Grant-Lee Phillips: München, Atomic Cafe
München hat /o schon so manches Attribut verpasst bekommen, aber "niedlich"?
It’s such a cute city‘, schwärmt Grant-Lee Phillips, während sich bei diversen Zuschauern die Stirnfalten zu Fragezeichen formieren. Sei’s drum, definitiv niedlich ist an diesem Abend höchstens er selbst. In fast schon kuschelig anmutender Wohnzimmer-Atmosphäre des Atomic Cafe läuft der ehemalige Grant Lee Buffalo-Chef zur Hochform auf, tänzelt übermütig ums Mikro herum, aus den schwarzen Mandelaugen blitzt der Schalk, und flink kriegen auch noch die Fotografen in der ersten Reihe ihr Fett weg [„Hello Paparazzi“]. Doch genug der freundlichen Worte, nach langjähriger Bühnenabstinenz meldet sich der kleine Mann der großen Gefühle zurück, wohlige Schauer und schwermütiges Seufzen inklusive. Grant-Lee Phillips pendelt zwischen Gitarre, „classic corner“ (Piano) und „hillibilly corner“ (Stuhl mit Banjo) hin und her, lediglich begleitet von Eric Gorsain, der braunhaarigen Ausgabe von Richard Clayderman mit Geige, der – sorry – gut und gerne hätte daheim bleiben und dort im Schmalz versumpfen können. Allein die Stimme von Grant-Lee Phillips ist großes Kino, versprüht strahlende Poesie ebenso selbstverständlich wie schwitzenden Rock. Nach zwei Stunden Melancholie, Neuem vom Solo-Album „Mobilize“ und grandiosen Grant Lee Buffalo-Klassikern wie „Jupiter & Teardrop“, „Fuzzy“ und „Mighty Joe Moon“ gibt es dann noch Bowies „Ashes To Ashes“ und „Beware Of Darkness“ von George Harrison obendrauf gepackt. Da möchte man ewig stehen und lauschen, doch die Nacht ruft und das kalte Licht der letzten S-Bahn. www.grantleephillips com