Heah comes da Wolfman!


...den deutschen Rockgruppen auf der Spur.

Er ist zweifellos das Verrückteste, was jemals in den Staaten über den Äther kam: Wolfman Jack, Amerikas Wahnsinns-Deejay, der jahrelang sein Gesicht vor der Öffentlichkeit versteckte, und dessen Stimme den Teens der 60er Jahre Schauer der Bewunderung und ehrfurchtsvoll aufgerissene Augen bescherte. Nur einen kleinen Eindruck von der faszinierenden Wirkung, die das Wolfman Jack-Phänomen ausstrahlte, vermittelte der Film American Graffiti. Hier wird der legendäre Held von einem seiner Bewunderer in einem einsamen Studio aufgespürt. Hörern des amerikanischen Senders AFN mag die heulende Stimme Wolfman Jacks schon vertraut sein. Im August betrat der behäbige Amerikaner erstmals deutschen Boden, um die Besucher des Open Air Festivals in Ludwigsburg anzuheizen. Außerdem sind Wolfman Jack und sein Manager Don Ellis auf der Suche nach deutschen Gruppen, aber davon später…

Er rollt mit den Augen, fletscht seine Vampirzähne (die hat er immer dabei) und erzählt filmreife Storys. Als Robert Smith, in den Slums von Brooklyn aufgewachsen, schwärmte er für den Star Disc Jockey Alan Freed – den Mann, der den Begriff des Rock’n’Roll unter das Volk brachte. Das Wolfman Jack-Projekt entwickelte sich in seinem Hirn, während er selbst noch als kleiner Ansager seine Platten spielte. Der Wolfman fletschte zum erstenmal die Zähne, nachdem er die mächtige mexikanische Rundfunkstation XERF aus den Händen der „bad guys“ befreit hatte …

Wie wolfman Jack zu seinem Kopfschuß kam

Mit Bändern, auf denen er seine ersten Wolfman Jack-Ideen festgehalten hatte, machte sich Bob Smith damals ahnungslos auf den Weg nach Mexiko. Die XERF hatte immerhin einen Senderadius, der ihm Tausende von neuen Hörern sichern konnte. Dort traf er gleich in ein Wespennest. Der Boß der Station war ein raffiniertes Schlitzohr, das den publicitysüchtigen Predigern für ihre Sendungen ein Vermögen aus der Tasche zog, um angeblich die Station noch leistungsfähiger zu machen. Leistungsfähiger machte er damit allerdings nur sein Privatkonto, und die Angestellten wurden kurzgehalten. Wolfman Jack half den „good guys“, wie er sich ausdrückt, die Gangster zu vertreiben.

„Wir haben die Station mit Sandsäcken in ein Fort verwandelt. Ich habe den Jungs Waffen besorgt, 6mm-MPs. 50 Leute sind bei dieser Schießerei verwundet worden!“‚ Bist du auch verletzt worden?

„Natürlich“, beteuert er mit kindlicher Entrüstung. „Ich bin zweimal verwundet worden! Einen Schuß bekam ich in den Kopf, den anderen ins Herz …..

hahahahahaaaaü“

Autogramme von Jesus

Wolfman Jack konnte sich jetzt frei entfalten. Von nun an, das war 1959, existierte er nur noch als Phantom. Seine Stimme war maßgebend, wenn er ins Mikrophon heulte, eine unbeschreibliche Show abzog und – awouhhhh – die heißesten Scheiben auf den Teller legte. Nebenbei bot er von Schlankheitspillen bis hin zur Babynahrung alles an, was sich nur irgendwie verschicken ließ. (XERF arbeitete bis 1965 als Mail Order-Radio.) Das ging etwa so:“OOOhh, Baby, du mußt dir unbedingt xyz bestellen! Als Zugabe schicke ich deiner Mutter ein Foto von IHM!“ Er verdreht die Augen ehrfurchtsvoll gen Himmel. „Der verschickte glatt Autogramme von Jesus“, grinst Don Ellis.

Wieso, hat er gute Verbindung zu seinem Manager? Der DJ reißt die Augen auf: „lch bin sein Manager!“

Perücke und Make-up

Wolfman Jack hatte stets das Neueste, das Ausgefallenste, auf Lager. Er war der erste weiße Disc Jockey, der Soul spielte. Und Jose Feliciano erklärte: „Er spielte meine Platten als erster, er ist ein Riesentyp“, und die Guess Who setzten ihre Bewunderung für ihn mit dem Song „Clap For The Wolfman“ in Worte und Noten um. (Um nur einige Beispiele anzuführen.) In der Öffentlichkeit erschien Wolfman Jack damals nur mit Make-up und Perücken. Niemand kannte sein Gesicht, bis er 1970 das Geheimnis lüftete. Mittlerweile schallt seine Stimme aus mehr als 1.400 Rundfunkstationen in den USA und 620 ausländischen. 14 Millionen Fernsehzuschauer verfolgen sein wöchentliches Midnight Special, in dem er die amerikanische Show-Elite präsentiert, die ihn umgekehrt zu ihren Shows bittet. Wolfman Jack avancierte zum Allround-Star. Inzwischen gibt es sogar eine LP von ihm: „Fun & Romance“ mit bekannten Titeln wie „Blueberry Hill“ etc. Geplant ist außerdem eine Deutschlandtour seiner Show.

Es gibt nur einen Wolfman Jack!

Wolfman Jack, der heute (37 Jahre alt) steinreich mit Ehefrau und zwei Kindern eine Villa in Beverly Hills bewohnt und teuren Schmuck liebt, stellte 10000 Dollar für die Promotion des Filmes American Graffiti zur Verfügung. „Als sie mir einen Ausschnitt zeigten, war ich überwältigt. Ich bin ein erwachsener Mann, aber ich habe geweint. Das hatte ich nicht erwartet!“ Nur von der deutschen Version war er nicht begeistert. Logisch: Während im Original natürlich ausschließlich seine Stimme aus den Autoradios tönte, kam sie hier nur kurz zur Geltung, der Rest war synchronisiert. Und das fand er ungeheuer schwach, denn – so deklamiert er – „Es gibt nur einen Wolfman Jack!“

Der Wolfman und sein Manager Don Ellis sind außerdem auf der Suche nach deutschen Gruppen, die im Midnight Special vorgestellt werden sollen. Ist das ein Angebot? Also bringt Eure LPs und Infos zur Post, der Wolfman hat Euch seine Adresse aufgeschrieben:

Woltman Jack

Midnight Special

NBC, Burbank

Californien, USA