Guns N‘ Roses, New York City, Hammerstein Ballroom
Nun ist es also doch passiert: Die "Gunners' kehren zurück. Oder das, was Axl W. Rose noch davon übrig hat.
„Axl Rose: New York ist Paradise City!‘ „Axl Rose und Senn Penn: Attackiert von betrunkenen Fans!“ – „Axl Rose: Kneipenschlägerei mitTommy Hilfiger!“New Yorks Klatschpostillen hatten einiges zu tun in diesen Tagen, man hätte meinen können, es sei 1988. Wir schreiben aber das Jahr 2006. Fast 20 Jahre ist es her, daß Guns N ‚Roses ihr bestes Album abgeliefert haben, seit mehr alszehn Jahren warten Fans auf das Erscheinen der „neuen Platte“ CHINESE DE-MOCRACY. Und vor vier fahren hat Axl sein letztes nicht von Aussetzern zerrüttetes US-Konzertabgeliefen.
Kein Wunder, daß die vier Konzerte in New York, angekündigt als „Probelauf* für die bevorstehende Europatour, in Minuten ausverkauft waren. Fünf Blocks lang ist die Schlange der wartenden Fans, eine Mischung aus College-Rüpeln und bier- und whiskeyseligen Altrockern. Allen gemeinsam: labbrige GN’R-Konzert-T-Shirts. Die Vorgruppe Bullet For My Valentine wird ignoriert; um so mehr Aufmerksamkeit wird den Frauen in kurzen Rökken und den anwesenden Promis (Mickey Rourke, Fred Durst, Lenny Kravitz) zuteil. Dann geht es los und es ist definitiv klar, welches Jahr wir haben: 2006, das Jahr, in dem der einst ruhmreiche, hedonistische, exzessive L.A.-Rock endgültig zu Grabe getragen werden kann!
Axl Rose, blaß, dicklich, mit offenem Lederhemd, zu engen Jeans und roten Dreadlocks, springt mit einem heiseren „Welcome To The Jungle“ aus der Kiste, begleitet von Kanonenschlägen und seiner siebenköpfigen Coverband. Ein Derwisch namens „Bumblefoot“ quält mit chromatischen Soli auf einer gelb-schwarz gestreiften Gitarre. „Guest Stars“ wie Izzy Stradlin, Sebastian Bach und Kid Rock dürfen ab und an einen Song mitspielen bzw. -grölen, dann aberbitte: Abgang. Und das neue Material? Songs wie „Madagascar“, „1RS“ und „Better“, klingen live genausobanal wie ihre gebootlegten Internetversionen.
Die ganze Show, Choreografie, Beleuchtung ist allein auf Axl Rose ausgerichtet. Sicher: Tolle alte Songs wie „Mr. Brownstone“ und „Paradise City“ machen das Gros der Setlist aus, aber es reicht eben nicht, daß Axl sie in dünnem Falsett heult und dazu mit dem Hintetn Schlangen beschwört. Die Faszination von Guns N‘ Roses lag im Triumph der Band – fünf kaputte Typen vom Sunset Boulevard -, nicht in der Las-Vegas-Show eines alternden Rockers. Nach zwei Stunden mischt sich das von der Decke rieselnde Konfetti am Boden mit den Scherben der (schmalen) Hoffnung, Guns N‘ Roses könnten noch einmal aufregend und gut sein. Nächste Schlagzeile: „R.l.P. GN ‚R!“
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