Hirnflimmern


Awkward bound

Meine Lieblingsradiomeldung des Monats:“Metalldiebe klauen ganze Eisenbahnbrücke in Tschechien.“

Ja, nicht schlecht. Wäre nur interessant, wie sie die dann über die Grenze gekriegt haben. Ist ja doch was Sperriges. Zumal: Wir früher, wenn wir Eisenbahnbrücken geklaut haben, wir haben immer noch gewartet, bis ein Güterzug drauf war, da rentiert es sich ja erst so richtig. Frage nicht. Aber ein ziemliches Gschiß ist es doch immer gewesen mit dem ganzen Gelump dann am Mann. Wir haben aufgehört damit, weil’s uns die ganze Schlepperei irgendwann einfach zu blöd wurde… Was ist denn da eigentlich los? Kollege Lindemann hört gerade eine Musik.die klingt, als würde einer eine Katzewürgen. Und ich sage nicht: Ey, das klingt ja, als würde einer eine Katze würgen, sondern: Das KLINGT tatsächlich so. wie man sich vorstellen könnte, dass es tatsächlich klingen würde, wenn einer eine Katze würgte. Halt ohne das Geschrei von dem Typen selber, dem die so belästigte Katze selbstredend seine saudummen Hände zerkratzen würde. Das ist dieser neue Act, dieses Mädchen, das von dem selben Produzenten produziert ist wie M.I.A., sagt Christoph. Ach die. Ach der. Der hatte wohl sein Gewürgte-Katze-Sample mitgebracht und wollte es jetzt partout endlich mal einsetzen. Und eine M.I.A. hätte freilich gesagt: Ey Alter, verzieh dich bloß mit deiner Katze, bevor was passiert! Aber mit den Newcomern kann man’s ja machen.

Was ich eigentlich erzählen wollte, ist nicht sooo sensationell, aber doch einigermaßen. Das Problem ist: Die Geschichte ist sensationell, aber sie hat keine Pointe, die muss ich dazu erfinden. mal sehen. Also: Ich letztens auf der Berlinale in, exakt, Berlin. Am Mittwochabend gegen halb acht Uhrabends, der Potsdamer Platz wimmelt vor Menschen, stehe ich an einer Fußgängerampel und brauche Feuer. Ich drehe mich mm und da steht in der Menschenmenge genau ein Typ, der eine Zigarette hält. Ah. Wir kommen in einen ganz kurzen Wortwechsel, weil sein Feuerzeug nicht richtig funktioniert, dann hab ich Feuer und die Ampel schaltet auf Grün und unsere Wege trennen sich. Vier Stunden-einen Film und zwei Bier-später, vier Stunden, in denen ich keine Zigarette geraucht habe, stehe ich mit einer Bekannten auf dem nun mehr fast menschenleeren Potsdamer Platz und brauchte wiederum Feuer für meine nächste Zigarette. Die Bekannte hat auch keins. ich schaue mich um: niemand,den man fragen könnte. Da latscht forschen Schrittes von der U-Bahn aus ein Typ auf uns zu und an uns vorbei, mit einer Zigarette in der Hand, ich rufe ihm hinterher, aber er tut so, als hörte er nicht und latscht weiter. Ich laufe ihm nach und in dem Moment wird mir klar, dass das derselbe Typ ist wie vor vier Stunden an der Ampel. Ich laufe neben ihm her und zünde an und frage ihn, ob ihm klar sei, dass er mir vorhin schon mal…? „Ja“, sagt er, „und das ist auch noch das selbe Feuerzeug.“ Und, was meinen Sie? Also, ich find’s abgefahren. Nein? Ich hätte die crazy Koinzidenz gern gebührend mit ihm begangen, aber zu meiner Enttäuschung hatte der Typ keinen Sinn für Abgefahrenheit, auf jeden Fall hatte er es furchtbar eilig, er müsse „zu einer Veranstaltung“. Und wenn Sie mich fragen, war da was faul. Am nächsten Tag Riesenaufregung in Berlin: Die S-Bahn-Brücke am Mendelssohn-Bartholdy-Platz war weg. Samt S-Bahn. Muss man sich mal vorstellen.