Eric Burdon: „Ich bin total pleite“


ME:

Du schließt dich mit den Animals dem großen Wiederauferstehungs-Boom alter Gruppen an und präsentierst gleichzeitg eine neue Eric Burdon-Band. Meinst du nicht, daß eines dem anderen schaden könnte?

ERIC:

Nein, warum soll sich nicht auch ein Künstler über verschiedene Medien bzw. Gruppen äußern? Einem Schreiber schadet es doch auch nicht, wenn er für verschiedene Blätter arbeitet.

ME:

Ehe du kamst, erzählte Mike gerade, wie die neue Formation zustande kam: Nach einem Anruf am Samstag stand am Montag die neue Gruppe bereits in^den Startlöchern.

ERIC:

Ja, das stimmt. Ich brauchte dringend neue Leute, mit denen ich zusammenarbeiten kann. Ich habe über ein Jahr nicht mehr auf der Bühne gestanden. Jetzt sind wir erst einmal auf Tournee und werden wahrscheinlich auch eine Live-LP aufnehmen.

ME:

Habt Ihr nicht die Absicht, zusammen ins Studio zu gehen?

ERIC:

Warum zu den Maschinen gehen, wenn die Maschinen heute schon zu dir kommen können? Das Publikum gibt einem viel mehr Feedback, eine ganz andere Reaktion als die vier Wände eines Studios.

ME:

Und warum haben sich die Animals wieder neu formiert?

ERIC:

Als ich Ende ’75 in England war, hat unser alter Drummer John Steel es vorgeschlagen. – Was ist denn heute mit der Musik schon los? Jeder redet vom ,Jammen und keiner hat auch nur eine Ahnung davon, was es heißt; es findet einfach keine Kommunikation zwischen den Musikern statt. Ich habe mit vielen zusammengearbeitet und weiß es darum aus Erfahrung. Deshalb finde ich es gut, wieder mit Leuten zu spielen, die ich kenne und mit denen die Kommunikation klappt.

ME:

Wie sieht denn jetzt dein Repertoire aus?

ERIC:

Wir werden einen großen Teil des alten Materials bringen. Jeder meint, „House Of The Rising Sun“ müßte mir doch eigentlich schon zum Halse heraushängen. Aber das muß man anders sehen. Ich bringe es immer wieder, stets mit neuem Arrangement. Das ist es, was die Leute hören wollen, und ich gebe ihnen, was s i e wollen und nicht, was ich ihnen geben will.

ME:

Was willst du ihnen denn geben?

ERIC:

Filme! Ich will Filme machen, Rock’n’Roll-Filme.

ME:

Also nichts Lisztomania ähnliches? ^

ERIC:

Um Gotteswillen, nein! Ich hasse Ken Russell. Da hat er ein schönes Nazi-Spektakel auf die Beine gestellt, er sollte demnächst für die Russen arbeiten. – Was mir vorschwebt, ist so eine Art musikalischer Erotik“, aber das kann ich schlecht in Worte fassen, das muß man sehen. Auf jeden Fall habe ich mir ausgerechnet, daß ich jetzt noch zwei bis drei Jahre touren muß, um das nötige Geld für die Filmerei zu verdienen.

ME:

Von deinen Filmen träumst du ja schon ziemlich lange vergeblich. Meinst du denn, daß es ausgerechnet in drei Jahren klappt? Hast du überhaupt Geld?

ERIC:

Geld? Ich bin total pleite! Mein ganzes Geld habe ich bei meinen Rechtsanwälten in Kalifornien gelassen. Ich hatte da ziemlichen Ärger mit meiner ehemaligen Produktionsgesellschaft. Ich bin aber überzeugt, daß ich es schaffe.

ME:

Meinst du, du wärst ein guter Manager für dein Film-Unternehmen?

ERIC:

Ich? Das gäbe ein Desaster. Ich brauche immer jemanden, der mich kontrolliert, bremst oder zumindest berät. Ich wäre da schon auf ein gutes Mitarbeiter-Team angewiesen.

ME:

Zurück zur Musik. Du hast gerade selbst angedeutet, daß die heutige Musik-Szene nicht gerade aufregend ist. Was sich heute in den Charts tummelt, ist ja kaum noch mit dem zu vergleichen, was eure Generation damals ausgelöst hat. Jeder wartet auf etwas Neues, etwas wie die Beatles zum Beispiel.

ERIC:

Da können sie lange warten.