Interview

Fatboy Slim im Interview: „Robin Schulz ist überhaupt nicht mein Geschmack“


Vor seinem Headliner-Auftritt beim Super Bock Super Rock Festival in Lissabon sprachen wir mit DJ-Legende Fatboy Slim über EDM, DJ-Superstars und fehlende Festival-Headliner.

David Guetta war der Star einer Vielzahl von Memes, nachdem er bei der Eröffnungsfeier der UEFA Euro 2016, sagen wir, „performt“ hat. Würdest du dir solch eine Großveranstaltung antun, nach dieser Flut an Spott und Häme, die auf ihn niederging?

Verdammt, ja! Sofort! Ich bin bereits bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2012 in London aufgetreten und ich finde, solche Events sind tolle Möglichkeiten die Kultur der Dance Music zu repräsentieren.

Du hast an diesem Wochenende bereits beim Melt! 2017 aufgelegt, nun hier in Lissabon. Wie fühlt es sich an, sich innerhalb weniger Stunden von einem elektronisch orientierten Festival auf ein Mainstream-Publikum, wie hier beim SBSR, umstellen zu müssen? Schließlich spielen genau in dieser Sekunde die Deftones auf der Bühne, die du in einer Stunde betreten wirst.

Die Deftones jagen mir eine Heidenangst ein. Ich habe noch nie von ihnen gehört und bin dementsprechend eingeschüchtert. Mir wird oft die Frage gestellt, ob ich es lieber mag, große Festivals oder Elektro-Clubs zu spielen, und ich antworte dann stets: Ja. Ich liebe es einfach auflegen zu dürfen. Beim Melt! hatte ich ein viereinhalbstündiges Set. Das hat unfassbar viel Spaß gemacht, das Publikum hat bis zum Schluss mitgezogen. Bei solchen Sets ergibt sich mir die Möglichkeit auf eine musikalische Reise zu gehen und wesentlich entspannter mit dem Publikum zu interagieren. Heute Abend habe ich 90 Minuten, da muss ein Banger auf den anderen folgen. Das ist ziemlich harte Arbeit, das könnte ich keine 4 oder 5 Stunden durchziehen. Es ist schön, dass ich die Möglichkeit habe, beides zu machen – in riesigen Hallen und Stadien zu spielen, aber auch im intimen, stickigen Club. Könnte ich nur das eine machen, würde mir das andere schnell fehlen und ich würde mich langweilen.

Du freust dich also darüber, zurück zu den Wurzeln kehren zu können, wenn du Clubs spielst.

Nicht einmal das, denn ich habe nie aufgehört, in Clubs aufzulegen. Der Club ist eher der Ort, in dem du experimentierfreudiger bist, auch mal einen neuen Track live ausprobierst. Wenn ich heute nach den Deftones auf die Bühne gehe, spare ich jedes Risiko aus. In solch einer Situation denkt man sich nicht: „Hmm, ich glaube, heute schaue ich mal, wie der Track, an dem ich arbeite, so funktioniert.“ Wenn man möchte, gebe ich heute Abend den EDM-Superstar-DJ.

Du hast kürzlich in einem Interview das Glastonbury kritisiert…

(unterbricht) … Nein, das habe ich nicht! Kann ich das ein für alle Mal klarstellen? Herrgott, nein. Das ist das Problem mit dem verfluchten Internet. Jemand fragte mich, was ich von den Headlinern beim Glastonbury halte. Ich erklärte ihnen, dass, abgesehen von Prince – der vor seiner geplanten Show leider verstarb –, jeder große Act die Pyramide Stage bereits bespielt hat. Sei es U2, seien es die Rolling Stones – selbst Kanye West war bereits Headliner! Sie sind am Ende der Straße angelangt. Das habe ich versucht auszudrücken. Das war nicht als Kritik gemeint.

Wer wäre denn deiner Meinung nach bereit, als Headliner beim Glastonbury aufzutreten?

Das ist doch das Problem. Es gibt niemanden mehr. Sie haben doch schon alle dort gespielt.

Gibt es also keinen Act, von dem du behaupten würdest, er habe das Potenzial zum Glastonbury-Headliner zu erwachsen? Emily Eavis, die Glastonbury-Chefin, sagte vor einiger Zeit, sie könne sich die Foals und alt-J in Zukunft als Zugpferde vorstellen.

Ich habe keine Ahnung, welche Acts bei den jungen Menschen gerade schwer im Kommen sind, geschweige denn, wie groß die Foals sind. Emily ist eine wirklich sehr gute Freundin von mir – und wenn sie solche Aussagen trifft, dann wird sie damit sicher goldrichtig liegen. Sie zahlt einer Menge Menschen eine Menge Geld, um rauszugehen und zu horchen, wer die musikalischen Hoffnungsträger sind, die das Glastonbury benötigt. Adele war eine dieser Entdeckungen, die das Glastonbury förderte und schließlich zum Headliner wuchs. Ich spielte mein erstes Set dort vor 20 Leuten und arbeitete mich Jahr für Jahr hoch. Keine Band ist größer als das Glastonbury. Vielmehr sollte jeder dankbar sein, dort auftreten zu dürfen.