie hat einer einen Schlager gesungen und noch nie hat jemand von uns einen Schlager komponiert, oder so tolle Sachen. Erstens haben wir keine Zeit dazu, und zweitens auch keine Lust.
GIBT ES BESTIMMTE RICHTLINIEN, UM ALS GRUPPE ODER EINZELINTERPRET IM POP SHOP EIN INTERVIEW ODER ETWAS ÄHNLICHES ZU MACHEN?
Bei uns geht das ziemlich demokratisch zu. Die Firmen rufen natürlich ununterbrochen bei uns an und wollen uns irgendwelche Leute zum Interview schicken. Meine Sekretärin notiert sich das denn. An jedem Morgen um 10.30 Uhr setzen wir uns erst mal eine Zeit zusammen und ich lese dann die Leute vor. Hier will der und der zum Interview kommen, hat jemand Interesse? Sagt jemand, ich kenne die Platte, die ist dufte, bitte schön, dann soll er’s machen. Hat keiner Interesse, dann weg damit, dann gibt es kein Interview. Es hängt also von den Sprechern ab, die ja ihr Programm selber machen. Jeder Sprecher, der eine Stunde hat, muss sein Programm selber gestalten und ist praktisch auch dafür verantwortlich. Ich suche mir bewusst die Gruppen heraus, die ich für meine deutsche Sendung interviewen will, wo ich z.B. nur deutsche Popmusik anderthalb Stunden mache. Ich bekomme die LP und wenn sie mir gefällt, dann möchte ich mich mit den Leuten unterhalten. Aber es reizt mich auch, mich mal mit so Showgrössen wie Martin Mann zu unterhalten. Ich kenne ihn also von Platten, ok, Rumstata, schöne deutsche Polka, sonst nichts.
Im Falle von Martin Mann war es fast eine Entdeckung, er ist ein gelernter Komponist. Es entspann sich ein Gespräch von 20 Minuten daraus und ich glaube, dass es die Hörer interessiert hat, die ihn nur als Rumhopser auf der Bühne kennen.
TROTZDEM BLEIBT ER AUF DER BÜHNE EIN HOPSASA.
Das stimmt schon, aber so können wir im POP SHOP an der öffentlichen Musikszene überhaupt etwas ändern. Ich ändere nichts, wenn ich einen Schlagerstar hole und sage, Junge, Deine letzte Platte war dufte und Deine neue Platte ist genauso dufte und Du bist überhaupt ein dufter Typ. Davon hat keiner etwas. Wer ihn dufte finden will, den können wir kaum beeinflussen. Aber wer überhaupt noch Ohren hat, zu hören und zu unterscheiden zwischen einer Platte und einer anderen, zwischen einem Sänger und einem anderen, dem können wir das hier gesprächsweise klarmachen. Wir können selbst die Musik durchsichtiger machen. Insofern sind wir wieder bei der alten Frage, inwieweit sind wir von Schallplattenfirmen abhängig. Eben überhaupt nicht! Wenn die uns Freddy schicken, dann wird sich mit Freddy unterhalten. Weiter nichts. Das ist nicht für uns der Star, an den wir nicht randürfen, weil er ein Star ist, – weil irgendeine Grossmutti weint, wenn sie seine Platte hört, sondern wir wollen etwas von ihm wissen. Das ist auf jedenfall eine wichtige Aufgabe, denn dieses Starwesen wollen wir auf keinen Fall unterstützen.
BEEINFLUSST DER POPSHOP DIE HÖRGEWOHNHEITEN SEINER HÖRER?
Das ist ein irrsinnig komplexes Thema. Wir sind nun mal ein Massenmedium und ein Massenmedium hat seine eigenen Gesetze, dagegen kann man sagen was man will. Wenn sie konsequent aufgrund dieser Frage in sich hineinhorchen, müssten sie zu dem Ergebnis kommen, Massenmedien abbrennen, zerschlagen und nicht mehr senden. Denn was immer sie senden, wird immer irgendwo aufgenommen und sei es im Unterbewusstsein. Also, wird der Mensch irgendwie verändert. Natürlich, wenn wir einen Interpreten mit einer Platte 2X am Tag spielen, und ein Hörer hört 2X den Namen, dann geht er vielleicht in den Plattenladen und kauft sich die Platte. Das halten wir aber für legitim, weil wir versuchen, dass Gute zu propagieren. Und warum soll das Gute nicht gefördert werden?
DAS GUTE IST ABER SCHLIESSLICH EIN RECHT SUBJEKTIV DEHNBARER BEGRIFF!
Das ist aber in der Unterhaltungsindustrie recht einfach, dass Gute vom Schlechten zu trennen. Es gibt da noch einen sehr wichtigen Punkt. Wir beeinflussen nicht nur unsere Hörer, sondern wir werden auch durch unsere Hörer beeinflusst. Denn die jugendlichen Zuhörer, ich bin 35 und keiner der Leute, die den POP SHOP gestalten ist mehr unter zwanzig, haben eine ganz andere Beziehung zu der Musik, die heute entsteht, als wir. Das ist also wirklich eine Wechselwirkung. Wir bekommen täglich über 300 Leserbriefe, die einen unmittelbaren Bezug zur Sendung haben, da kann man nicht mehr anfangen zu manipulieren. Denn jeder von uns macht ein Programm wie er es für richtig hält, wie er es für gut hält und wie er es vertreten kann. Allein schon, dass wir vier selbstständige Moderatoren sind und jeder seinen eigenständigen Geschmack einbringt, ergibt eine Mischung von verschiedenartigen und doch substanziellen Dingen.
GEHT DER POP SHOP AUF DEN MASSENGESCHMACK EIN?
Da haben wir natürlich keine Möglichkeit, wir wollen das auch nicht. Wir können nicht plötzlich die Hörer umstimmen und wir können auch nicht gegen die Industrie arbeiten, das können wir einfach nicht. Dazu müssten wir ein Monopol in Deutschland haben und der einzige Sender sein, der senden darf. Die Industrie hat Zeitschriften in der Hand und die haben Rundfunksendungen in der Hand. Dagegen sind wir ein kleines Stimmchen, was versucht dagegen zu arbeiten. Und diesen Versuch halte ich nicht für illegitim, sondern für sehr nötig, um einfach ein Gegengewicht zu schaffen. Damit weiss ich mich mit vielen Redaktionen in anderen Rundfunkanstalten in Deutschland einig. Das ist ein Freiraum, den wir nutzen sollten.