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„Halloween“-Kritik: Mit nur einer Szene wird das perfekte Monster erschaffen


Zwar gibt es schon etliche Filme aus der „Halloween“-Reihe um den Mörder Michael Myers. Der neueste ignoriert aber alle bisherigen Fortsetzungen und knüpft direkt an das Horror-Meisterwerk von 1978 an. Eine ausgezeichnete Idee.

Die „Halloween“-Reihe, die 1978 mit einer meisterhaften Mordszene aus der Ego-Perspektive des 6 Jahre jungen Michael Myers begann, umfasst bisher ganze zehn Filme. Beim elften, der nun unter der Regie von David Gordon Green in die Kinos kommt, traf man eine kluge Entscheidung: Bis auf das 1978er Original werden alle bisherigen Einträge in der Reihe ignoriert.

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„Halloween“ kann dadurch wieder auf ein gesundes Minimum an Story und Figuren reduziert werden, was Horrorfilmen meistens gut tut. Es geht um Täter und seine Jagd nach dem Opfer, dazu gibt es wenig störenden Ballast drumherum. Der Clou, den David Gordon Green und sein Co-Autor Danny McBride präsentieren, ist dabei die fehlende Angst des Opfers vor ihrem Peiniger.

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Ein Opfer wartet auf Rache

Jamie Lee Curtis, die 1978 als Scream-Queen in John Carpenters „Halloween“ mitspielte und die Attacken des Michael Myers überlebte, steht abermals für das Franchise vor der Kamera. 40 Jahre sind vergangen, seitdem sie die tödliche Nacht in der Kleinstadt Haddonfield überlebte. Seitdem hat sie auf den Moment hingefiebert, der nun eintritt: Michael Myers bricht aus dem Gefängnis auf und kehrt zurück. Nachdem sich Psychologen vergeblich an dem menschlichen Monster abgearbeitet haben, bricht Myers bei einem Gefangenentransport aus und setzt sein Morden fort. Doch nicht nur wehrlose Teenager und Hausfrauen laufen ihm in die Arme, sondern auch eine bis auf die Zähne bewaffnete Laurie Strode, die von Jamie Lee Curtis herrlich fanatisch gespielt wird.

Jamie Lee Curtis als Laurie Strode.

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Laurie wollte Myers am liebsten schon 1978 töten, dummerweise stand sein Gefängnisaufenthalt diesem Wunsch nach Rache bisher im Weg. Nun steht der Showdown aber bevor, via göttlichem Zufall ist wieder Halloween, als Michael Myers wieder auf Streifzug geht und dabei nicht nur zwei Kriminal-Podcaster und die halbe Besetzung einer Tankstelle, sondern auch wieder seine Lieblingszielgruppe ins Visier nimmt: Unschuldige Frauen, die in ihren eigenen vier Wänden erschlagen und erstochen werden.

Der Frauenmörder tötet wahllos

Den Terror, den der hünenhafte, nie ein Wort sagende Myers verbreitet, visualisiert „Halloween“ in einem schnittlosen Tracking-Shot, den man wohl heutzutage noch als Referenz nutzen würde, wenn er aus den 70ern und von John Carpenter wäre: In einer gefühlt ewig andauernden Szene geht Myers in eine Garage und nimmt sich einen Hammer. Mit diesem geht er in das erstbeste Haus und erschlägt eine Frau, als Souvenir nimmt er ein Messer aus der Küche mit und betritt damit das Nachbarhaus, in dem gleich das nächste Zufallsopfer dran glauben muss. In wenigen Minuten wird die Kaltblütigkeit und die Humorlosigkeit des berühmten Killers auf den Punkt gebracht, die Wahllosigkeit der Taten rundet den Schrecken von „Halloween“ dazu noch ab.

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So großartig wie diese lange Szene ist der Rest des Films nicht, an das Original anzuknüpfen ist aber allerdings auch eine undankbare Aufgabe. David Gordon Green (eigentlich ein Comedy-Mann) versucht zumindest sein bestes und setzt mit gelungener Bildästhetik bei Tageslicht und dem Verzicht auf Jumpscares bei Nacht Highlights. Und mit dem Psychokrieg, in den Jamie Lee Curtis‘ Figur ihre Familie in den vergangen Jahren hereingezogen hat.

Rekordverdächtiger Kinostart

Laurie Strode ist Mutter und Großmutter, ihre Familie hat sich von ihr losgesagt, weil Laurie fortwährend zum Training für den Ernstfall aufrief, ihre Tochter zum Schießtraining zwang und das Haus zur Todesfalle umbaute. Curtis spielt also das kampflustige Opfer, das sein Trauma an die nächste Generation weitergeben hat. Wäre Myers nie aus dem Knast ausgebrochen, wäre dies alles umsonst gewesen und „Halloween“ hätte mit Fokus auf diesen Aspekt ein hübsches Familiendrama werden können. Wir sind aber im Horror-Genre und die halb Familie Strode stellt sich irgendwann dem Peiniger der wirren Großmutter. Das ist zwar alles sehr erwartbar, aber zumindest lustvoll genug umgesetzt.

In den USA wurde „Halloween“ bereits nach einem Wochenende zum Megaerfolg, hatte den zweitbesten Start eines Horrofilms überhaupt. Und den allerbesten Kinostart eines Genre-Films mit einer weiblichen Hauptrolle, wie Curtis aktuell auch auf Twitter betont. Lassen wir diesen Triumph einfach mal so gelten, auch wenn die Leute trotzdem wegen Michael Myers und der legendären Musik von John Carpenter ins Kino gehen.

https://twitter.com/jamieleecurtis/status/1054058182937464833

„Halloween“ läuft seit Donnerstag in den deutschen Kinos. Die Spitzenposition der Charts konnte der Film gleich am ersten Wochenende an sich reißen. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben. 

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