Gary Moore: München, Sedlmayer-Halle
Der Mann ist auf seinem Instrument einfach ein Tier – wenn auch vielleicht ein Dinosaurier. Gary spielte an diesem Abend jedenfalls alle potentiellen Konkurrenten an die Wand der mit 3000 Zuschauern zu zwei Dritteln gefüllten Halle. Selbst so vielgepriesene Gitarren-Heroen wie Yngwie Malmsteen wären wahrscheinlich ins Grübeln gekommen, hätten sie miterleben können, was der Ire im Verlauf der 90 Minuten alles aus seiner Gitarre zauberte.
Nach Dudelsack- und Flöten-Atmosphäre vom Band öffnet sich langsam der Vorhang, Gary und Gang erscheinen auf der Bühne, die mit ihrer sparsamen Dekoration (links eine riesige Treppe, in der Mitte ein überdimensionaler Würfel mit dem Schlagzeuger und rechts eine erhöhte Plattform für die diversen Tastaturen) ganz auf das musikalische Ereignis abgestellt ist. Die Zeit ist reif für „some rock ’n roll“.
Aber nein, die Band aalt sich erst einmal in dem Midtempo-Song „Over The Hills And Far Away“. ehe dann bei „Thunder Rising“ auch die gestandenen Hardrock-Freaks auf ihre Kosten kommen. Weiter geht’s mit „Shapes Of Things“, dem alten Yardbirds-Klassiker, der – modern arrangiert – vor allem die Tanzbein-Fraktion im Publikum auf Vordermann bringt.
Allmählich taut der Gitarrero und Sänger auf, jammt, was die Saiten halten, liefert sich Vokal-Duelle mit dem springlebendigen Neil Carter an den Keyboards, überläßt ihm schließlich die Lead Vocals. um sich ganz seinen halsbrecherischen Soli widmen zu können. Derweil trommelt der Neue. Drummer Eric Singer, stoisch und unbeirrbar, seinen Beat. Nur Bassist Bob Daisley bleibt relativ farblos: ihm helfen offensichtlich erst die gestrengen Blicke des Bosses auf die Sprünge.
Spätestens bei der Ballade „Empty Rooms“ und der anschließenden Einlage auf der Akustik-Gitarre wird auch dem Letzten gedämmert haben, warum Gary Moore ein so oft kopierter Stilist ist: In seinem virtuosen Spiel verbinden sich Technik und Gefühl auf ideale Weise, geht er in den Songs förmlich auf. Dabei bleibt er stets und entgegen aller Lautstärke dem Rhythm ’n‘ Blues verhaftet. Der steckt in jeder Pore seines gedrungenen Körpers.
Erstaunlicherweise hält sich die Begeisterung in Grenzen. Nach einem rasanten Ritt durch das Programm der letzten vier Alben geht die Band eher lustlos noch einmal zu zwei Pflichtzugaben auf die Bühne. Vielleicht ist es Moores Dilemma, mit einem stilistisch anspruchsvollen Programm nicht die eindeutigen Erwartungen der beinharten Hardrock-Fans befriedigen zu können.