Eros Ramazzotti
Italiens Schmuse-Star Numero Uno trat grippegeschwächt zur Hörprobe an. Dementsprechend genervt kanzelte die Trief nase, die jede deutsche Hausfrau samt Tochter zum Seufzen bringt, seine Musikerkollegen quer durch alle Stilrichtungen ab. Einzig Curtis Mayfield lieferte genug Substanz für die erklärten Qualitätskriterien des Eros: Herz, Schmerz und viel musikalisches Gefühl.
Erste Allgemeine Verunsicherung: „Ding Dong“
„Gefällt mir überhaupt nicht! Und es klingt auch nicht so, als ob es besonders anspruchsvoll wäre. Das ist wohl ein Faschingsschlager, oder? Naja, es muß für alles Platz geben auf dieser Welt, wahrscheinlich verkauft es sich auch noch gut, weil das breite Publikum auf Blödsinn steht. Muß ich jetzt ausschließlich deutsche Musik hören?“
Madonna: „Vogue“
„Daran kommt ja heutzutage niemand vorbei. Finde ich allerdings nicht gerade umwerfend; es dauert am Anfang viel zu lange, bis es richtig losgeht. Was will man zu Madonna sonst groß sagen? Sie ist eine attraktive Frau, und ihre Musik mag ich im Prinzip auch, auch wenn sie arg kalkuliert und kommerziell ist und nicht allzu viel Inhalt und Substanz transportiert.“
Umberto Tozzi: „Ti Arno“ (Remix 90)
„Umberto Tozzi, ganz klar. Ist das eine Neuaufnahme für den deutschen Markt? Die Ur-Version ist schon ewig alt, die habe ich als Kind in der Küche mit meiner Mutter gehört. Eigentlich ein wunderschönes Stück, den Remix finde ich allerdings etwas einfallslos. Grundsätzlich ist gegen eine Neuauflage alter Hits nichts einzuwenden; vielleicht werfe ich ja in 20 Jahren selber eine neue Version von ‚Adesso Tu‘ auf den Markt, wenn mir sonst nichts mehr einfällt.“
Kim Wilde: „It’s Here“
„Ich komm nicht drauf, wer das sein konnte; es ist auch alles so eintönig, was ihr mir hier vorspielt, das hat keine Identität. Kim Wilde? Die mochte ich noch nie, sie hat sich für meinen Geschmack immer zu sehr als Diva aufgespielt. Sie hat keine Persönlichkeit – und so gut, wie alle Leute behaupten, sieht sie nun auch wieder nicht aus.“
Black Box: „I Don’t Know Anybody Else“
„Ein gefundenes Fressen für Diskotheken. House-Music ist halt zur Zeit der Renner, mittlerweile wird es arg eintönig für meinen Geschmack. Hinz und Kunz macht jetzt House, weil sich damit das schnelle Geld verdienen läßt. Nächstes Jahr ist vielleicht wieder Hardrock angesagt, dann werfen alle Hardrock-Platten auf den Markt. Anfangs waren diese Dancefloor-Geschichten noch ganz witzig, aber Trends verwässern halt mit der Zeit.“
Dave Stewart: „Lily Was Here“
„Gefällt mir bis jetzt am besten. Da ist wenigstens Gefühl drin, das kommt von Herzen, auch wenn es mir vom Arrangement her noch ein wenig zu technisch, zu synthetisch ist. Das Saxophon allerdings gibt dem Ganzen die nötige Stimmung. Sowas würde ich mir gern beim Autofahren anhören.“
The Cure: „Pictures Of You“
„Nein, das ist partout nicht mein Bier. The Cure? Ja, die kenne ich schon, aber eigentlich nur vom Namen her. Ich finde das Stück ein bißchen langweilig, es zieht sich so unmäßig in die Länge. Aber wenigstens waren da Musiker am Werk und keine Maschinen; ein Zeichen von ehrlicher Kreativität“
Fleetwood Mac: „Save Me“
„Mittelmäßig. Besonders viel kann ich damit nicht anfangen. Fleetwood Mac kenne ich natürlich schon, aber letztlich nur deswegen, weil es ein großer Name ist, nicht wegen ihrer Musik. Ich orientiere mich bei meinen Musikvorlieben nicht nach Namen. Ich habe auch gar nicht die Zeit und Energie, mich da auf dem Laufenden zu halten.“
Belinda Carlisle: „Runaway Horses“
„Wenn die nicht schon dran gewesen wäre, würde ich sagen, es ist Kim Wilde. Nachdem sie es offensichtlich nicht ist, gefällt es mir besser. Der Song ist gutansprechend, Rhythmus und Melodie gehen ins Ohr. Aber weltbewegend ist es auch wieder nicht.“
Curtis Mayfield: „Homeless“
„Das erste richtig gute Stück. Womack & Womack? B. B.King? Curtis Mayfield? Man hört auf jeden Fall, daß da Substanz hintersteckt, auch wenn die Nummer an sich gar nicht so überwältigend ist. Aber alleine seine Stimme und das Gefühl, das er in der Musik mitschwingen läßt, machen das locker wieder wett. Diese Platte würde ich mir sofort kaufen. Soul, Jazz – das ist die Musik, die ich privat am liebsten höre.“
Public Enemy: „Brothers Gonna Work It Out“
„Sofort aufhören! Spiel das nächste, schnell! Das war das letzte Stück? Gott sei Dank!“