Humor ist,wenn man nicht andauernd lacht


W e Are Scientists sind Anhänger einer seltenen Form von Künstlerschizophrenie. Bei ihnen herrscht ständig Frohsinn - nur nicht im Studio.

Aus uns Grünschnäbeln ist schnell eine Henne geworden, die goldene Eier legt“, sagen Keith Murray und Chris Cain mit Ironie im Unterton. Typisch. Kaum sitzt man den beiden verbliebenen Mitgliedern von We Are Scientists gegenüber, schon werden Witze gerissen. Es geht ihnen ja auch nicht schlecht. Etwa 150.000 Exemplare ihres Debütalbums with love and squalor sollen über die Ladentische und Downloadportale gegangen sein. Die Gunst der Fans haben sich We Are Scientists zudem durch einen veritablen globalen Tourmarathon erspielt. Da dürfte man sich auch mal zufrieden zurücklehnen, Risiken vermeiden und wie gehabt weitermachen. Nicht Murray und Cain: „Wir wollen nicht nur die Freunde all dieser Leute sein, sondern ihre Herren und Gebieter. Das klappt nur, wenn man eine mutigere und bessere Platte macht, bei der man denkt: Was zum Teufel ist das denn?“

Der gewünschte Effekt stellt sich beim Hören des neuen Albums brain trust mastery recht fix ein. Die typischen franz-ferdinandesken Dance-Punk-Grooves sind verschwunden. Indierock ist es noch, aber der ist mithin mit 80er-Funk a la Duran Duran und Spandau-Ballet-Saxofonen versetzt. Wie kamen sie denn auf dieses schmale Brett? „Das letzte Album ging ganz klar in eine Richtung“, erklärt Murray. „Dieses Mal war es uns wichtig, uns nicht mehr so auf ein Genre zu versteifen. Wir wollten mehr von dem zeigen, was uns geprägt hat, als wir noch nicht in einer Band waren. Unsere Eltern haben Sparks, Fleetwood Mac, David Bowie, Hall & Oates gehört. Jetzt entdecken wir ihre Musik wieder und verarbeiten sie.“ Einem hat das nicht so gut gefallen: Michael Tapper. Der Drummer stieg Ende 2007 aus. „Er hat unseren Tourneeplan gesehen und gesagt: Das ist nichts mehr für mich! Eine weitere ,Tortour‘, wie er sich ausdrückte, würde er nicht durchstehen. Es gab aber auch inhaltliche Differenzen. Man merkte, dass er sich mit dem neuen Material nicht anfreunden konnte. Wir können es kaum erwarten, den Leuten die neuen Songs vorzuspielen, aber er entwickelte überhaupt keine Leidenschaft“, erinnert sich Cain.

Sitzt man Murray und Cain gegenüber, findet man diese mit Intelligenz und Humor gesegneten Typen uneingeschränkt sympathisch. Und die kommen jetzt mit einem Album um die Ecke, das viel düsterer und weniger schwungvoll als erwartet klingt und wenig mit den Menschen gemein zu haben scheint, die We Are Scientists privat sind. Cain:

„Ich würde es mal mit einem Film von John Hughes vergleichen. Seine Komödien sind witzig und überdreht, aber es steckt auch eine ernsthafte Absicht dahinter. Viele Rockmusiker kennen diese doppelte Identität nicht und verhalten sich abseits der Bühne genauso wie darauf- wie ein Schauspieler, der seine Filmrolle auch beim Brötchenholen spielt. Das ist dann schon ziemlich peinlich.“ Einverstanden. Leider macht das Ganze aber keinen Sinn, wenn Murray und Cain übertreiben und dann – wie auf dem neuen Album – verkrampfter wirken, als sie wirklich sind. Die hätten ruhig kräftiger in den Scherzkeks beißen dürfen.

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