Gefordert
Was reizt euch nach all den Jahren Liveerfahrung noch daran, auf die Bühne zu gehen?
James Dean Bradfield: Sicherlich ist es manchmal langweilig, Gigs zu spielen. Aber es gibt auch Herausforderungen, zum Beispiel den Auftritt in Havanna. Das war eine wirklich befremdliche Situation. Nicht nur, dass es seltsam war, in einem Land aufzutreten, von dem man nur stereotype Vorstellungen hatte, und zwar sowohl politisch wie auch kulturell. Wir mussten uns zusätzlich damit auseinandersetzen, dass wir auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen konnten, was Gigs in Kuba angeht. Alles in allem war es eine wirklich bizarre Erfahrung. Es ging zwar alles gut über die Bühne, aber die Leute hätten uns ebenso auspfeifen oder sagen können,dass wir keinerlei Gefühl für Rhythmus oder so hätten. Der Gig war nicht zu planen, alles hing in der Schwebe und hätte jeden Moment in einem Desaster enden können. Jedenfalls kam es uns so vor. Aber genau diese Unsicherheit machte die Spannung aus. Ich war schon lange Zeit nicht mehr so aufgeregt vor einem Auftritt. Diese Mischung aus Nervosität und Vorfreude ist grandios – genau so möchte ich mich eigentlich immer fühlen, bevor ich auf die Bühne gehe.
Es muss seltsam gewesen sein, nach diesem denkwürdigen Gig zur Routine überzugehen, in „normalen“ Clubs vor „normalem“ Publikum aufzutreten, oder?
Nicky Wire: In gewisser Weise war es seltsam, aber auch sehr schön. Das hatte was von Normalität. Man kann nicht immer etwas Außergewöhnliches tun.Zudem haben wir nicht nur normale Konzerte gegeben. Unser erster Gig in Großbritannien (nach dem Auftritt in Kuba; Red.) fand zum Beispiel vor nur 600 Leuten statt. Vor dieser Show war ich auch sehr nervös-ebenso wie vor dem Kuba-Gig, zugegebenermaßen jedoch auf andere Weise. Ich fürchte mich nämlich immer davor, in kleinen Hallen zu spielen, wo ich den Leuten ins Gesicht sehen kann. Diese plötzliche Nähe ist ungewohnt und erschreckt mich.
Was können die Fans von der neuen Tour erwarten? Werdet ihr mehrheitlich ältere Stücke aus der Phase von „Holy Bible“ spielen, oder promotet ihr das neue Album?
Nicky Wire: Wir haben schon immer darauf geachtet, viele Lieder älteren Datums in unseren Set zu integrieren. Allerdings wird das Hauptgewicht der Konzerte auf dem neueren Material liegen.
Wird es denn möglich sein, den „Wattsville Blues“ live zu spielen?
James Dean Bradfield: Wir haben es zumindest vor. Sicherlich dürfte es nicht sonderlich einfach werden, da Nicky sich schwer tut, Bass zu spielen und zugleich dazu zu singen. Aber mit genügend Übung dürfte es funktionieren. Hoffen wir zumindest. Also, lasst euch überraschen!