Heiner Lauterbach
Schwarzer Anzug, ein schwarzes Hemd, schwarze Krawatte mit weißen Tupfen. Wenn Kommissar Thomas Dorn rund um den Kölner Dom auf Ganovenjagd geht, dann ist er tiptop gekleidet, wie zuletzt am 4. August bewiesen.
Heiner Lauterbach als „Euro Cop“ ist innerhalb der Riege der altgedienten Fernsehbullen ein wohltuender Neuzugang. Drei Jahre nach seinem „Männer“-Ruhm eröffnet die in fünf Ländern ausgestrahlte Serie für den Münchner Schauspieler die Chance zu Popularität über die deutschen Grenzen hinaus. Auch die einheimischen Filmproduzenten haben dies rechtzeitig spitz gekriegt, und in diesem Monat schicken sie bereits zwei neue Filme mit Lauterbach ins Kino. „Bangkok Story“ und „African Timber“ verraten schon im Titel, daß hier der internationale Markt ins Auge gefaßt wurde: Das große Abenteuer an exotischen Schauplätzen!
„Bangkok Story“ unter der Regie des Fernseh-Routiniers Rolf von Sydow beginnt wie ein richtiger Krimi. Es ist Nacht, ein Lastwagen funzelt durch das Dunkel, an Bord zwei Hundefänger, die gleich gnadenlos zuschlagen werden. Dann ein Boxkampf, zwei Asiaten im Ring, zwielichtige Gestalten drumherum. Da kommt schon der Mann aus Deutschland ins Bild, Heiner Lauterbach als Entwicklungshelfer. Er runzelt die Stirn, weil er sich um Gelder aus Bonn Sorgen macht. Spätestens wenn Günther-Maria Halmer auftaucht und als Top-Journalist von „Newsweek“ angekündigt wird, ist’s mit der Glaubwürdigkeit vorbei. Was folgt, ist ein wirres Durcheinander aus beliebigen Dialogen, kühlen Drinks an der Bar und Abstechern ins Rotlicht-Milieu sowie zum Swimming Pool. Rechts und links von Lauterbach purzeln die Leichen, er aber denkt an nichts Böses.
Um Längen authentischer wirkt „African Timber“, gedreht in Ghana. Regisseur Peter F. Bringmann, der zuletzt „Gambit“ fürs Fernsehen inszenierte, läßt Heiner Lauterbach mit perfekter Bügelfalte aus dem Flieger steigen und mitten in ein Wespennest tappen. Das Sägewerk, das er leiten soll, setzt Spinnweben an. Dietmar Schönherr, einer der Besitzer, und seine schwarze Geschäftspartnerin (Deborah Lacey) schicken ihre frisch gefällten Mahagonistämme lieber zur Konkurrenz. Was geht hier vor, fragt sich Lauterbach. Bis er dahinter kommt, muß er viele Biere aus der Flasche trinken und wie ein Afro-Cop durch einen Filz aus Bestechung, mieser Geschäftemacherei und Voodoo pflügen, daß es nur so staubt. Schließlich setzt er durch, was das schlechte Gewissen der Industriestaaten diktiert: Das gute Holz bleibt bei den guten Schwarzen, und die Bösen bekommen ihre gerechte Strafe.
Lauterbach ist in beiden Streifen schlecht, er ist, wie man ihn kennt. Aber mit Geschichten, die im Geiste Karl Mays auf der Grundlage einer Handvoll Ansichtskarten entstanden sein könnten, sind dem Abenteurer natürlich enge Grenzen gesteckt. Sowohl „Bangkok Story“ wie „African Timber“ wurden vom Fernsehen koproduziert. Sowas hat Folgen. Die Karriere von Heiner Lauterbach scheint sich seit diesem Monat jedenfalls nach der eines berühmten Vorbilds zu entwickeln. Ein Kollege, der ebenfalls mit einer Krimiserie (Edgar Wallace) den Grundstein zu einer Reihe von Reißern wie „Das Mädchen in Honkong“ gelegt hatten. Wenn Heiner Lauterbach so weitermacht, dann hat er beste Chancen, der Blacky Fuchsberger von morgen zu werden.