Nach „Mad Men“ und Co.: Ein Blick in die Zukunft des Serien-Streamings


Nach 92 Folgen ist jetzt eine der Serien zu Ende gegangen, die maßgeblich für die jüngste große Renaissance der Fernsehserien verantwortlich war: „Mad Men“ hat uns die Vergangenheit erklärt – aber wie sieht nun unsere Netflix-Zukunft aus?

Der relative Erfolg dieser Serien, der sich zumindest im Fall von „The Wire“ und „The Sopranos“ beinahe erst nach Ende der Ausstrahlung auf den US-Kabelsendern durch die intensive Fananalyse nach dem binge watching auf DVD manifestierte, zog natürlich zahlreiche Nachahmer nach sich. 2007 kamen in den USA rund 200 neue Serien auf den Markt, 2015 werden es mehr als 400 sein. Wer soll das alles anschauen? Wie gierig die Industrie dennoch nach neuem Futter ist, damit das Lagerfeuer weiterlodert, um das sich alle versammeln sollen, verdeutlicht die Antwort auf die Frage, wo die neuen Serien herkommen: Entweder klaut man sich Erzählstränge aus dem Hollywood-Kanon mit Serienablegern von Kinofilmen wie „Fargo“, „Minority Report“ oder „From Dusk Till Dawn“. Oder man setzt auf spin-offs bereits existierender Formate wie „Better Call Saul“ oder „Fear The Walking Dead“. Andere Serien werden von den Networks um neue Staffeln verlängert („Homeland“, „House Of Cards“), ohne an Relevanz oder Tiefe zu gewinnen, die an die großen Gesellschaftsdramen reichen würden.

Was sich allerdings verändert hat, sind die Sehgewohnheiten. Von den USA aus hat die Streaming-Plattform Netflix sich inzwischen in Deutschland etabliert. Dem sogenannten linearen Fernsehen, also dem strikten Anschauen nach den „Hörzu“-Zeiten, trotzen hierzulande nur noch der „Tatort“ und sportliche Großereignisse. Folglich wird die Nische dieser Serien immer breiter, weil Anbieter wie Netflix und Amazon Prime ihre Seiten mit Inhalten füllen müssen. Dabei entsteht Alt-Comedy wie „BoJack Horseman“ oder das Familiendrama „Transparent“ um einen Transgender-Vater. Auf der anderen Seite bemühen sich Drehbuchautoren vermehrt darum, weibliche Figuren zu entwickeln, die wie in der dänischen Serie „Borgen“ ihrem männlichen Gegenüber in Tiefgründigkeit und Facettenreichtum in nichts nachstehen. Mit „Orange Is The New Black“ hat Netflix eine Serie entwickelt, die fast ausschließlich aus der weiblichen Perspektive erzählt wird. „Orange …“ hat zwar nicht die erzählerische Schärfe und Originalität der Serien, die den aktuellen Boom ausgelöst haben. Aber wenn dafür auf „Mad Men“ jetzt noch mehr fantastic women folgen, wäre das nicht die schlechteste Entwicklung.