Hotlist 2017: Mit Der Ringer auf Wärmesuche in der kalten Technologie
Unterkühlt, distanziert und trotzdem drastisch: Dieses Hamburger Quintett macht reflektierten Pop für digitalisierte Herzen.
„Glücklich“ heißt die EP, mit der die Hamburger im vergangenen Frühjahr das nächste Stück im stetig wachsenden Mosaik der neuen intelligenten deutschen Popmusik einsetzten. Dort haben Bands wie Isolation Berlin und Golf mit ihren außergewöhnlichen Debütalben bereits einen Platz gefunden. Wundern muss es deshalb nicht, dass Der Ringer in ebenjenen Gruppen Partners in Crime gefunden haben.
Dabei gelingt es der Band, ihren distanziert wirkenden Popsongs stets eine nachtblaue Note einzuhauchen und so das Erbe der New Romantics durch den Raum wehen zu lassen. Das kann zwar sehr schnell unterkühlt wirken, doch die Lieder sind stets auf der Suche nach einer Wärme in der kalten Technologie, aus der sie sich speisen – ein fortschrittlicher wie frommer Wunsch. Der Zauber ihrer Songs liegt darin, dass man ihnen diese Rastlosigkeit abnimmt: auf der einen Seite die seelenlosen Synthesizer, auf der anderen Seite die forsche Gitarre, die im Zusammenspiel mit der Rhythmusgruppe den Hörer aus der 90er-Jahre -Videospiel-Vision einer nahen Zukunft ins Hier und Jetzt zurückholt. Die Band selbst nennt das Ganze „Soft-Punk“. Wir nennen es wahnsinnig zeitgenössische Popmusik.
Auf ihrer Homepage bieten Der Ringer nun ein Prelistening an, in dem man als Nutzer einer Webcam seine Gefühle in den Stream mit einbringen kann.