Elvis Costello: Köln, E-Werk
Ein alter Held in schlechter Form: Elvis Costello bietet mit den Imposters eine Rock-Show, die nach siebziger Jahren müffelt.
Die Brille: immer noch Kassengestell, wenn auch mittlerweile mit getönten Gläsern in nippen Rot-Orange-Tönen. Der Anzug: immer noch unspektakulär, wenn auch wohl längst nicht mehrvon der Stange. Und doch ist etwas anders an diesem Abend, an dem Elvis Costello mit seiner neuen Begleitband The Imposters angetreten ist, um den Menschen die Songs seines aktuellen Albums „When I Was Cruel“ live vorzuspielen. Als Declan Patrick McManus war er im Punk zu Hause, und als Elvis Costello war er zunächst mit The Attractionsfür NewWave zuständig, bevor Experimente mit Streichquartetten und schließlich – in Tateinheit mit dem großen Burt Bacharach auf dem Album „Painted From Memory“ – das ganz große Symphonieorchester dran waren. Und nun das: An eben diesem besagten Abend hat das Grauen einen Namen. Es heißt Steve Nieve, ist ein alter Weggefährte Costellos und außerdem Keyboarder. Oder besser: Kirmesorgler mit diskussionswürdigen Posen und einem nicht nachvollziehbaren Seitungsdrang. Was immer Costello an diesem Abend macht, ob er Rock-Kracher wie „45“, Midtempo-Songs wie „Spooky Girlfriend“ oder das manische, genial vertrödelte „When I Was Cruel No. 2“ mit der schönen Abba-Referenz-Textzeile „See that girl/watch that scene/diggin the Dancing Queen“ spielt – Steve Nieve orgelt alles erbarmungslos zu. Mitunter bearbeitet Nieve seine dreiteilige Keyboard-Burg gar mit den Ellenbogen, und nicht wenige im Publikum haben Angst, dass sich der Musiker gleich auch noch seiner Schuhe und Strümpfe entledigt und barfuß weiterorgelt. Und Costello? Der lässt den Mann nicht nur gewähren, sondern macht auch noch Platz für die ein oder andere fiese Keyboard-Solo-Tour. File under „Verursacher- und Mittäter-Prinzip“: Hier trägt der Chef höchstselbst die Schuld.
www.elviscostello.com